Editorial: Auf zu neuen Gipfeln

War es ein erfolgreiches Jahr, das 2011er? Folgen wir Theodor Fontane: „Am Mute hängt der Erfolg“, kann diese Frage für die Medienleute in ver.di durchaus bejaht werden. Mutig und entschlossen, sind Tausende Redakteurinnen und Redakteure auf die Straße gegangen, um Tarifabbau abzuwehren. An ihrer Seite freie Journalisten und Volontärinnen, auch Verlagsangestellte und Drucker, die sich ebenfalls im Tarifkampf befanden.

Im Fokus stand der Wert des journalistischen Berufs. Auf den hatten es die Verleger abgesehen, vor allem eine Absenkung des Tarifniveaus für Berufseinsteiger um bis zu 25 Prozent war ihr Begehr. Sie scheiterten! M berichtete ausführlich.
Vielschichtig spiegelte sich auch 2011 in M-Berichten das Ringen um Anerkennung und Verbesserung der Profession von Journalisten, Filmemacherinnen, Rundfunktechnikern, Schauspielerinnen … Auf der einen Seite die stete Auseinandersetzung mit Arbeitgebern, die Tarifflucht begehen, auf Leiharbeit setzen; die Vergütungsregeln für Freie nach wie vor nicht anwenden. Zu den professionellen Rahmenbedingungen gehören auch medienpolitische Entscheidungen und Gesetzesnovellierungen: In die bringt ver.di seine Kompetenz ein – etwa beim Urheberrecht, der Pressefusionskontrolle oder den Rundfunkstaatsverträgen.
Auf der anderen Seite das Ringen um bessere Qualität der Arbeit. Sie wird u.a. dokumentiert durch den 25. Journalistentag der dju/Fachgruppe Medien am letzten Novemberwochenende. Das Thema „ Unter Einfluss!“ zeigt seine Aktualität angesichts der „neuesten Enthüllungen“ über die Neonaziszene und der nunmehr so häufigen Medien-Informationen darüber. Ganz zu schweigen, von den plötzlich so „erfolgreichen“ Erkenntnissen der behördlichen Ermittler, die in den letzten zehn Jahren nicht möglich waren. Wer setzt die Themen? Wer hinterfragt schwache Informationen oder umfangreiche Studien, verzerrende PR und einseitige Beeinflussung etwa durch die Neue Initiative Soziale Marktwirtschaft oder die Pharmaindustrie? Spannende Fragen des Journalistentages, die auch in der Erkenntnis gipfelten „sich selbst an die Kandare zu nehmen“ und wieder mehr Mut beim Hinterfragen zu beweisen.
„Der Mensch kann wohl die höchsten Gipfel erreichen, aber verweilen kann er dort nicht lange“, so George Bernard Shaw. Also Blick nach vorn auf die Mühen der Ebenen bis zum nächsten Gipfel. Im neuen Jahr wird M mit acht Ausgaben erscheinen. Dennoch wird mehr Inhalt versprochen und das in einem luftigeren Layout. Besonders die Website kommt nicht mehr so schlicht daher, wird mehr Service bieten. Eine weitere Wandlung wird sie mit dem Relaunch des ver.di-Webangebots bis zum Ende des nächsten Jahres erfahren. Wie das alles geht? Lassen Sie sich / lasst Ihr Euch überraschen, liebe Leserinnen und Leser. Im Februar ist es soweit. Bis dahin wünscht die Redaktion eine gute Zeit und einen fröhlichen Jahreswechsel!

Weitere aktuelle Beiträge

Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren

Journalist*innen sind in den vergangenen Jahren vermehrt zum Ziel rechter Angriffe geworden. Die Zahl tätlicher Übergriffe erreichte 2024 einen Rekordwert, so eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Die Autoren benennen die extreme Rechte als strukturell größte Bedrohung für die Pressefreiheit. Einschüchterungen oder sogar körperliche Übergriffe geschehen mitunter direkt an der eigenen Haustür. Den damit verbundenen Eingriff in das Privatleben empfinden Betroffene als besonders belastend.
mehr »

Rechtes Rauschen im Blätterwald

Ob Neuerscheinungen, Zusammenlegungen, Relaunches oder altgediente rechte Verlage: Was die Periodika der Neuen Rechten, ihrer Parteien, Organisationen oder auch einflussreicher kleinerer Kreise anbetrifft, lässt sich gerade angesichts des rechtspopulistischen Aufschwungs der letzten etwa 20 Jahre viel Bewegung ausmachen.
mehr »

Rundfunkfinanzierung in der Sackgasse

Bisher war Einstimmigkeit gefordert, wenn es um rundfunkpolitische Fragen ging. Die Ministerpräsident*innen der Länder sollen gemeinsam agieren, zum Schutz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Kein einfaches Unterfangen, wenn es um das Thema Rundfunkfinanzierung geht. Dass diese Praxis nun überarbeitet wird, ist Ausdruck einer Krise – wenn nicht der Demokratie, dann doch zumindest der Rundfunkpolitik der Länder.
mehr »

Kriminalität nicht mit Migration verknüpfen

Kriminelle Migranten bedrohen die Sicherheit in Deutschland“ – dieses alte rechte Narrativ wird von der AfD neu belebt und verfestigt sich in der Mitte von Gesellschaft und Politik. Medien, die diese realitätsverzerrende Erzählung bedienen, weil sie meinen, die laute Minderheit repräsentiere ein öffentliches Interesse, spielen mit dem Feuer.
mehr »