Springer lässt Katze nur halb aus dem Sack

Berliner Verlagsgebäude
Foto: Axel Springer Verlag

Nach den Spekulationen der letzten Wochen hat sich Axel Springer nun zu den geplanten Umbaumaßnahmen im Konzern geäußert – zumindest teilweise. Klar ist: Im Bereich News Media National sollen 50 Millionen Euro eingespart, Personal soll in den Verlagsstrukturen, den Redaktionen, bei Media Impact und Sales Impact reduziert werden. Unklar bleibt die Größenordnung des Stellenabbaus. ver.di fordert den Konzern auf, Verantwortung für die Beschäftigten zu übernehmen.

Zu den Einsparmaßnahmen, kündigte Springer heute an, gehörten unter anderem die weitere Zusammenführung der Redaktionen von Bild und Bild am Sonntag, die Aufgabe der werktäglichen Ausgaben von Welt Kompakt und Welt Hamburg sowie weitere Schritte für eine engere Verzahnung im redaktionellen Bereich. Im Zentrum der Mitteilung von Bild-Chef Julian Reichelt an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so berichtet Spiegel Online, hätten heute allerdings die Pläne gestanden, Bild zu einer eigenen TV-Marke auszubauen. Allein dafür wolle man bei Springer 20 Millionen Euro lockermachen. Insgesamt plane man, in den kommenden drei Jahren 100 Millionen Euro in neue Projekte zu investieren.

Auch ein Personalabbau wurde heute angekündigt, konkrete Zahlen, wie viele Arbeitsplätze gestrichen werden sollen, blieb die Arbeitgeberseite allerdings schuldig. „Wir erwarten, dass Springer dabei Verantwortung für seine langjährig Beschäftigten übernimmt“, forderte deshalb ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz, der seit seiner Wahl auf dem ver.di Bundeskongress in der vergangenen Woche unter anderem für den Fachbereich Medien, Kunst und Industrie in ver.di zuständig ist. Zu dieser Verantwortung gehöre, so Schmitz, dass Betriebsräte und Belegschaften rechtzeitig und umfassend über alle geplanten Maßnahmen informiert werden – dies sei bisher allerdings nicht geschehen. Dabei müssten Weiterbildungen oder Umschulungen klaren Vorrang vor Kündigungen haben und „wenn es zu Kündigungen kommt, müssten diese sozialverträglich und mit angemessenen Abfindungen ausgestaltet werden“, so Schmitz in einer Pressemitteilung.

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