Aktion für Wa Lone und Kyaw Soe Oo

Reuters-Journalisten droht langjährige Haft

Die Einladung kam überraschend: Wa Lone und Kyaw Soe Oo, zwei für die Nachrichtenagentur Reuters in Myanmar (dem früheren Birma) tätige Journalisten, sollten sich mit zwei ihnen nicht bekannten Polizisten zum Abendessen treffen. Am 12. Dezember überreichen die beiden Polizisten den Reportern diverse schriftliche Unterlagen. Das blieb nicht ohne Folgen: Wa Lone und Kyaw Soe Oo wurden unmittelbar danach festgenommen und sind seither im Insein-Gefängnis in Rangun inhaftiert.

Die Behörden des Landes werfen den Journalisten vor, dass sie „wichtige und geheime Regierungsdokumente mit Informationen über den Bundesstaat Rakhine und die Sicherheitskräfte besaßen und vorhatten, diese an eine ausländische Nachrichtenagentur weiterzugeben“. In Rakhine leben viele Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya, die in Myanmar als angeblich Staatenlose massiv verfolgt werden. In den vergangenen Monaten nahmen Repression und Gewalt zu, so dass mehr als 600.000 Menschen nach Bangladesch flüchteten. Die beiden Journalisten hatten über einen brutalen Militäreinsatz gegen Dörfer der Rohingya recherchiert.

Am 10. Januar wurden Wa Lone und Kyaw Soe Oo vor einem Gericht in Myanmars größter Stadt Rangun angeklagt. Sie sollen mit ihrer Arbeit gegen das Gesetz zum Schutz von Staatsgeheimnissen verstoßen haben. Das Gesetz aus dem Jahr 1923 sieht eine Freiheitsstrafe von bis zu 14 Jahren für Personen vor, die Dokumente oder Informationen zu Zwecken beschaffen, speichern oder weitergeben, welche „die Sicherheit oder Interessen des Landes gefährden“.

Die Festnahme der Reuters-Journalisten zielt offenbar darauf ab, sie und andere Kollegen davon abzuhalten, unabhängig über die Situation im Bundesstaat Rakhine zu berichten. In Myanmar sind Journalisten in ihrer Arbeit anhaltenden Einschränkungen ausgesetzt. Nach der Ablösung der Militärregierung vor einigen Jahren gab es eine leichte Verbesserung der Lage, doch inzwischen lässt sich wieder eine besorgniserregende Erosion des Handlungsspielraums der freien Presse beobachten. Vor allem diejenigen, die über sensible Themen berichten – insbesondere über die Situation der Rohingya-Minderheit –, sehen sich Schikanen und Einschüchterungen ausgesetzt und sind von Festnahmen, Strafverfolgung und Gefängnisstrafen bedroht.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den Generalstaatsanwalt in Myanmar und fordern Sie ihn auf, Wa Lone und Kyaw Soe Oo sofort und bedingungslos freizulassen, weil sie lediglich ihrer Arbeit als Journalisten nachgekommen sind. Verlangen Sie außerdem, dass alle Gesetze, die die Meinungsfreiheit einschränken, aufgehoben werden. Schreiben Sie auf Englisch oder Deutsch an:

U Tun Tun Oo
Union Attorney General Office No. 25
Nay Pyi Taw
MYANMAR
Fax: 00 95 – 67 404 106
E-Mail: ago.h.o@mptmail.net.mm

Senden Sie eine Kopie an:

Botschaft der Republik der Union Myanmar
Frau Yin Yin Myint
Thielallee 19
14195 Berlin
Fax: (030) 2061 5720
E-Mail: info@meberlin.com

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fehlender Schutz für Journalistinnen

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen fordert die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di von der Politik und Arbeitgebern endlich mehr Schutz für Frauen in den Medien. Die Zahlen von Gewalttaten an Frauen sind sowohl online als auch offline gestiegen. Der Lagebericht 2023 der Bundesregierung zu geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichteten Straftaten zeigt: Besonders hoch ist der Anstieg bei frauenfeindlichen Straftaten im Zusammenhang mit politisch motivierter Kriminalität - 322 Straftaten - 56,3 Prozent mehr als noch in 2022.
mehr »

Neues vom Deutschlandfunk

Auch beim Deutschlandfunk wird an einer Programmreform gearbeitet. Es gehe etwa darum, „vertiefte Information und Hintergrund“ weiter auszubauen sowie „Radio und digitale Produkte zusammen zu denken“, erklärte ein Sprecher des Deutschlandradios auf Nachfrage. Damit wolle man auch „auf veränderte Hörgewohnheiten“ reagieren.
mehr »

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »