Leserbrief: Zu wenig Öffentlichkeit für Opfer im Irak

„Offenheit geopfert“ in M 4 / 2005

Schlimm ist, dass Bushs Leute die Informationsfreiheit in den USA aushöhlen wollen, keine Frage. Wer das kritisiert, sollte aber zumindest doch auf der Höhe dessen sein, was das Freedom of Information Act noch immer erlaubt. Und dann sind die „mehr als 575“ US-Gefallenen im Irak in der Bildunterschrift schlicht lächerlich.

Frei zugängliche Internetseiten, die sich ausschließlich auf offizielle Zahlen meist aus dem Pentagon stützen (icasualties.org/oif/), stellen das richtig: 1.571 US-Gefallene vom 19. März 2003 bis zum 24. April 2005, dazu 87 tote Briten und weitere 90 tote Soldaten aus der „Koalition der Billigen“. Mit Namen, Daten und Dienstgrad. Dazu 12.022 im Kampf verwundete US-Soldaten (bis zum 19. April 2005), von denen 5.970 innerhalb 72 Stunden zum Dienst zurückkehrten, also Leichtverletzte. Schließlich hat CBS/ 60 Minuten am 19. November 2004 eine Auskunft des Pentagon (ja, eben unter dem FoIA) veröffentlicht, dass bis dahin etwa 15.000 US-Militärangehörige wegen „non-battle injuries and diseases“ (dabei etwa 1.000 psychische Fälle) aus dem Irak evakuiert worden sind, von denen etwa 80 Prozent auf Dauer nicht mehr kampffähig waren. Die Zahl der irakischen Opfer liegt wesentlich höher (757 Tote allein 1. Januar – 12. April 2005 nach der selben Quelle), die werden aber vom US-Kommando nicht offiziell gezählt. Warum liest oder hört man davon fast nichts in deutschen Medien? Hier gibt es in der Tat ein Problem. Aber daran sind ausnahmsweise nicht die USA schuld.

 

Weitere aktuelle Beiträge

Weniger Demokratie wagen

Mit dem Slogan „Medienvielfalt stärken – Meinungsfreiheit sichern“ ist die Regierungskoalition aus CDU/CSU und SPD angetreten.  Keine Koalitionsvereinbarung ohne Bekenntnis zur „flächendeckenden Versorgung mit journalistischen Angeboten“. Aber halt: Hieß es nicht bei der Ampel (und der letzten Merkel-Regierung!) noch „flächendeckende Versorgung mit periodischen Presseerzeugnissen“?
mehr »

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »

In den eigenen Räumen etwas bewegen

Stine Eckert forscht zu Geschlechterkonstruktionen in den Medien am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Wayne State University in Detroit. Ihr Buch „We can do better“ versammelt  „feministische Manifeste für Medien und Kommunikation“. Mit Ulrike Wagener sprach sie für M über die Verbindung zwischen Universitäten und Aktivismus und die Frage, wo Medien und Medienschaffende etwas verändern können.
mehr »

Von Drehtüren und Seitenwechslern

Seit gestern hat Deutschland eine neue Bundesregierung. Das Personalkarussell dreht sich - sowohl in der Politik als auch in der PR. Einige prominente Namen der künftigen Mannschaft von Bundeskanzler Friedrich Merz kommen aus dem Journalismus. Zu den spektakulärsten Seitenwechseln zählen die Personalien Stefan Kornelius und Wolfram Weimer. Kornelius, seit 2000 in leitender Funktion bei der Süddeutschen Zeitung, zuletzt als Ressortleiter Politik, tritt die Nachfolge von Steffen Hebestreit (SPD) als Regierungssprecher an. Mit Weimer wird gar ein Verleger („Business Punk“) und Publizist („Cicero“) und Ex-Focus-Chefredakteur neuer Staatsminister für Kultur und Medien.
mehr »