Beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) soll bereits am kommenden Freitag, den 5. Juli, im NDR-Rundfunkrat ein neuer Intendant gewählt, oder besser gesagt bestätigt werden. Denn eine Auswahl gibt es nicht. Der NDR-Verwaltungsrat hat als einzigen Kandidaten Hörfunkdirektor Joachim Knuth empfohlen. „Warum steht hier keine Frau zur Wahl?“, fragt deshalb der Verein ProQuote Medien. Und die dju-Vorsitzende Tina Groll spricht von einem „fatalen Zeichen“.
Dass es bei der Wahl zur Nachfolge vom amtierenden Intendanten Lutz Marmor keine Auswahl an Kandidatinnen und Kandidaten gebe und die NDR-Gremien offenbar nicht einmal erwogen hätten, eine Frau in Betracht zu ziehen, werfe laut Groll Fragen auf. So habe der Verwaltungsrat durchaus die Möglichkeit gehabt, mehrere Kandidat*innen vorzuschlagen. Dass dies nicht geschehen sei und zudem nicht einmal klar sei, wie es im Verwaltungsrat überhaupt zu diesem Personalvorschlag gekommen sei, dürfte Kritiker*innen, die dem öffentlichen-rechtlichen Rundfunk Intransparenz und fehlende Glaubwürdigkeit vorwerfen, erneut auf den Plan rufen. Solch eine Kandidatenauswahl sei daher „ein fatales Zeichen“.
Auch Maren Weber, Vorsitzende des Vereins ProQuote Medien, der sich für mehr Frauen in journalistischen Führungspositionen einsetzt, kritisierte, dass dies in deutlichem Widerspruch zum öffentlichen Auftreten des NDR stehe, der ansonsten stets betone, Frauen gleichberechtigt zu berücksichtigen. Laut einer Studie des Vereins zur Geschlechterverteilung in programmverantwortlichen Positionen beim Rundfunk betrage der Anteil von Frauen in Führungspositionen beim NDR 40,1 Prozent.
Frauen seien demnach auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk in den Entscheidungspositionen noch nicht gleichberechtigt vertreten, moniert Groll. „Aber wir brauchen einen starken und vor allem vielfältigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Und das heißt nicht nur vielfältig im Programm, sondern auch bei den Menschen, die das Programm machen – bis hin zur Spitze.“ Es wäre zudem ein deutliches Zeichen für all die Frauen, die im öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeiten – immerhin habe man hier heute schon Parität erreicht – wenn eine Frau für diesen Spitzenjob vorgeschlagen würde, so die Vorsitzende der dju in ver.di.