Die fortschreitende Pressekonzentration in Hessen führt voraussichtlich zur Schließung einer weiteren Tageszeitung. Am 16. April wurde bekannt, dass die „Frankenberger Zeitung“ aus dem Bing-Verlag (Korbach) zum 30. September geschlossen werden soll.
Von den rund 80 Beschäftigten des Verlags, der auch die „Waldeckische Landeszeitung“ herausgibt, könnten 40 ihren Arbeitsplatz durch Kündigung verlieren. Betroffen von den Plänen sind Verlagsangestellte und Redakteurinnen und Redakteure. Die „Frankenberger Zeitung“ hat eine Auflage von 5.300 Exemplaren.
Erst im Januar hatte die Verlagsgruppe Madsack (Hannover) den Bing-Verlag an die zur Ippen-Gruppe gehörende MBG (Medien Beteiligungsgesellschaft) in Bad Hersfeld verkauft. Bereits wenige Wochen später wurde Ende März die ebenfalls zur Ippen-Gruppe gerechnete „Waldeckische Allgemeine“, eine Ausgabe der in Kassel erscheinenden „Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen“ (HNA), eingestellt. Dabei gingen 20 Arbeitsplätze verloren.
Monopolist in Nordhessen war die Ippen-Gruppe bereits seit Januar durch die Übernahme der Madsack-Zeitungen in der Region Waldeck-Frankenberg. „Offenbar sieht man bei Ippen aber jetzt auch keine Notwendigkeit mehr, wenigstens ein Minimum an Zeitungsvielfalt zu erhalten. Von den bisher jeweils zwei miteinander im Wettbewerb stehenden Zeitungen wird die jeweils kleinere einfach vom Markt genommen“, kritisiert Manfred Moos vom Fachbereich Medien der ver.di Hessen. „Einmal mehr werden Arbeitsplätze und publizistische Vielfalt den Renditeerwartungen der Ippen-Gruppe untergeordnet.“
Die HNA gehört dem Verleger Dirk Ippen, bei der MBG in Bad Hersfeld führt Daniel Schöningh die Geschäfte, ein Neffe von Dirk Ippen, zudem ist die HNA direkt an der MBG beteiligt. Die MBG gibt unter anderem die „Hersfelder Zeitung“ und die „Werra-Rundschau“ heraus. Beide erhalten ihren überregionalen Teil von der HNA. Auch die Waldeckische Landeszeitung soll wohl künftig keinen eigenen Mantelteil mehr produzieren, sondern den überregionalen Teil ebenfalls von der HNA beziehen.
Die Vorgänge in Nordhessen machen nach Auffassung von ver.di deutlich, dass die am 15. April vom Hauptausschuss des Hessischen Landtags beschlossene Anhörung „Zur Lage der Printmedien in Hessen“ überfällig ist.
PM/Red.