Sie wird fehlen: dju würdigt Wibke Bruhns

Wibke Bruhns auf dem Blauen Sofa der Leipziger Buchmesse 2012
Foto: Das blaue Sofa / Club Bertelsmann

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in ver.di (dju) würdigt die gestern verstorbene Journalistin und Autorin Wibke Bruhns. „Sie war politisch und sozial engagiert und zugleich eine unbestechliche Berichterstatterin“, erklärt dju-Bundesgeschäftsführerin Cornalia Berger. Bruhns werde „als streitbarer und unbequemer Geist fehlen“.

Mit ihrer konsequenten Haltung sei Bruhns „ein großes Vorbild vor allem für Journalistinnen, denn sie hat eine Domäne erobert, die in den 70ern noch ausschließlich Männern vorbehalten war“, so die dju-Bundesgeschäftsführerin. Bruhns präsentierte ab 1971 als erste Frau im bundesrepublikanischen Fernsehen eine Nachrichtensendung, „heute“ im ZDF. Wibke Bruhns sei „eine Frau mit Haltung und dem Mut einer Pionierein“ gewesen. Mit ihrer Hartnäckigkeit und Leidenschaft habe sie Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen sowie viele in der Medienwelt beeindruckt, würdigte ZDF-Chefredakteur Peter Frey die Verstorbene.

Bruhns journalistisches Betätigungsfeld war sehr breit: Nachdem sie 1961 ein Volontariat bei der Bild-Zeitung aus politischen Gründen abgebrochen hatte, ging sie zum NDR-Fernsehen. Später war sie neben ihrer Arbeit als Redakteurin und Moderatorin bei diversen Fernsehsendern auch als Auslandskorrespondentin des Stern in Jerusalem und Washington, arbeitete für Die Zeit und den NDR-Hörfunk. Ihr Buch „Meines Vaters Land“, in dem sie sich mit der Geschichte ihrer Familie bis zum Ende der Nazi-Diktatur auseinandersetzte, wurde zum Bestseller und erhielt 2006 einen Literaturpreis. Zeitlebens war Bruhns auch für ihr politisches Engagement bekannt, so unterstützte sie etwa 1972 aktiv den Wahlkampf von SPD-Bundeskanzler Willy Brandt.

Sie hoffe, dass Bruhns Befürchtung nicht eintrete, auf ihrem Grabstein werde stehen, sie sei die erste Nachrichtensprecherin und die Geliebte von Willy Brandt gewesen, sagt dju-Bundesgeschäftsführerin Cornelia Berger: „Wibke Bruhns war viel mehr.“

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

ARD & ZDF legen Verfassungsbeschwerde ein

Nachdem die Ministerpräsident*innen auf ihrer Jahreskonferenz Ende Oktober keinen Beschluss zur Anpassung des Rundfunkbeitrags ab 2025 fassten, haben heute ARD und ZDF Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßt die Initiative.
mehr »