Editorial: Plädoyer für einen „Langestreckenläufer“

„Es kann nicht sein, dass der große Dokumentarfilm in der ARD nur im Sommer während der Talkshowpause läuft. Damit entwertet man ein Genre und missachtet es. Dokumentarfilme sind keine Lückenbüßer”, sagt die Journalistin und Dokumentarfilmerin Sabine Rollberg im M-Interview (S. 12–13). Von den Fernsehsendern eher als Quotenkiller gesehen, ist der Dokumentarfilm nach wie vor ein ungeliebtes Film-Kind. Dokumentationen werden „Unter Wert gehandelt” so der aktuelle M-Titel von Fritz Wolf – durchaus ein gewolltes Plädoyer für den Dokumentarfilm.

Dass dieses Filmgenre nicht Tod zu kriegen ist – obwohl schon oft vorhergesagt, ist vor allem leidenschaftlichen Filmemacher_innen zu danken. Trotz teils prekärer Arbeitsbedingungen, unter anderem geprägt durch eine schwierige Förderbürokratie und miese Bezahlung bescheren sie Deutschland immer wieder gute – letztlich auch preisgekrönte – Filme. Sie haben „Mut für Alltägliches”. Denn „die wahren großen Geschichten sind die kleinen”, ist Dokumentarfilmer Jean Boué überzeugt (S. 14–15). Sie wissen um die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Hintergründigkeit gesellschaftlich relevanter Stoffe im Umfeld schneller Bilder und massenweiser – häufig oberflächlicher – Information. Dabei bietet das Digitale, auch geprägt durch die sozialen Medien, dem Dokumentarfilm viele Möglichkeiten für neue Erzählweisen, für cross- und transmediale Projekte. Ein Beispiel dafür „#uploading_holocaust” von der gebrueder beetz filmproduktion, das auf der DOK Leipzig (S. 20) Ende Oktober Premiere haben wird.

Dieser M-Ausgabe liegt der Antrag für den Presseausweis 2017 bei. Er kann ab sofort bei ver.di in den Ländern beantragt werden. Hinweise, Ansprechpartner und das neue Formular auch unter: http://dju.verdi.de/service/presseausweis.

Ein weiterer Hinweis auf ein medienpolitisches Thema sei an dieser Stelle gestattet, lohnt einen Klick ins Internet: http://rundfunk.verdi.de/medienpolitische-tagung. „Rundfunk im Abseits” – Wie viel Sport braucht das öffentlich-rechtliche Programm” ist der Titel der nächsten medienpolitischen Tagung von ver.di, DGB und Hans-Böckler-Stiftung auf Einladung des Bayerischen Rundfunks am 25./26. Oktober auf den Medientagen in München. Dieser Termin ist natürlich auch auf M Online im Service zu finden, ebenso wie weitere interessante Veranstaltungen, Seminarangebote, Buch- und Filmtipps: https://mmm. ver­di.de/service. Wer immer auf dem Laufenden sein will, was in der Medienbranche aus M-Sicht gerade passiert, kann dazu nahezu täglich Neues auf M Online sichten: https://mmm.verdi.de. Und wer sich nicht jeden Tag seine aktuelle M im Netz abholen kann, aber regelmäßig die M-„Zeitschrift” haben möchte, dem ist der 14tägige Newsletter zu empfehlen. Das nächste M-Themenheft erscheint im Dezember.

Karin Wenk, verantwortliche Redakteurin

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Faktenbasiert, aufklärend, machtkritisch

Der Journalist Georg Restle ist seit 2012 Leiter und Moderator des Politmagazins Monitor in der ARD. Der studierte Jurist tritt für einen „werteorientierten Journalismus“ ein. Mit M sprach er über Fakenews, Fehlerkultur und journalistische Resilienz.
mehr »

Medienkompetenz live und vor Ort

Daß Medienkompetenz nicht nur digital, sondern auch im real life vermittelt werden kann  zeigt ein Projekt aus Berlin. Durch aktive Medienarbeit möchte das Meko Neukölln Kinder und Jugendliche darin stärken, ihre Stimme zu erheben, sich einzubringen und an der Gesellschaft teilzuhaben. Die Angebote sollen die Teilnehmenden befähigen, sich selbst auszudrücken und ihre Sichtweisen und Erfahrungen zu teilen.
mehr »

Erziehung zur digitalen Mündigkeit

Wie kann man Kinder und Jugendliche bei der Social-Media-Nutzung vor Gefahren wie Cybergrooming oder -mobbing schützen, ohne ihnen Teilhabe- und Befähigungschancen in der digitalen Welt zu verbauen? Die aktuelle Debatte wird hitzig geführt. Antworten reichen von einem Verbot für Tiktok, Instagram und Co für unter 16-Jährige bis hin zur Stärkung von „digitaler Mündigkeit“ der User und rechtlicher Regulierung der Anbieter.
mehr »