„Kontinuität und Aufbruch“

Die Deutsche Welle hat einen neuen Intendanten

Der Favorit machte das Rennen. Erik Bettermann heißt der neue Intendant der Deutschen Welle (DW). Der bisherige Bundesbevollmächtigte des Landes Bremen wurde am 10. Mai vom Rundfunkrat der Welle zum Nachfolger von Dieter Weirich (CDU) gewählt. Der 57jährige Sozialdemokrat setzte sich im dritten Wahlgang mit zehn zu sieben Stimmen gegen Sabine Rollberg, Arte-Beauftragte der WDR-Fernsehdirektion, durch. Im ersten Wahlgang hatte Rollberg sogar vor Bettermann gelegen. Jürgen Büssow, ehemaliger medienpolitischer Sprecher der SPD und heute Regierungspräsident in Düsseldorf, war gegen seinen Parteifreund chancenlos. Der neue Intendant tritt sein Amt am 1. Oktober an.

Bettermann, der dem DW-Verwaltungsrat seit sechs Jahren angehört, sagte nach seiner Wahl in Berlin, seine Intendanz werde für „Kontinuität und Aufbruch“ stehen. Pressevorberichte, in denen er als Wunschkandidat der rot-grünen Bundesregierung bezeichnet worden war, kommentierte er mit dem Satz: „Ich bin kein Erfüllungsgehilfe von irgendjemandem“. Die Deutsche Welle sei auch kein „Propagandasender des Auswärtigen Amtes“. Es gehe darum, die Frage zu klären, welches Deutschlandbild der Auslandsrundfunk verbreiten solle. Bettermann sagte, er werde sich für eine Novellierung des Deutsche-Welle-Gesetzes „noch in dieser Legislaturperiode“ einsetzen. Unabhängig von der Haushaltskompetenz des Bundes plädiere er dafür, den Finanzbedarf der Welle durch eine unabhängige Kommission wie etwa der KEF zu ermitteln. „Auf diese Weise bekämen wir Planungssicherheit für mindestes vier Jahre.“

Am Projekt eines gemeinsamen Deutschlandkanals mit ARD und ZDF will Bettermann festhalten. Eine gemeinsame Körperschaft mit den beiden öffentlich-rechtlichen Sendern lehnt er indes ab. Der als Pay-TV für Auslandsdeutsche geplante Kanal müsse sich jedoch rechnen. Vorrangiges Ziel müsse sein, „unser eigenes Haus in Ordnung zu bringen und in ruhigeres Fahrwasser zu steuern“. Der neue Intendant will sich außerdem für eine Verjüngung des Senders einsetzen. Notwendige personelle Umstrukturierungen würden jedoch „so sozialverträglich wie möglich“ und im Einvernehmen mit den Beschäftigen vorgenommen.

In einer Glückwunschbotschaft äußerte Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin die Hoffnung auf einen „intensiven und konstruktiven Dialog“ mit dem neu gewählten Intendanten. Zugleich lobte er das Projekt „Deutscher Auslandskanal“ als „wichtigen Schritt zur Reform der medialen Außenrepräsentanz Deutschlands“. Er werde „alle Anstrengungen unternehmen, dass das gemeinsame Fernsehprogramm für das Ausland eine tragfähige finanzielle Basis erhält“.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Junger Journalismus: Lernen, vernetzen und schützen

Angriffe auf Journalist*innen nehmen zu, online wie auf der Straße. Umso wichtiger, Pressefreiheit nicht nur als Prinzip zu verstehen, sondern sie im Alltag zu verteidigen. Mit diesem Anspruch lud die Jugendpresse Deutschland Anfang November rund 80 junge Medieninteressierte nach Dresden ein. Bei der „YouMeCon kompakt“ ging es um journalistisches Handwerk, Verantwortung und darum, wie man Menschen schützt, die berichten.
mehr »

Lokaljournalismus verliert Quellen

Viele Städte und Gemeinden betreiben inzwischen ihre eigenen Social Media Kanäle und ihre eigene Informationsstrategie. Auch Akteure wie Polizei und Feuerwehr setzen immer mehr auf direkte Kommunikation – was Vorteile hat. Gleichzeitig, so der Verband der Deutschen Zeitungsverleger (VDL), erschwert diese Entwicklung die Arbeit von Lokalkjournalist*innen. Eine Sendung des Deutschlandfunks hat nachgefragt.
mehr »

Deutsche-Welle: Beschäftigte wehren sich

Mitarbeiter*innen der Deutschen Welle (DW) protestieren an der Marschallbrücke in Berlin gegen die geplanten massiven Kürzungen im Etat des deutschen Auslandssenders. Sie wollen bis Freitag jeweils frühmorgens Bundestagsmitglieder auf ihrem Weg ins Parlament um Unterstützung für eine ausreichende finanzielle und personelle Ausstattung der Deutschen Welle bitten.
mehr »