Sechs Jahre Haft für Dokumentarfilmer

Der tibetische Dokumentarfilmer Dhondup Wangchen bleibt im Gefängnis. Ein Volksgericht in der westchinesischen Stadt Xining verurteilte ihn am 28. Dezember wegen „Staatsgefährdung“ zu sechs Jahren Haft. Das Verfahren verstieß gegen nahezu alle Grundsätze eines fairen Prozesses: Es fand im Geheimen statt, der Angeklagte hatte keinen Zugang zu einem Anwalt, und es gibt für Wangchen keine Möglichkeit, gegen das Urteil Rechtsmittel einzulegen. Der Verurteilte war 2008 im Vorfeld der Olympischen Spiele in Peking festgenommen und ein Jahr später angeklagt worden (M, 8–9/2009). Nach Informationen von Amnesty International wurde Wangchen im Gefängnis gefoltert und erhielt trotz einer Hepatitis-Erkrankung keine medizinische Versorgung.
Unmittelbar vor seiner Festnahme hatte er ausländischen Journalisten den von ihm gedrehten Dokumentarfilm „Leaving Fear Behind“ gezeigt. Zu sehen waren Interviews mit Tibetern, die sich skeptisch über die von China im Vorfeld der Olympischen Spiele versprochenen größeren Freiheiten für Tibet äußerten, ihre Sympathie für den Dalai Lama kundtaten und die chinesischen Behörden kritisierten. Die Filmvorführung wurde seinerzeit von der Polizei gestoppt.

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