Schluss mit lustig

Tarifrunde im öffentlich-rechtlichen Rundfunk eingeläutet

„Jetzt ist Schluss mit lustig“ – unter diesem Motto wurde am Aschermittwoch in den ARD-Rundfunkanstalten, beim Deutschlandradio und beim ZDF die diesjährige Gehalts- und Honorarrunde eingeläutet. Die ersten Verhandlungen werden im NDR am 19. März geführt.

Am Aschermittwoch ist alles vorbei? Nicht beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk! Da geht es erst richtig los! Foto: David Jacobs
Am Aschermittwoch ist alles vorbei?
Nicht beim öffentlich-rechtlichen
Rundfunk! Da geht es erst richtig los!
Foto: David Jacobs

ver.di fordert für die Beschäftigten, fest Angestellte und Freie, sowie für die Bezieher von Betriebsrenten sechs Prozent mehr Geld. Die Tarifforderung enthält dabei senderindividuelle Komponenten wie zum Beispiel einen Sockelbetrag für Geringverdienende oder die Übernahme von Auszubildenden. Für die Freien soll sich die Tarifsteigerung an den tatsächlich gezahlten Honoraren und nicht an den Mindesthonoraren bemessen.
„Die Kolleginnen und Kollegen in den öffentlich-rechtlichen Sendern leisten täglich hervorragende Arbeit. Sie liefern Informationen von vor Ort und aus aller Welt, analysieren und unterhalten, setzen mit den diversen Programmen hohe Standards. Die Arbeit, die darin steckt, muss von den Verantwortlichen in den Rundfunkanstalten durch angemessene Gehälter und Honorare anerkannt werden“, fordert Frank Werneke, stellvertretender ver.di-Vorsitzender. Für die Tarifverhandlungen bedeute das unmissverständlich: „Gutes Geld für gute Arbeit“.
Die ARD-Intendanten scheinen davon weit entfernt. Sie wandten sich zum Auftakt der Tarifrunde mit einem gleichlautenden Schreiben an die Beschäftigten aller Sender. Darin fordern sie die Zustimmung zu Kürzungen an den zugesagten Altersversorgungen. „Jung gegen Alt, schlechtere Renten oder schlechtere Gehälter, das ist der Grundtenor dieses Briefes“, heißt es auf den Flugblättern der ver.di-Sendeverbände als Erwiderung.
Dabei führten die Intendanten gern den Vergleich mit dem öffentlichen Dienst an, ohne zum Beispiel zu sagen, dass beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk schon Jahre vor dem öffentlichen Dienst die bisherigen Versorgungszusagen für alle neu eingestellten Kolleginnen und Kollegen nicht mehr galten. Stattdessen werde gesagt: „Wir können es uns auf lange Sicht nicht mehr leisten, die Renten im selben Umfang steigen zu lassen, wie die Gehälter der aktiven Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ An diesem Satz sei alles falsch, argumentiert ver.di. „Renten sind nichts anderes als verspätet ausgezahlter Lohn. Es sollte selbstverständlich sein, dass sie sich wie dieser entwickeln. Aber das tun sie schon heute nicht. In den vergangenen Jahren sind die Betriebsrenten nur um durchschnittlich einen Prozentpunkt gestiegen.“
Ginge es nach den Intendantinnen und Intendanten, soll die Rente nur noch um die Hälfte des jeweiligen Tarifabschlusses steigen. Das hieße: Gehaltsanhebung um sechs Prozent, drei Prozent für die Rentner. „Nach wenigen Jahren wäre die Rente weit von der Entwicklung der Löhne abgekoppelt. Und am meisten draufzahlen müssten natürlich die, die jetzt oder in Zukunft auf Rente gehen.“ Die Beschäftigten sagen: „Nein, wir wollen beides: anständige Löhne und Honorare sowie anständige Renten und Pensionskassenzahlungen. Und deshalb ziehen wir auch mit einer anständigen Forderung in die Tarifrunde – für Aktive und für Rentner!“

 wen

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Erneute Streiks bei NDR, WDR, BR, SWR 

Voraussichtlich bis Freitag werden Streiks in mehreren ARD-Sendern zu Programmänderungen, Ausfällen und einem deutlich veränderten Erscheinungsbild von Radio- und TV-Sendungen auch im Ersten Programm führen. Der Grund für den erneuten Streik bei den großen ARD-Rundfunkanstalten ist ein bereits im siebten Monat nach Ende des vorhergehenden Tarifabschlusses immer noch andauernder Tarifkonflikt.
mehr »

Schutz vor zu viel Stress im Job

Immer weiter, immer schneller, immer innovativer – um im digitalen Wandel mithalten zu können, müssen einzelne Journalist*innen wie auch ganze Medienhäuser sich scheinbar ständig neu erfinden, die Belastungsgrenzen höher setzen, die Effizienz steigern. Der zunehmende Anteil und auch Erfolg von KI-basierten Produkten und Angeboten ist dabei nur das letzte Glied in der Kette einer noch nicht abgeschlossenen Transformation, deren Ausgang vollkommen unklar ist.
mehr »

Für eine Handvoll Dollar

Jahrzehntelang konnten sich Produktionsfirmen auf die Bereitschaft der Filmschaffenden zur Selbstausbeutung verlassen. Doch der Glanz ist verblasst. Die Arbeitsbedingungen am Set sind mit dem Wunsch vieler Menschen nach einer gesunden Work-Life-Balance nicht vereinbar. Nachwuchsmangel ist die Folge. Unternehmen wollen dieses Problem nun mit Hilfe verschiedener Initiativen lösen.
mehr »

Tarifverhandlungen für Zeitungsjournalist*innen

Bereits Ende Mai haben die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di und dem Zeitungsverlegerverband BDZV begonnen. Darin kommen neben Gehalts- und Honorarforderungen erstmals auch Regelungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Sprache.
mehr »