Schneller im Netz

Kuba soll noch in diesem Jahr eine neue Verbindung erhalten

Die Erwartungen waren groß, als im Februar ein neues Glasfiberkabel von Venezuela nach Kuba verlegt wurde. Die rund 1.500 Kilometer lange Verbindung sollte den Inselstaat endlich an das moderne Datennetz anschließen. Nun verzögert sich der Anschluss aber wegen interner und externer Probleme.

Bereits im Juni war die Testphase für das neue Unterseekabel abgeschlossen worden. Zwar verläuft ein Datenkanal auch zwischen Miami (USA) und Cancún (Mexiko) nur rund 30 Kilometer vor der kubanischen Küste. Dennoch war die aufwändige Internetverbindung über Satelliten in Kuba bislang nötig, weil die US-Blockade dem sozialistischen Karibikstaat die Nutzung der bestehenden Leitungen verwehrt.
Im Juli dieses Jahres, so versicherte ursprünglich Boris Moreno Cordovés, ein führender Mitarbeiter im Ministerium für Informatik und Kommunikation, sollte die neue Datenverbindung in Betrieb genommen werden. Anfang August dann setzte Moreno vor den gut 600 Abgeordneten der Nationalversammlung eine neue Frist „bis September oder Oktober“. Der politische Wille sei da, versicherte er, aber der Anschluss der modernen Verbindung an das veralterte Leitungsnetz in Kuba schaffe Probleme. Medien in den USA berichteten indes unter Berufung auf anonyme Informanten von einem Korruptionsskandal im zuständigen kubanischen Telekommunikationsunternehmen ETECSA im Juni. Auch dies mag zur Verzögerung beitragen.
Der Probleme bei der Umsetzung ungeachtet sind die Erwartungen in die neue Verbindung groß. Nach Angaben des venezolanischen Ministers für Wissenschaft und Technologie, Ricardo Menéndez, kann die 640-Gigabyte-Verbindung die Übertragungsgeschwindigkeit für Kuba um das bis zu 3000-fache verbessern. Insgesamt 70 Millionen US-Dollar hat das Projekt des Joint-Venture Gran Caribe gekostet. Für den Bau engagiert wurden Experten der französischen Alcatel-Lucent und des chinesischen Partnerkonzerns Shanghai Bell.
Die Anbindung des Landes an ein Glasfiberkabel sei „ein großer Fortschritt“, sagte Kubas erster Vizeminister für Informatik und Kommunikation, Ramón Linares in einem Gespräch mit der mexikanischen Tageszeitung La Jornada. Dennoch bedeute es keine automatische Verbesserung der Verbindungsqualität. Vor allem die teilweise Jahrzehnte alten Datenleitungen im Land müssten modernisiert werden, so Linares, der auf die US-Blockade verwies. Dafür nötiges technisches Equipment sei oft in den USA patentiert und könne wegen der Blockadebestimmungen nicht erworben werden. Zudem sei unklar, wie die USA auf die Entwicklung des Internets in Kuba reagieren: Die meisten Daten aus der Region laufen über Server auf US-Territorium.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Spanien: Als Terrorist beschuldigt

Der katalanische Investigativjournalist Jesús Rodríguez hat Spanien verlassen, um ins Exil in die Schweiz zu gehen. Ihm wird von Ermittlungsrichter Manuel García-Castellón die Unterstützung terroristischer Akte vorgeworfen. Die Schweiz sieht im Vorgehen der spanischen Justiz gegen den Katalanen einen „politischen Charakter“.
mehr »

Italien: Neun Jahre Haft für Recherche?

Drei Reporter*innen der italienischen Tageszeitung Domani müssen mit bis zu neun Jahren Gefängnis rechnen. Die Staatsanwaltschaft Perugia ermittelt gegen sie, weil sie vertrauliche Dokumente von einem Beamten angefordert und erhalten und das Geheimhaltungsprinzip der Ermittlungen verletzt haben sollen. Die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll kritisierte, dass „hier investigative Berichterstattung über Mitglieder der italienischen Regierung unterdrückt werden soll."
mehr »

RSF: Vertrauen Sie der freien Presse!

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wählt in diesem Jahr ein neues Staatsoberhaupt oder eine neue Regierung, Regional- oder Kommunalpolitiker. Gleichzeitig begeht die deutsche Sektion von Reporter ohne Grenzen (RSF) ihr 30-jähriges Bestehen. Grund genug für die Kampagne „Erste Worte“. Unterschiedliche Menschen hören Auszüge aus den Antrittsreden ihrer Präsidenten: Wladimir Putin aus dem Jahr 2000, Nicolás Maduro aus dem Jahr 2013 und Recep Tayyip Erdogan 2014.
mehr »

Italien plant harte Strafen für Journalisten

Italien plant eine Reform seines Verleumdungsgesetzes. Das Vorhaben wird derzeit vom Justizausschuss des italienischen Senats geprüft und sieht neben höheren Geldstrafen auch ein gefährliches Verbot journalistischer Berufsausübung vor. Verurteilte Reporter*innen könnten ein Arbeitsverbot von bis zu sechs Monaten erhalten. Auch Haftstrafen für Medienschaffende, die eigentlich nicht im Gesetz auftauchen sollten, werden in einem jüngsten Änderungsantrag wieder hinzugefügt.
mehr »