Göttinger Wochenzeitung gibt noch nicht auf

Die Göttinger Wochenzeitung, Deutschlands einzige genossenschaftlich organisierte Lokalzeitung, kämpft um ihr wirtschaftliches Überleben. Vorstand und Geschäftsführung der Verlagsgenossenschaft Göttinger Wochenzeitung eG haben am 10. Juli beim Amtsgericht Göttingen Insolvenz angemeldet. Das Erscheinen der Zeitung wurde bis auf Weiteres eingestellt.


„Unsere Einnahmen aus dem Verkauf der Auflage und dem Anzeigengeschäft haben sich positiv entwickelt, sind aber hinter den Erwartungen zurückgeblieben“, so Geschäftsführer Jens Wortmann. Dies habe zu einem Aufzehren des Eigenkapitals geführt. Die Anmeldung der Insolvenz sei aus wirtschaftlichen und juristischen Gründen nicht zu vermeiden gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung. „Die Insolvenz muss für die Göttinger Wochenzeitung nicht das Aus bedeuten“, so Wortmann. Nach Bekanntwerden der finanziellen Schwierigkeiten hat eine private Initiative begonnen, Geld für das Weitererscheinen der Zeitung zu sammeln. Fast 100 Spender haben dafür innerhalb weniger Tage über 16.000 Euro auf ein treuhänderisch verwaltetes Privatkonto eingezahlt.
Anlass für die Initiative zur Gründung der Verlagsgenossenschaft war vor drei Jahren die Unzufriedenheit der Initiatoren mit der medienpolitischen Situation in Göttingen. „Wir wollten mit der Göttinger Wochenzeitung eine ernstzunehmende Alternative bieten: linksliberal, hintergründig und kritisch“, sagt der Mitinitiator und Redakteur Jürgen Bartz. Die genossenschaftlichen Strukturen sollten die Unabhängigkeit der Berichterstattung sichern und ein möglichst hohes Maß an Teilhabe ermöglichen. In diesem Sinne sei nicht nur eine Lokalzeitung in Gefahr, sondern ein bundesweit einmaliges medienpolitisches Modellprojekt.
Sammelkonto: Sparkasse Göttingen, BLZ 260 500 01, Konto 92304, Kontoinhaber:
Helmhard Ungerer, Stichwort: Weiterleben; www.goettinger-wochenzeitung.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Digitale Mobilität als Machtfaktor

Smartphone, Social Media und Plattformen – wie werden Menschen durch mobile, vernetzte Medientechnologien sichtbar, und wer oder was bleibt unsichtbar? Welche Rolle spielen dabei Geschlechter- und Machtverhältnisse? Über diese Fragen diskutierten Medienforscher*innen  auf der Tagung „Bilder in Bewegung, mit Bildern bewegen: Gender, Macht und Mobilität“ in Tübingen.
mehr »

Lokaljournalismus verliert Quellen

Viele Städte und Gemeinden betreiben inzwischen ihre eigenen Social Media Kanäle und ihre eigene Informationsstrategie. Auch Akteure wie Polizei und Feuerwehr setzen immer mehr auf direkte Kommunikation – was Vorteile hat. Gleichzeitig, so der Verband der Deutschen Zeitungsverleger (VDL), erschwert diese Entwicklung die Arbeit von Lokalkjournalist*innen. Eine Sendung des Deutschlandfunks hat nachgefragt.
mehr »

Deutsche-Welle: Beschäftigte wehren sich

Mitarbeiter*innen der Deutschen Welle (DW) protestieren an der Marschallbrücke in Berlin gegen die geplanten massiven Kürzungen im Etat des deutschen Auslandssenders. Sie wollen bis Freitag jeweils frühmorgens Bundestagsmitglieder auf ihrem Weg ins Parlament um Unterstützung für eine ausreichende finanzielle und personelle Ausstattung der Deutschen Welle bitten.
mehr »