CDU boykottiert Rundfunkbeitrag

Die CDU in Sachsen-Anhalt die Anhebung des Rundfunkbeitrags blockieren.Foto: pixabay

Die CDU in Sachsen-Anhalt will die Anhebung des Rundfunkbeitrags blockieren.
Foto: pixabay

Die CDU-Abgeordneten von Sachsen-Anhalt wollen gegen eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags stimmen, kündigte Fraktionschef Siegfried Borgwardt am Mittwoch in Magdeburg an. Diese Entscheidung sei ein fatales Signal für die öffentlich-rechtlichen Anstalten und richte sich gegen den verfassungsrechtlich festgestellten Anspruch auf bedarfsgerechte Finanzierung, kritisierte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz.

Bereits im März wurde die Erhöhung des Rundfunkbeitrags von der Ministerpräsidentenkonferenz einvernehmlich beschlossen. Im Juni wurde der Staatsvertrag unterschrieben, der eine Beitragsanhebung um 86 Cent von 17,50 Euro auf 18,36 Euro vorsieht. Damit er in Kraft treten kann, müssen alle 16 Länderparlamente zustimmen. Die meisten von ihnen haben das bereits getan oder ein positives Votum signalisiert. Allein in Sachsen-Anhalt hat nunmehr die CDU ihre Ablehnung bekräftigt und steht damit an der Seite der sachsen-anhaltinischen AfD, die seit langem gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk mobilmacht. Die beiden Fraktionen verfügen zusammen über mehr als die Hälfte der Stimmen im Landesparlament. Mitte Dezember soll abgestimmt werden

„Die CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt täte gut daran, sich an der Vereinbarung der Ministerpräsidenten zu orientieren und sich nicht mit den Rechtspopulisten gemein zu machen, die gegen eine Erhöhung des Beitrags agitieren“, betont Christoph Schmitz. In Anbetracht der im Juni 2021 anstehenden Landtagswahlen könne die CDU-Fraktion an Glaubwürdigkeit verlieren. Die Folge ihrer Entscheidung wäre eine nicht auskömmliche Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Ein starker öffentlich-rechtlicher Rundfunk mit umfassendem Kultur- und Programmauftrag sei als Garant verlässlicher und gründlich recherchierter Informationen eine Säule der Demokratie in der Gesellschaft, so Schmitz.

Rundfunkfreiheit muss bestehen bleiben

Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie stelle der öffentlich-rechtliche Rundfunk für die Bürgerinnen und Bürger eine Quelle vertrauenswürdiger Informationen dar und wirke so aktiv gegen die Verbreitung von Verschwörungstheorien und Fake News. „Die Programmautonomie der Rundfunkanstalten, die durch die Rundfunkfreiheit geschützt ist, darf nicht von der Entscheidung der CDU-Fraktion in Sachsen-Anhalt, die auf Reformforderungen basiert, berührt werden“, warnte Schmitz.

Auch ein im Juni veröffentlichtes und von ver.di in Auftrag gegebenes Gutachten des Medienrechtlers Jan Christopher Kalbhenn unterstreicht den Wert des öffentlich-rechtliche Rundfunks für die Demokratie, insbesondere während der Coronakrise.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsame Standards für Medienfreiheit

In Brüssel wird der European Media Freedom Act (EMFA) bereits als "Beginn einer neuen Ära" zelebriert. Ziel der Verordnung ist es, die Unabhängigkeit und Vielfalt journalistischer Medien in der EU in vielfacher Hinsicht zu stärken. Doch wie er von den Mitgliedsstaaten  - vor allem dort, wo etwa die Pressefreiheit gefährdet ist wie Ungarn und der Slowakei - umgesetzt wird, zeigt sich erst im kommenden Sommer.
mehr »

Filmtipp: Die Saat des Heiligen Feigenbaums

Die Alten hüten die Asche, die Jungen schüren das Feuer. Konflikte zwischen den Generationen sind vermutlich so alt wie die Geschichte der Menschheit. Zumindest im Westen haben die im Rückblick als „68er-Bewegung“ zusammengefassten Proteste für tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzungen gesorgt. Angesichts des Klimawandels könnte sich das Phänomen wiederholen. Mohammad Rasoulofs Familiendrama, deutscher „Oscar“-Kandidat, beschreibt anhand der Demonstrationen im Iran, wie sich die Alten wehren.
mehr »

Die Zukunft der Filmförderung

In der morgigen Plenarsitzung des Bundestages wird über die Zukunft der deutschen Filmwirtschaft entschieden, der vom Bundestagsausschuss für Kultur und Medien beschlossene Gesetzentwurf zum Filmfördergesetz (FFG) steht zur Abstimmung auf der Tagesordnung. ver.di begrüßt eine Reform der Filmförderung, denn in Zukunft müssen Filmproduktionen Tarif- und Urheber-Vergütungen verbindlich einhalten.
mehr »

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »