Kräfte deutschsprachiger Medien gebündelt – Urheber gehen leer aus
Eine neue medienübergreifende Vertriebsplattform für deutschsprachige Zeitungsinhalte im Internet hat der Online-Datenbankanbieter GENIOS (Handelsblatt-Gruppe) gemeinsam mit dem DIZ München („Süddeutsche Zeitung“ und Bayerischer Rundfunk) und einem Tochterunternehmen der österreichischen Presseagentur APA gegründet.
Das elektronische „Archiv der Presse“ (war 2002: www.archivderpresse.com) ist im September online gegangen. Zum Start standen nach Angaben der Betreiber bereits 150 Mediendatenbanken mit über 30 Millionen Artikeln und einem Bestand, der teilweise über zehn Jahre zurückreicht, für Recherchen zur Verfügung. Neben digitalisierten Print-Publikationen von derzeit rund 120 regionalen und überregionalen Zeitungen, Magazinen und ausgewählten Fachzeitschriften aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol, werden auch Archive von Online-Publikationen, Agenturen und verschiedene Nachschlagewerke zu Personen und Ereignissen angeboten.
Die Preisstruktur für die Nutzer ähnelt den hier geschäftsführenden GENIOS Wirtschaftsdatenbanken, wobei Gelegenheitsnutzer für einzelne Artikel ab 2,25 Euro (bis zu 10,10 Euro fürs Munzinger-Archiv) bei kostenloser Suche zahlen müssen, während für registrierte Nutzer die Mindestgebühr 1,80 Euro (plus ein Euro pro Suche) beträgt. Aus Sicht der Autorinnen und Autoren, die davon keinen Cent erhalten, ist das neue elektronische Pressearchiv eine Bündelung von Aktivitäten, die zum Großteil auf einer illegalen Verwertung urheberrechtliche Nutzungsrechte beruht – und dies, nachdem am 1. Juli 2002 die Urheberrechtsreform in Kraft getreten ist, die jedem Urheber für jede Nutzung eine angemessene Vergütung zuspricht.
Wie zum Start von den Betreibern mitgeteilt wurde, erzielen momentan nur maximal fünf Prozent der Online-Angebote der deutschsprachigen Zeitungen Einnahmen durch Nutzungsentgelte. Der Online-Archivmarkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz werde derzeit auf 20 Millionen Euro jährlich geschätzt, könne aber auf über 100 Millionen Euro wachsen.