Gemeinsam aufstehen

Unter dem Motto „Tarif.Aktiv“ kam Mitte Januar in Berlin erstmals die Arbeitsgruppe der Tarifkommission Zeitungen zusammen, die sich mit der Information und Mobilisierung für die laufende Gehalts- und Manteltarifrunde beschäftigt.

Worauf es ihnen dabei ankommt:

Schlag ins Gesicht

Bei den Verlegern scheinen sich Kräfte durchgesetzt zu haben, die Zeitungen für Gelddruckmaschinen halten und sich um ihre gesellschaftliche Verantwortung nicht scheren. Statt Qualität zu sichern, werten sie den Journalistenberuf immer mehr ab. Jetzt wollen sie trotz vielfach guter Gewinne erneut die Bedingungen für den Redakteursnachwuchs verschlechtern. Das ist ein Schlag ins Gesicht der jungen Kolleginnen und Kollegen, die mit viel Enthusiasmus und großem Engagement ins Berufsleben starten. Mit dieser Politik setzen die Verleger die Zukunft der ganzen Branche aufs Spiel. Das dürfen wir nicht zulassen.

 Renate Angstmann-Koch,
Betriebsratsvorsitzende,
Schwäbisches Tagblatt

Bogen überspannt

Wertschöpfung durch Wertschätzung,
dieses System haben die Verleger seit etlichen Jahren vergessen. Permanente Arbeitsverdichtung, sinkende Redaktionsetats, Arbeitsplatzabbau, Überstunden – und dann noch weniger Geld? Diese Unverschämtheiten der Verleger werden wir nicht länger hinnehmen. Wir haben mit der Mobilisierung in den Redaktionen, den Druckereien und in den Verlagen begonnen nach dem Motto „Guter Lohn, gute Leute, gute Arbeit“. Dieses Mal haben die Verleger den Bogen überspannt, und das werden sie in Kürze merken.

Frank Bell, Betriebsratsmitglied,
Neue Westfälische Bielefeld

Es geht um die Wurst

Dieses Mal geht es wirklich um die Wurst. Die Zeitungsverleger haben in der aktuellen Tarifrunde zum Generalangriff gegen die Redakteurinnen und Redakteure und den journalistischen Nachwuchs geblasen. Sie sprechen von Steigerung der Qualität. Doch die bisherigen Maßnahmen und Vereinheitlichungen der Inhalte vieler Zeitungen und Zeitschriften sowie die jetzt geforderten tariflichen Einschnitte sprechen eine andere Sprache: Die journalistische Arbeit wird missachtet, die Leser werden der Meinungsvielfalt beraubt! Es geht um unsere Zukunft! Und leider stehen wir da nicht allein – auch bei Angestellten und Druckern sind die Tarifverträge gekündigt und ähnliche Tarifforderungen der Verleger auf dem Tisch. Deshalb müssen wir den Verlegerforderungen eine klare Absage erteilen. Gemeinsam Aufstehen für unsere Arbeitsbedingungen, unseren Beruf und unsere Berufung!

Renate Gensch,
Betriebsratsvorsitzende,
Berliner Verlag

Gerecht geht anders

Die Verleger tun in den Verhandlungen so, als würde die Zeitungsbranche krank daniederliegen. Wenn es so wäre, hätten sie unternehmerisch versagt. Nein, die Branche ist quicklebendig, und die Gewinne sprudeln – nicht zuletzt auf Kosten vieler Redakteure und Volontäre, die sich seit mehreren Jahren mit Gehaltseinbußen, Personalabbau, Leiharbeit oder Ausgliederungen herumplagen müssen. Ich finde, wer von Wertschätzung redet, darf nicht Geringschätzung üben. Die Verlegerforderungen vom 8. Dezember sind aber Ausdruck von Geringschätzung. Die Arbeitgeber wollen den Journalistenberuf abwerten. Gleichzeitig geben sie zu, dass die Anforderungen an Zeitungsredakteure steigen. Gerecht geht anders.

Ulrich Janßen,
Betriebsratsvorsitzender
Nordwest-Zeitung

Das Maß ist voll

In den Redaktionen kocht die Wut hoch. Die Kollegen haben begriffen, dass es in diesen Tarifverhandlungen nicht um eine Gehaltserhöhung, sondern um den Ausverkauf ihres Berufstandes und damit um alles geht. Das werden die Verleger zu spüren bekommen. Und dabei werden sich ältere Kollegen auch nicht gegen jüngere ausspielen lassen. Schon deshalb nicht, weil die Arbeitgeber sie Jahre lang ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit, ihre Familien und ihr Privatleben ausgenutzt haben. Das Maß ist übervoll.

Corina Lass,
Neue Westfälische,
Lokalredaktion Herford

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren

Journalist*innen sind in den vergangenen Jahren vermehrt zum Ziel rechter Angriffe geworden. Die Zahl tätlicher Übergriffe erreichte 2024 einen Rekordwert, so eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Die Autoren benennen die extreme Rechte als strukturell größte Bedrohung für die Pressefreiheit. Einschüchterungen oder sogar körperliche Übergriffe geschehen mitunter direkt an der eigenen Haustür. Den damit verbundenen Eingriff in das Privatleben empfinden Betroffene als besonders belastend.
mehr »

Internet: Journalismus unter Druck

Angesichts der Vielzahl von Beiträgen zum 30-jährigen Jubiläum des Internets arbeitet der Journalist Jann-Luca Künßberg in einem Gastbeitrag für Netzpolitik.org heraus, wie umfangreich die Online-Welt Journalismus selbst verändert hat. Enorm schnell, so Künßberg, habe der Geschäftsgedanke die Vision eines digitalen Versammlungsorts beiseitegeschoben.
mehr »

Rechtes Rauschen im Blätterwald

Ob Neuerscheinungen, Zusammenlegungen, Relaunches oder altgediente rechte Verlage: Was die Periodika der Neuen Rechten, ihrer Parteien, Organisationen oder auch einflussreicher kleinerer Kreise anbetrifft, lässt sich gerade angesichts des rechtspopulistischen Aufschwungs der letzten etwa 20 Jahre viel Bewegung ausmachen.
mehr »

VG Wort ändert Verteilungsplan

Die Mitgliederversammlung der VG Wort hat in ihrer Mai-Sitzung eine Reform des METIS-Systems mit der erforderlichen Mehrheit in allen Berufsgruppen beschlossen. Sie führt zu wichtigen Änderungen im Verteilungsplan der VG Wort. Vertreter der dju in ver.di haben das vorliegende Papier in Teilen kritisiert und versucht, es noch mit Änderungsanträgen zu beeinflussen – ohne Erfolg.
mehr »