Schon entdeckt? Philosophie Magazin

Das aktuelle Philosophie Magazin Foto: philomag.de

Schon entdeckt? Philosophie Magazin

Engagierte Medien abseits des Mainstreams gibt es zunehmend mehr. Sie sind hochinteressant, aber oft wenig bekannt. Deshalb stellt M in jeder gedruckten Ausgabe und auf M Online einige davon vor.

Krisenzeiten sind immer gute Zeiten für die Philosophie. Denn: „In Krisen versuchen wir uns neu zu orientieren“, sagt Svenja Flaßpöhler, Chefredakteurin des Philosophie Magazins. Philosophie als Anker und Orientierungshilfe? Warum nicht – in einer Zeit, da die Publikationen eines Richard David Precht oder Peter Sloterdijk Bestseller-Auflagen erreichen? Wo immer mehr Menschen – Stichwort Klimakrise – konsumkritische Haltungen und ein Bewusstsein für die Gefährdung des Planeten entwickeln.

Es gehe darum, die gesellschaftliche Realität zu reflektieren, „Hintergrundstrahlung zu liefern für laufende Debatten und neue Debatten anzustoßen“, bekräftigt Flaßpöhler. Und zwar nicht auf trocken akademische Weise, sondern immer angebunden an aktuelle politische und lebensweltliche Themen. Die Chefredakteurin sorgte im vergangenen Jahr selbst mit ihrer Streitschrift „Die potente Frau“  für eine lebhafte Kontroverse im Umfeld der „MeToo-Kampagne“. Nach Ansicht von Flaßpöhler – sie ist zugleich Programmleiterin  des Kölner Philosophie Festivals phil.COLOGNE –dränge der „Hashtag-Feminismus“ die Frauen in eine eher passive Rolle.

Der Schwerpunkt des Philosophie Magazins Juni/Juli lautet: „Was ist eine gerechte Gesellschaft?“ Andere in jüngster Zeit erörterte Themen: Das einfache Leben, Geschlechterverhältnisse, Körper und Geist. Texte, die nicht immer leicht lesbar, aber im Bemühen um größtmögliche Verständlichkeit verfasst sind. In jedem Heft steckt ein Booklet mit dem Abdruck von Originaltexten philosophischer Klassiker. Dazu gibt es Interviews mit prominenten Autoren wie Alexander Kluge oder Judith Butler. Wenn der Grünen-Politiker Robert Habeck mit der Philosophin Eva von Redecker über radikalen Wandel diskutiert, liegt der Reiz des Gesprächs in den jeweils unterschiedlichen Denkansätzen.

Erstmals erschien die Zeitschrift im November 2011 im Philomagazin Verlag Berlin, als deutsches Partnerblatt des französischen „Philosophie Magazine“. Offenbar wurde ein Nerv getroffen, denn trotz Print-Krise verfügt die Zeitschrift über rund 10.000 Abonnenten. Gut verkaufte Hefte erreichen auch schon mal Auflagen von bis zu 30.000 Exemplaren. Der Copypreis beträgt 6,90 Euro, der Umfang 100 Seiten. Zusätzlich zum zweimonatlich publizierten Heft gibt es in periodischen Abständen immer wieder auch Sonderhefte, etwa über bekannte Philosoph*innen wie Hanna Arendt oder Michel Foucault, über griechische Mythen oder das Wandern.

„Wir versuchen, eine andere Perspektive einzunehmen und insofern ein Licht auf die Welt zu werfen, wie es andere Medien so nicht schaffen können“ sagt Flaßpöhler. Das gebe den Lesern „neue Denkanstöße, neue Weisen, die Welt zu betrachten“. Die Lust am Denken sei aber nicht als Selbstzweck gemeint. Es gehe auch darum, „den Menschen Handwerkszeug für ihr Leben mitzugeben“. Was nicht immer schmerzfrei abgehe. Philosophie sei etwas, das „auch mal weh tun kann, was verunsichern kann, was Gewissheiten erschüttert, uns dadurch aber letzten Endes freier macht“.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Wie ethisch kann KI berichten?

Ein ethischer Kompass ist angesichts zunehmender Desinformation immer wichtiger – für Journalist*innen, aber auch Mediennutzende. Positivbeispiele einer wertebewussten Berichterstattung wurden jüngst zum 20. Mal mit dem Medienethik Award, kurz META, ausgezeichnet. Eine Jury aus Studierenden der Stuttgarter Hochschule der Medien HdM vergab den Preis diesmal für zwei Beiträge zum Thema „Roboter“: Ein Radiostück zu Maschinen und Empathie und einen Fernsehfilm zu KI im Krieg.
mehr »

VR-Formate im Dokumentarfilm

Mit klassischen Dokumentationen ein junges Publikum zu erreichen, das ist nicht einfach. Mit welchen Ideen es aber dennoch gelingen kann, das stand auf der Sunny Side of the Doc in La Rochelle im Fokus. Beim internationalen Treffen der Dokumentarfilmbranche ging es diesmal auch um neue Erzählformen des Genres wie Virtual Reality (VR).
mehr »

Erneute Streiks bei NDR, WDR, BR, SWR 

Voraussichtlich bis Freitag werden Streiks in mehreren ARD-Sendern zu Programmänderungen, Ausfällen und einem deutlich veränderten Erscheinungsbild von Radio- und TV-Sendungen auch im Ersten Programm führen. Der Grund für den erneuten Streik bei den großen ARD-Rundfunkanstalten ist ein bereits im siebten Monat nach Ende des vorhergehenden Tarifabschlusses immer noch andauernder Tarifkonflikt.
mehr »

krassmedial: Diskurse gestalten

Besonders auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und Telegram verbreiten sich rechtsextreme Narrative, die zur Polarisierung der Gesellschaft beitragen. Wie Journalist*innen dem entgegen wirken und antidemokratische Diskursräume zurückgewinnen können, diskutierten und erprobten etwa 70 Teilnehmende der diesjährigen #krassmedial-Sommerakademie von ver.di am Wochenende in Berlin-Wannsee.
mehr »