Bangladesch: Aktion für Shahidul Alam

Journalist_innen protestieren gegen die Verhaftung des Fotojournalisten Shahidul Alam aus Bangladesch und den jüngsten Angriff auf den indischen Fotojournalisten Pravin Indrekar im Press Club in Mumbai (Indien) am 7. August 2018.>br/> Foto: Reuters/Francis Mascarenhas

In Bangladesch protestieren Schülerinnen und Schüler seit Tagen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Als die Polizei mit Gewalt gegen die Kinder und Jugendlichen vorgeht, dokumentiert der Fotograf Shahidul Alam die Übergriffe und kritisiert die Regierung in einem Interview. Alam wurde festgenommen. Auch nach der zunächst angeordneten siebentägigen Untersuchungshaftwurde der Fotograf nicht freigelassen, sondern in ein Gefängnis überführt. Dort muss er auf seinen Prozess warten. Nach seinen eigenen Angaben wurde Alam im Gewahrsam geschlagen, so dass er nicht auf eigenen Beinen zum Gerichtstermin erscheinen konnte.   

Die Männer in Zivilkleidung kamen am Abend des 5. August. Sie drangen in das Wohnhaus des Fotografen Shahidul Alam in der Hauptstadt Dhaka in Bangladesch ein und nahmen den Journalisten mit. Dabei gingen sie schnell und professionell vor: Die Wachmänner des Wohnhauses sperrten sie ein, die Festplatten der Überwachungskameras nahmen sie mit. Bevor jemand reagieren konnte, waren die Männer mit Alam in einem Auto mit hoher Geschwindigkeit davongefahren. Tags darauf bestätigten die Behörden des Landes, dass sich Alam in Polizeigewahrsam befinde. Ihm werden die „Verbreitung falscher Informationen“ und „Propaganda gegen die Regierung“ vorgeworfen.

Gesetz soll Kritik in den Medien ersticken

Nach dem berüchtigten Gesetz für Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) ist in Bangladesch eine verlängerte Inhaftierung möglich. Für die Alam vorgeworfenen Straftatbestände sieht es eine Haftstrafe von mindestens sieben bis maximal 14 Jahren vor. Das Gesetz mit seinen vielen vagen Klauseln wird seit vielen Jahren dazu genutzt, kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen.

Amnesty International fordert die umgehende und bedingungslose Freilassung von Shahidul Alam, der lediglich sein Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen hat.

Alam ist ein renommierter und mehrfach mit Preisen ausgezeichneter Fotojournalist, dessen Bilder unter anderem in der New York Times, dem Time Magazine und in National Geographic veröffentlicht sowie im Museum of Modern Art in New York oder auch im Centre Pompidou in Paris gezeigt wurden. Außerdem setzt er sich seit langem für die Einhaltung der Menschenrechte ein.

In Dhaka hatte er das Vorgehen der Polizei bei einem Einsatz gegen protestierende Schülerinnen und Schüler festgehalten und bei Facebook dokumentiert. In einem Interview mit „Al-Jazeera English“ kritisierte Alam zudem nicht nur das gewaltsame Vorgehen, sondern nannte die Proteste der Schüler ein Ventil für lange aufgestauten Unmut über die Regierung von Premierministerin Sheikh Hasina.

Die Schülerproteste begannen Ende Juli. Tausende forderten mehr Sicherheit im Straßenverkehr, nachdem zwei Jugendliche von einem rasenden Bus erfasst und getötet wurden. Auch mehrere regionale Journalisten, die über die Proteste berichteten, wurden mit Macheten und Eisenstangen angegangen. Im Zusammenhang mit den Protesten kam es ebenfalls zu Festnahmen.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den Innenminister von Bangladesch und fordern Sie ihn auf, den Journalisten Shahidul Alam umgehend und bedingungslos freizulassen und alle Anklagepunkte fallen zu lassen. Schreiben Sie auf Bengalisch, Englisch oder Deutsch an:

Asaduzzaman Khan Kamal
Bangladesh Secretariat
Dhaka
BANGLADESCH
Fax: 00880 – 2913 3498

E-Mail: minister@mha.gov.bd

Senden Sie eine Kopie an:

BOTSCHAFT DER VOLKSREPUBLIK BANGLADESCH
S. E. Herrn Imtiaz Ahmed
Kaiserin-Augusta-Allee 111
10553 Berlin
Fax: (030) 39 89 75 10
E-Mail: info.berlin@mofa.gov.bd

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

ARD & ZDF legen Verfassungsbeschwerde ein

Nachdem die Ministerpräsident*innen auf ihrer Jahreskonferenz Ende Oktober keinen Beschluss zur Anpassung des Rundfunkbeitrags ab 2025 fassten, haben heute ARD und ZDF Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßt die Initiative.
mehr »