Gemeinsam gegen sexuelle Belästigung

Die ARD und die Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e.V. (Produzentenallianz) erweitern im Hinblick auf die öffentliche „MeToo“-Debatte ihre Zusammenarbeit. Die gemeinsamen Leitlinien für Transparenz und Antikorruption aus dem Jahr 2013 wurden um eine Passage gegen sexuelle Gewalt, Missbrauch und Belästigung erweitert. Eine entsprechende Klausel findet zukünftig Eingang in die Produktionsverträge. Diese Ergänzung der Leitlinien unterstreiche „unsere gemeinsame Überzeugung, dass es für Sexismus in unserer Branche keinerlei Toleranz geben darf“, sagte ARD-Filmintendantin Karola Wille (MDR) in Leipzig. 

Neu aufgenommen wurde folgender Absatz: „Die ARD-Landesrundfunkanstalten und die Produzenten werden jeglicher Form von sexueller Gewalt, Missbrauch und sexualisierter Belästigung entgegenwirken und jeweils erforderliche Maßnahmen zum Schutz Betroffener sowie zur Aufarbeitung und Prävention sicherstellen.“ Beide Seiten wollten begründete Verdachtsmomente umgehend prüfen und im Einzelfall erforderliche und angemessene Maßnahmen zum Schutz Betroffener ergreifen. Die bereits zuständigen Anlaufstellen bei ARD und Produzenten würden zukünftig in geeigneter Form zusammenarbeiten.

Auch Alexander Thies, Vorsitzender der Produzentenallianz begrüßte die erweiterte Zusammenarbeit. Das schaffe für alle Beteiligten Sicherheit im Umgang mit dieser Thematik. „Denn wir sind alle an der Kreation und Produktion von bestem Programm interessiert – dazu ist ein respektvoller und vertrauensvoller Umgang miteinander essenziell. Die Regelung sollte Vorbild für alle sein, die sich dieser Initiative noch nicht konkret angeschlossen haben – zu unser aller Wohl“, betonte er.

Bereits Ende Mai dieses Jahres haben Verbände und Gewerkschaften der Film- und Fernsehbranche gemeinsam mit Vertretungen der Produzent_innen, Sender, Theater und Orchester in Deutschland einen Verein als Träger für eine unabhängige Vertrauensstelle – „Themis – Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt“ – gegründet.

Beim WDR soll es in den vergangenen Jahrzehnten zu Fällen sexueller Belästigungen gekommen sein (M berichtete). Wegen entsprechender Vorwürfe kündigte die Rundfunkanstalt einem langjährigen Auslandskorrespondenten und einem ehemaligen Programmbereichs-Leiter. Beide Männer reichten epd zufolge Kündigungsschutzklagen vor dem Arbeitsgericht ein.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Reform oder Abrissbirne im Hörfunk

Die Hängepartie um Finanzierung und Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) geht weiter. Nach wie vor sträuben sich ein halbes Dutzend Ministerpräsidenten, der Empfehlung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) für eine Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro zu folgen. Bis Oktober wollen die Länder einen Reformstaatsvertrag vorlegen, um künftig über Sparmaßnahmen Beitragsstabilität zu erreichen. Einzelne ARD-Sender streichen bereits jetzt schon ihre Hörfunkprogramme zusammen.
mehr »

Filmschaffende kriegen künftig mehr

In der achten Tarifverhandlungsrunde für die rund 25.000 Filmschaffenden haben sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), die Schauspielgewerkschaft BFFS und die Produktionsallianz auf Eckpunkte einer vorläufigen Tarifeinigung verständigt. Doch nicht alle Verhandlungsthemen konnten geklärt werden. Die Frage nach der Regelung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Film wurde verschoben.
mehr »

Wie ethisch kann KI berichten?

Ein ethischer Kompass ist angesichts zunehmender Desinformation immer wichtiger – für Journalist*innen, aber auch Mediennutzende. Positivbeispiele einer wertebewussten Berichterstattung wurden jüngst zum 20. Mal mit dem Medienethik Award, kurz META, ausgezeichnet. Eine Jury aus Studierenden der Stuttgarter Hochschule der Medien HdM vergab den Preis diesmal für zwei Beiträge zum Thema „Roboter“: Ein Radiostück zu Maschinen und Empathie und einen Fernsehfilm zu KI im Krieg.
mehr »

VR-Formate im Dokumentarfilm

Mit klassischen Dokumentationen ein junges Publikum zu erreichen, das ist nicht einfach. Mit welchen Ideen es aber dennoch gelingen kann, das stand auf der Sunny Side of the Doc in La Rochelle im Fokus. Beim internationalen Treffen der Dokumentarfilmbranche ging es diesmal auch um neue Erzählformen des Genres wie Virtual Reality (VR).
mehr »