Hart verhandelt: Kein Film ohne uns

Filmschaffende im Februar 2024 im Rahmen der Gewerkschafts-Kampagne ‚Ohne uns kein Film‘ Foto: Christian von Polentz

In der fünften Tarifverhandlungsrunde für die rund 25.000 Filmschaffenden zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), der Schauspielgewerkschaft BFFS und der Produzentenallianz wurden erste Weichen gestellt. Dabei geht es neben den Löhnen auch um den Einsatz generativer KI, eine Vier-Tage-Woche und die Frage der Pensionskassen. Die Filmschaffenden erwarten auch einen Ausgleich für die Reallohnverluste in Zeiten hoher Inflationsraten.

Vor Beginn der Verhandlung demonstrierten über 250 Filmschaffende aus allen Gewerken bereits ihre Stärke. Auf der von BFFS und ver.di organsierten Kundgebung unter dem Motto „Kein Film ohne uns“ bekräftigten sie ihre Forderungen für die Tarifverhandlungen. Die Verhandlungsatmosphäre sei an den beiden Tagen von deutlicher Konstruktivität geprägt gewesen, betont ver.di-Verhandlungsführer Matthias von Fintel.

Generative KI im Film

Es werde nun in einer Tarifarbeitsgruppe darüber weiterverhandelt, wie der Einsatz von generativer Künstlicher Intelligenz geregelt werden kann, und welche Anwendungsfälle nicht akzeptabel sein werden. Auch die Ausdehnung der bisherigen Altersvorsorge in der Pensionskasse Rundfunk für Filmschaffende auf Produktionen von Privatsendern und Streaming-Diensten in einem neuen tarifvertraglichen Durchführungsverfahren wurde besprochen. Schließlich wurde gemeinsam ein erster Ansatz zur Einführung von 4-Tage-Wochen in Filmproduktionen gefunden. Offen geblieben seien aber noch einige wirtschaftlich wichtige Rahmenbedingungen eines solch neuen Arbeitszeitmodells für Filmproduktionen.

Kraftvolle Demo in Berlin

„Die Demo von Filmschaffenden vor dem Verhandlungsort war wirklich beeindruckend. Die Tarifgespräche haben danach auch erkennbar Fahrt aufgenommen. Es zeigen sich erste Weichenstellungen in eine gemeinsame Richtung bei den offenen Verhandlungsfragen zu KI-Einsatz, 4-Tage-Woche und zur Alterssicherung von Filmschaffenden in der Pensionskasse Rundfunk für alle Produktionsarten. Bis zum nächsten Verhandlungstermin wird auf der Grundlage der nun gefundenen Lösungsansätze weiterverhandelt und es werden Vorschläge ausgetauscht.“ Für die nächste Tarifrunde Anfang März bestehe allerdings noch erheblicher Dissens über mögliche Tariferhöhungen. Wie diese mit einem Arbeitszeitmodell aus weniger Arbeitszeit und -tagen pro Woche und dem von ver.di geforderten Lohnausgleich zu vereinbaren sind, bliebe bislang offen. „Schließlich erwarten auch Filmschaffende einen Ausgleich für die Reallohnverluste in einer Zeit hoher Inflationsraten“, erklärt von Fintel.


Die Verhandlungen werden am 1. März 2024 in Berlin fortgesetzt.

Weitere aktuelle Beiträge

Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren

Journalist*innen sind in den vergangenen Jahren vermehrt zum Ziel rechter Angriffe geworden. Die Zahl tätlicher Übergriffe erreichte 2024 einen Rekordwert, so eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Die Autoren benennen die extreme Rechte als strukturell größte Bedrohung für die Pressefreiheit. Einschüchterungen oder sogar körperliche Übergriffe geschehen mitunter direkt an der eigenen Haustür. Den damit verbundenen Eingriff in das Privatleben empfinden Betroffene als besonders belastend.
mehr »

Filmtipp: Mädchen können kein Fußball spielen

Der sehenswerte Dokumentarfilm von Grimme-Preisträger Torsten Körner („Schwarze Adler“) ist eine Hommage an die Pionierinnen des deutschen Frauenfußballs. Körner hat bereits ein ausgezeichnetes Buch über das Thema geschrieben („Wir waren Heldinnen“). Der Film erzählt die Geschichte mit Hilfe von Zeitzeuginnen und vielen zeitgenössischen TV- und Wochenschau-Ausschnitten von den Anfängen in den 50ern bis zur siegreichen Heim-EM 1989.
mehr »

ARD schützt ihre Inhalte vor KI

Die ARD hat ihren Umgang mit Anbietern von KI geändert. Seit Ende Mai dürfen Unternehmen wie etwa Open AI, Perplexity oder Google (Gemini) Inhalte aus den Online-Angeboten der ARD nicht mehr nutzen, um damit ihre KI-Systeme zu trainieren. Das bestätigte der Senderverbund auf Nachfrage. Die ARD hat nun in ihre Webseiten einen sogenannten maschinenlesbaren Nutzungsvorbehalt technisch eingebaut. Damit wird KI-Crawlern signalisiert, dass sie die Inhalte dieser Angebote nicht verwenden dürfen.
mehr »

Internet: Journalismus unter Druck

Angesichts der Vielzahl von Beiträgen zum 30-jährigen Jubiläum des Internets arbeitet der Journalist Jann-Luca Künßberg in einem Gastbeitrag für Netzpolitik.org heraus, wie umfangreich die Online-Welt Journalismus selbst verändert hat. Enorm schnell, so Künßberg, habe der Geschäftsgedanke die Vision eines digitalen Versammlungsorts beiseitegeschoben.
mehr »