Schon entdeckt? Philosophie Magazin
Engagierte Medien abseits des Mainstreams gibt es zunehmend mehr. Sie sind hochinteressant, aber oft wenig bekannt. Deshalb stellt M in jeder gedruckten Ausgabe und auf M Online einige davon vor.
Es gehe darum, die gesellschaftliche Realität zu reflektieren, „Hintergrundstrahlung zu liefern für laufende Debatten und neue Debatten anzustoßen“, bekräftigt Flaßpöhler. Und zwar nicht auf trocken akademische Weise, sondern immer angebunden an aktuelle politische und lebensweltliche Themen. Die Chefredakteurin sorgte im vergangenen Jahr selbst mit ihrer Streitschrift „Die potente Frau“ für eine lebhafte Kontroverse im Umfeld der „MeToo-Kampagne“. Nach Ansicht von Flaßpöhler – sie ist zugleich Programmleiterin des Kölner Philosophie Festivals phil.COLOGNE –dränge der „Hashtag-Feminismus“ die Frauen in eine eher passive Rolle.
Der Schwerpunkt des Philosophie Magazins Juni/Juli lautet: „Was ist eine gerechte Gesellschaft?“ Andere in jüngster Zeit erörterte Themen: Das einfache Leben, Geschlechterverhältnisse, Körper und Geist. Texte, die nicht immer leicht lesbar, aber im Bemühen um größtmögliche Verständlichkeit verfasst sind. In jedem Heft steckt ein Booklet mit dem Abdruck von Originaltexten philosophischer Klassiker. Dazu gibt es Interviews mit prominenten Autoren wie Alexander Kluge oder Judith Butler. Wenn der Grünen-Politiker Robert Habeck mit der Philosophin Eva von Redecker über radikalen Wandel diskutiert, liegt der Reiz des Gesprächs in den jeweils unterschiedlichen Denkansätzen.
Erstmals erschien die Zeitschrift im November 2011 im Philomagazin Verlag Berlin, als deutsches Partnerblatt des französischen „Philosophie Magazine“. Offenbar wurde ein Nerv getroffen, denn trotz Print-Krise verfügt die Zeitschrift über rund 10.000 Abonnenten. Gut verkaufte Hefte erreichen auch schon mal Auflagen von bis zu 30.000 Exemplaren. Der Copypreis beträgt 6,90 Euro, der Umfang 100 Seiten. Zusätzlich zum zweimonatlich publizierten Heft gibt es in periodischen Abständen immer wieder auch Sonderhefte, etwa über bekannte Philosoph*innen wie Hanna Arendt oder Michel Foucault, über griechische Mythen oder das Wandern.
„Wir versuchen, eine andere Perspektive einzunehmen und insofern ein Licht auf die Welt zu werfen, wie es andere Medien so nicht schaffen können“ sagt Flaßpöhler. Das gebe den Lesern „neue Denkanstöße, neue Weisen, die Welt zu betrachten“. Die Lust am Denken sei aber nicht als Selbstzweck gemeint. Es gehe auch darum, „den Menschen Handwerkszeug für ihr Leben mitzugeben“. Was nicht immer schmerzfrei abgehe. Philosophie sei etwas, das „auch mal weh tun kann, was verunsichern kann, was Gewissheiten erschüttert, uns dadurch aber letzten Endes freier macht“.