Streik gegen Macrons Pläne

In Paris sind Rundfunk-Mitarbeiter*innen gegen die geplante Abschaffung der Rundfunkgebühren auf die Straße gegangen. Foto: picture alliance/Hans Lucas/Hugo Passarello Luna

Wiederholungen im Fernsehen, ausschließlich Musik im Radio: In Frankreich haben Mitarbeiter*innen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ihre Arbeit niedergelegt. Der Grund für ihren Streik ist die von der französischen Regierung angekündigte Abschaffung der Rundfunkgebühren. ver.di und der DJV verurteilen diese „beispiellose Maßnahme“ und erklären sich solidarisch mit den französischen Kolleg*innen.

Die Abschaffung der Rundfunkgebühren war ein Versprechen aus dem Wahlkampf Emmanuel Macrons. Der französische Präsident gibt an, auf diese Weise die Kaufkraft stärken zu wollen. Französische Haushalte sollen die 138 Euro jährlich schon bald nicht mehr zahlen müssen. Stattdessen will Macron den öffentlich-rechtlichen Rundfunk aus Steuern finanzieren.

Die Gewerkschaften hatten für den gestrigen Dienstag zum Streik aufgerufen, der Tag, an dem das neu gewählte französische Parlament zusammenkam. Sie fürchten, dass durch Macrons Vorhaben finanzielle Verluste in Milliardenhöhe entstehen – auch wenn die Regierung verspricht, die fehlenden Einnahmen auszugleichen. Mit dieser Maßnahme werde die Existenzgrundlage von Tausenden von Beschäftigten ernsthaft infrage gestellt, heißt es in dem gemeinsamen Aufruf von französischen Gewerkschaften sowie ver.di und DJV.

Doch das sei nicht die einzige Gefahr: Es drohten ein Verlust kultureller Vielfalt sowie fehlende Unabhängigkeit. „Die Rundfunkgebühr ist bis auf Weiteres die einzige dauerhafte Finanzierungsform, die echte Unabhängigkeit garantiert“, hieß es. Die Gewerkschaften fordern eine universelle Abgabe für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die sich am deutschen Modell orientiert und mindestens dem derzeitigen Betrag der Rundfunkgebühren entspricht.

Das Gesetz soll in der kommenden Woche im Kabinett vorgestellt werden. Noch ist allerdings unklar, ob Macron dafür eine Mehrheit bekommt: Bei den Parlamentswahlen Mitte Juni hatte sein Bündnis die absolute Mehrheit verloren. Zurzeit ist der französische Präsident auf der Suche nach politischen Partnern.

Weitere aktuelle Beiträge

Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren

Journalist*innen sind in den vergangenen Jahren vermehrt zum Ziel rechter Angriffe geworden. Die Zahl tätlicher Übergriffe erreichte 2024 einen Rekordwert, so eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Die Autoren benennen die extreme Rechte als strukturell größte Bedrohung für die Pressefreiheit. Einschüchterungen oder sogar körperliche Übergriffe geschehen mitunter direkt an der eigenen Haustür. Den damit verbundenen Eingriff in das Privatleben empfinden Betroffene als besonders belastend.
mehr »

Filmtipp: Mädchen können kein Fußball spielen

Der sehenswerte Dokumentarfilm von Grimme-Preisträger Torsten Körner („Schwarze Adler“) ist eine Hommage an die Pionierinnen des deutschen Frauenfußballs. Körner hat bereits ein ausgezeichnetes Buch über das Thema geschrieben („Wir waren Heldinnen“). Der Film erzählt die Geschichte mit Hilfe von Zeitzeuginnen und vielen zeitgenössischen TV- und Wochenschau-Ausschnitten von den Anfängen in den 50ern bis zur siegreichen Heim-EM 1989.
mehr »

ARD schützt ihre Inhalte vor KI

Die ARD hat ihren Umgang mit Anbietern von KI geändert. Seit Ende Mai dürfen Unternehmen wie etwa Open AI, Perplexity oder Google (Gemini) Inhalte aus den Online-Angeboten der ARD nicht mehr nutzen, um damit ihre KI-Systeme zu trainieren. Das bestätigte der Senderverbund auf Nachfrage. Die ARD hat nun in ihre Webseiten einen sogenannten maschinenlesbaren Nutzungsvorbehalt technisch eingebaut. Damit wird KI-Crawlern signalisiert, dass sie die Inhalte dieser Angebote nicht verwenden dürfen.
mehr »

Internet: Journalismus unter Druck

Angesichts der Vielzahl von Beiträgen zum 30-jährigen Jubiläum des Internets arbeitet der Journalist Jann-Luca Künßberg in einem Gastbeitrag für Netzpolitik.org heraus, wie umfangreich die Online-Welt Journalismus selbst verändert hat. Enorm schnell, so Künßberg, habe der Geschäftsgedanke die Vision eines digitalen Versammlungsorts beiseitegeschoben.
mehr »