Es geht um alles

Bevor der rote Teppich eingerollt wird: Hamburger Filmschaffende machen gegen Kürzungen mobil

Hamburger Filmschaffende fühlen sich von ihrer Kultursenatorin Karin von Welck im Regen stehen gelassen. Sie hat die Filmförderung (FFHH) um die Hälfte auf 3,5 Millionen Euro reduziert und Gespräche darüber verlaufen ergebnislos.

So haben sich jetzt 50 Filmleute zusammengetan und einen Kinospot produziert, der ab Anfang September in 75 Hamburger Kinos gezeigt wird. Er zeigt Bilder aus Filmen, die in Hamburg produziert wurden. „Filme aus Hamburg machen Stars – gewinnen Preise – schaffen Arbeit – verdienen Förderung“, so die Botschaft des Spots. Gefordert wird ein Etat von „mindestens dem bisherigen Umfang“, andernfalls, so „Gegen die Wand“ – Produzent Stefan Schubert „steigen wir von der Bundes- in die Regionalliga ab. Hier geht es nicht um weniger, sondern um alles“. „Das ist seltsam“, sagt der Schauspieler Peter Lohmeyer, „immer wenn ich auf großen Filmpremieren bin, stehen da auch wichtige Leute aus der Politik herum. Nur in Hamburg lässt sich niemand vom Senat blicken.“ Lohmeyer drückt aus, was die Filmschaffenden umtreibt: „Hamburg fehlt ein schlüssiges Konzept für eine effiziente und erfolgreiche Medienpolitik. Das ist Politik ohne Perspektive. Film spielt für Hamburg nur noch eine Nebenrolle. Der rote Teppich wird eingerollt“, so eine Erklärung.

Sollte es bei der Kürzung bleiben, haben NDR und ZDF angekündigt, ihren Beitrag an die Filmförderung von jährlich zwei Millionen Euro ebenfalls zu reduzieren. Nun hat die Wirtschaftsbehörde in Aussicht gestellt, das entstandene Loch unter Umständen mit zwei Millionen Euro zu stopfen, knüpft dies aber an die Bedingung, die Filmförderung von der Kulturbehörde abzukoppeln und selbst zuständig zu sein. „Ein falsches Signal“, heißt es dazu aus der FFHH.

Derweil unterzeichneten etwa 900 Film- und Medienschaffende den Aufruf „Film für Hamburg“, der von connexx-av / ver.di initiiert wurde (M 8 – 9 / 2004). Peter Lohmeyer und der Regisseur Hark Bohm übergaben die Listen der Hamburger Bürgerschaft. Bürgermeister Ole von Beust bekam von zahlreichen prominenten Filmschaffenden Offene Briefe, so von Wim Wenders, der mit seiner Abwanderung aus Hamburg drohte, sollte sich der Senat nicht bewegen.

fre


Mehr Informationen

www.connexx-av.de/film-fuer-hamburg.de
www.filmstadt-hamburg.de
www.ffhh.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Junger Journalismus: Lernen, vernetzen und schützen

Angriffe auf Journalist*innen nehmen zu, online wie auf der Straße. Umso wichtiger, Pressefreiheit nicht nur als Prinzip zu verstehen, sondern sie im Alltag zu verteidigen. Mit diesem Anspruch lud die Jugendpresse Deutschland Anfang November rund 80 junge Medieninteressierte nach Dresden ein. Bei der „YouMeCon kompakt“ ging es um journalistisches Handwerk, Verantwortung und darum, wie man Menschen schützt, die berichten.
mehr »

Lokaljournalismus verliert Quellen

Viele Städte und Gemeinden betreiben inzwischen ihre eigenen Social Media Kanäle und ihre eigene Informationsstrategie. Auch Akteure wie Polizei und Feuerwehr setzen immer mehr auf direkte Kommunikation – was Vorteile hat. Gleichzeitig, so der Verband der Deutschen Zeitungsverleger (VDL), erschwert diese Entwicklung die Arbeit von Lokalkjournalist*innen. Eine Sendung des Deutschlandfunks hat nachgefragt.
mehr »

Deutsche-Welle: Beschäftigte wehren sich

Mitarbeiter*innen der Deutschen Welle (DW) protestieren an der Marschallbrücke in Berlin gegen die geplanten massiven Kürzungen im Etat des deutschen Auslandssenders. Sie wollen bis Freitag jeweils frühmorgens Bundestagsmitglieder auf ihrem Weg ins Parlament um Unterstützung für eine ausreichende finanzielle und personelle Ausstattung der Deutschen Welle bitten.
mehr »