Journalisten in Venezuela verhaftet

Der Venezolanische Oppositionsführer Juan Guaido spricht während einer Protestaktion gegen die Regierung von Nicolas Maduro in Caracas am 30. Januar 2019 vor den Medien.
Foto: Reuters/Carlos Garcia Rawlins

In Venezuela sind in den letzten beiden Tagen mehrere ausländische Journalisten festgenommen worden, die über die Proteste gegen Präsident Nicolas Maduro berichtet haben. Betroffen sind Mitarbeiter*innen der spanischen Nachrichtenagentur EFE sowie des französischen TV-Senders TF1. Auch zwei chilenische Journalisten sollen verhaftet und dann abgeschoben worden sein. Aus Deutschland sitzt der Journalist Billy Six seit mehr als zwei Monaten in Haft.

Die spanische Regierung verlangte am Donnerstag die sofortige Freilassung von drei Mitarbeitern der spanischen Nachrichtenagentur EFE, wie die Tageszeitung „El País“ berichtete. Es handelt sich um die kolumbianische Reporterin Mauren Barriga Vargas, ihren spanischen Kollegen Gonzalo Domínguez Loeda und den Fotografen Leonardo Muñoz (Kolumbien). Sie waren den Angaben zufolge am Mittwoch vom venezolanischen Geheimdienst in Caracas festgenommen worden.

Zuvor hatte der französische Fernsehsender TF1 berichtet, dass die Journalisten Pierre Caillé und Baptiste des Monstiers am Dienstagabend in Caracas inhaftiert worden seien. Die beiden Franzosen arbeiteten für die Sendung „Le Quotidien“. Die französische Botschaft in Caracas bemühe sich um eine Freilassung.

Der deutsche Journalist Billy Six sitzt seit Mitte November in einem Militärgefängnis. Er ist freier Mitarbeiter der rechtskonservativen Publikationen Junge Freiheit und Deutschland-Magazin. Dem 32-Jährigen werden laut Reporter ohne Grenzen Spionage, Rebellion und das Verletzen von Sicherheitszonen vorgeworfen.

Reporter ohne Grenzen beklagt eine alarmierende Zunahme der Zensur in Venezuela im Zuge der Staatskrise. Laut einer Erhebung des Instituts IPYS habe es zwischen dem 1. und dem 28. Januar 2019 in Venezuela 45 Angriffe auf Journalisten gegeben, darunter willkürliche Festnahmen, Beschlagnahme von Ausrüstung sowie Gewalt durch Polizei und Militär.

In Venezuela tobt ein Machtkampf zwischen Maduro und Oppositionsführer Juan Guaido, der sich vor einer Woche zum Interimspräsidenten ausgerufen hatte. Guaido wird von den USA unterstützt. Wie die Regierung in Washington mitteilte, will Vizepräsident Mike Pence am Freitag nach Miami reisen, um dort vor Exil-Venezolanern für Guaido zu werben (Reuters). Unklar ist, welchen Rückhalt Maduros Herausforderer in der heimischen Armee genießt. Die EU hatte von Maduro Neuwahlen gefordert.

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