Keine Rundfunkreform ohne faire Finanzierung

"Ohne uns kein Programm im MDR": Beschäftigte fordern die Finanzierung des ÖRR. Foto: ver.di

Die heutige Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) in Leipzig hat sich auf ihrer Sitzung zu einer Rundfunkreform in mehreren Staatsverträgen geeinigt. Zu einer Reform oder bedarfsgerechten Erhöhung des Rundfunkbeitrages konnte keine Einigung erzielt werden. ver.di kritisiert die Verzögerung und fordert eine angemessene Finanzierung.

Dazu erklärt Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im ver.di-Bundesvorstand: „Entgegen dem Rat der Fachkommission KEF, die keine kurz- und mittelfristigen Kostensenkungen aus den von den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten formulierten Reformen am Programm und Organisationstruktur ausmachen konnte, verweigern die Bundesländer der ARD, dem ZDF und Deutschlandradio die nötige Erhöhung der Rundfunkbeiträge ab dem Jahreswechsel.“

Rundfunkanstalten müssen sich wehren

Damit gerate der öffentlich-rechtliche Rundfunk unter politisch motivierten Druck. Die Bundesländer provozierten mit der Kostenschraube eine Einschränkung der Programmvielfalt und der Zukunftschancen. Dagegen müssten sich die Rundfunkanstalten nun mit ihrem verfassungsmäßigen Recht wehren, der Gang zum Bundesverfassungsgericht sei damit vorzeichnet.

„Guter Rundfunk, mit Vollangeboten in TV, Radio und Digitalangeboten und deren Weiterentwicklung für alle Bürgerinnen und Bürger braucht eine angemessene mit den Kostenentwicklungen steigende Finanzierung, darüber sind sich alle Expertinnen und Experten einig“, so Schmitz-Dethlefsen weiter.

„Die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten haben sich bewusst dagegen 25 entschieden und damit das Rundfunkverfassungsrecht gebrochen. Das ist schlecht für die Mediennutzerinnen und Mediennutzer, für das duale Mediensystem, für die angestellten und vor allem für die freien Beschäftigten im Rundfunk.“

Bundesverfassungsgericht hat bereits geurteilt

Schon mit Beginn der laufenden Periode des Rundfunkbeitrages gab es Uneinigkeit im Kreis der Bundesländer. Sachsen-Anhalt hatte die Ratifizierung eines Staatsvertrages aller Bundesländer verweigert. Im Juli 2021 hatte das Bundesverfassungsgericht diese Weigerung des Kollektivs aller Bundesländer als unrechtmäßig beurteilt und dann die Erhöhung des Rundfunkbeitrages verfügt. Darauf werden sich die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten nun erneut berufen müssen, da die Bundesländer ihrem verfassungsmäßigen Auftrag zur Festsetzung des Rundfunkbeitrages auch mit Beginn der kommenden Beitragsperiode von Anfang Januar 2025 bis Ende 2028 nicht nachkommen

Weitere aktuelle Beiträge

Filmfrauen ermächtigen sich

Das Internationale Frauenfilmfest (IFFF), jährlich abwechselnd in Dortmund und in Köln stattfindend, wirkt empowernd: Nach außen auf ein cineastisches Publikum, nach innen in die Branche hinein. Filmemacherinnen, Regisseurinnen, Bildgestalterinnen, Festivalkuratorinnen diskutierten miteinander über die Qualität feministischen, queeren und kulturell diversen internationalen Filmschaffens von Frauen. Wie unterm Brennglas fokussierte das Festivalteam Anfang April, unter Leitung von Maxa Zoller, aus Frauenperspektive aktuelles politisches Weltgeschehen und daraus resultierende gesellschaftliche Missstände.
mehr »

Medienkompetenz: Von Finnland lernen

Finnland ist besonders gut darin, seine Bevölkerung gegen Desinformation und Fake News zu wappnen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Schulen, aber die Strategie des Landes geht weit über den Unterricht hinaus. Denn Medienbildung ist in Finnland eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auf vielen Ebenen in den Alltag integriert ist und alle Altersgruppen anspricht. Politiker*innen in Deutschland fordern, sich daran ein Beispiel zu nehmen. Kann das gelingen?
mehr »

Beim Tatort selbst ermitteln

Ein Zocker sei er nicht. So sagte es Kai Gniffke, Intendant des Südwestrundfunks (SWR), als er im August vorigen Jahres auf der Gamescom in Köln zu Gast war. Am ARD-Stand hat sich der damalige Vorsitzende des Senderverbunds dennoch zum Zocken eingefunden, zu sehen auch im Stream auf der Gaming-Plattform Twitch. Erstmals hatte die ARD einen eigenen Auftritt auf der weltweit größten Messe für Computer- und Videospiele – ein deutliches Signal, dass die ARD auch auf Games setzt. Und das hat maßgeblich mit dem SWR zu tun.
mehr »

Europäische Serien werden erfolgreicher

Das Festival Series Mania bietet alljährlich einen internationalen Überblick der kommenden TV-Serienhighlights, wenn rund 5000 Branchenprofis aus 75 Ländern zusammenkommen. Auch in diesem Jahr feierten zahlreiche Produktionen mit ungewöhnliche Themen Premiere. US-Amerikanische Serien waren diesmal kaum vertreten. Das hat politische Gründe.
mehr »