Der Online-Chef der regierungskritischen türkischen Tageszeitung Cumhuriyet, Oguz Güven, ist heute wegen „Terrorpropaganda“ zu drei Jahren und einem Monat Haft verurteilt worden. Außerdem soll er laut Gerichtsurteil die Methoden der kurdischen Arbeiterpartei PKK gutgeheißen haben, berichtet Cumhuriyet auf ihrer Website. Der Prozess gegen 18 weitere Mitarbeiter der Zeitung soll am 25. Dezember fortgesetzt werden. Güven war im Mai in Istanbul verhaftet worden. Grund war eine Meldung über den Unfalltod eines Staatsanwalts, der nach dem Putschversuch im Sommer 2016 in die Prozesse gegen die angeblichen Gülen-Anhänger involviert gewesen war. Güven hatte die Nachricht über den Twitter-Account der Cumhuriyet verbreitet und war daraufhin wegen „Terrorpropaganda“ festgenommen worden, da die Meldung die Putschgegner herabgewürdigt hätte.
Der Prozess gegen 18 weitere Mitarbeiter von Cumhuriyet war zuletzt am 31. Oktober fortgesetzt worden. Vier von ihnen sitzen derzeit noch in Untersuchungshaft: Chefredakteur Murat Sabuncu, Herausgeber Akin Atalay, der Investigativjournalist Ahmet Sik und der Buchhalter Yusuf Emre Iper. Auch ihnen wird Unterstützung der Gülen-Bewegung sowie der PKK vorgeworfen.
Insgesamt sind in der Türkei nach Angaben der Plattform für Pressefreiheit P24 noch 155 Journalist_innen inhaftiert. Darunter auch die deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu, deren Prozess am 18. Dezember in Istanbul fortgesetzt wird.