Der Deutsche Presserat erteilte 2023 so viele Rügen wie noch nie in einem Jahr zuvor. 73-mal verhängte er seine schärfste Sanktion für besonders schwere Verstöße gegen den Pressekodex. Im Jahr zuvor hatte er lediglich 47 Rügen ausgesprochen. Vor allem mehr Rügen wegen mangelnder Recherche wurden vom freiwilligen Kontrollorgan der Presse ausgesprochen. Besorgniserregend findet das die dju in ver.di.
„Die Grundlage für Journalismus ist Glaubwürdigkeit in allen Belangen, sei es in Überschriften, beim Wahrheitsgehalt von Recherchen und sachlich korrekten Beiträgen, auch wenn diese unter zunehmendem Zeitdruck und Stress produziert
werden. Das Einhalten der journalistischen Sorgfaltspflicht macht den Unterschied zwischen unabhängigen Journalismus oder Content und Meinungsmache aus. Es geht bei der journalistischen Ethik auch um das Vertrauen in die Medien und in journalistische Angebote“, sagt Tina Groll, Bundesvorsitzende der dju in ver.di zum vorgelegten Jahresbericht.
Bei großen Themen sauber gearbeitet
Als positiv bewertete der Presserat, dass er Beschwerden über die relevantesten Nachrichtenthemen größtenteils als unbegründet zurückweisen konnte. „Bei großen Themen wie den Kriegen in Israel und Gaza sowie in der Ukraine haben die Print- und Online-Medien ganz überwiegend sauber gearbeitet“, so die Sprecherin des Presserats Kirsten von Hutten. Auch insgesamt waren wie in den Jahren zuvor mehr als zwei Drittel der behandelten Beschwerden unbegründet.
Journalistische Kontrollinstanz
Verlage und Redaktionen würden jedoch dann zurecht gerügt, wenn um den Preis mangelnder Sorgfalt Artikel überzogen betitelt würden, um im Aufmerksamkeitsmarkt der Medienangebote Leser*innen anzuziehen, urteilt die dju. Deutsche Presserat beweise sich als journalistische Kontrollinstanz.
„Genau hinschauen und sorgfältig berichten, ist daher so wichtig wie nie,“ fordert Groll.
Es brauche daher Selbstkritik und die anerkannte Kontrollinstanz Presserat, wenn gegen die journalistischen Berufsstandards verstoßen worden sein sollte, sagt Groll.
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