Correctiv: In Russland unerwünscht

Bild: Britta Pedersen/dpa

Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat das Recherchenetzwerk Correctiv nach Angaben der Organisation zur sogenannten unerwünschten ausländischen Organisation erklärt. Der russische Staat stelle die journalistische Arbeit des Mediums damit „pauschal unter Strafandrohung“, erklärte Correctiv daraufhin wie unter anderem der epd berichtet. Unabhängige Recherche solle in Russland unmöglich gemacht werden.

Correctiv sei ab jetzt jede Tätigkeit in der Russischen Föderation gesetzlich untersagt, hieß es weiter. Das heißt auch: Russische Staatsbürger, die im In- oder Ausland mit Correctiv Kontakt haben, könnten von russischen Behörden verfolgt werden, denn jede Form der Zusammenarbeit mit Correctiv werde kriminalisiert. Dazu können die Teilnahme an Gesprächen, die Weitergabe von Informationen, die Mitwirkung an Recherchen und die Organisation gemeinsamer Projekte genau zählen wie das Weiterleiten eines Artikels, das Übersetzen eines Textes oder das Kommentieren oder Liken von Correctiv-Inhalten in sozialen Netzwerken.

Recherchearbeit wirkt

Zugleich zeige damit die Arbeit von Correctiv Wirkung. „Diese Einstufung ist ein Angriff auf unabhängigen Journalismus und ein Versuch, kritische Berichterstattung einzuschüchtern. Wir lassen uns davon nicht abhalten“, erklärte Correctiv-Gründer und -Herausgeber David Schraven. Die Einstufung erschwere zwar die Recherchen, aber mache sie nicht unmöglich. Man werde den Schutz potenzieller Quellen und Gesprächspartner aus Russland neu bewerten. „Wir werden unsere Sicherheitsmaßnahmen verstärken“, so Schraven.

Auch Reporter ohne Grenzen (RSF) verurteilte die Entscheidung der russischen Generalstaatsanwaltschaft. Die Einstufung sei „eine erneute Eskalation im Versuch, das Recht der Bevölkerung auf freie Information auszuhebeln“, sagte RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. Erst im August war auch RSF selbst auf die Liste der „unerwünschten Organisationen“ gesetzt worden, und am 16. Oktober auch der von RSF mitgegründete JX Fund. Das Gesetz sei bewusst vage gehalten und diene als Instrument maximaler Einschüchterung. Mehr als 250 internationale Medien und Organisationen stünden inzwischen auf dieser Liste, hieß es weiter.

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 steigt der Druck auf westliche Journalisten in Russland permanent. Correctiv hatte zuletzt über die Aufrüstung in Russland auch mithilfe deutscher Firmen berichtet.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Freie unter Honorar-Druck

Die prekären Arbeitsverhältnisse im Journalismus sind schon lange bekannt. Besonders trifft es aber freie Journalist*innen, deren Honorare sogar noch weiter sinken. Das hat auch Auswirkungen auf die Art des journalistischen Arbeitens.
mehr »

Anti-SLAPP-Gesetz ungenügend

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di kritisiert das von der Bundesregierung beschlossene Anti-SLAPP-Gesetz. Es beschränke den Schutz vor Einschüchterungsklagen nur auf grenzüberschreitende Fälle. Damit bleibe ein Großteil der realen Bedrohungslagen für Journalist*innen in Deutschland unberücksichtigt.
mehr »

Die Newsfluencer kommen

In Deutschland vertraut eine Mehrheit der Menschen beim Nachrichtenkonsum in der digitalen Welt noch immer mehrheitlich auf klassische Medien. Das ist eine Erkenntnis aus einer im Oktober 2025 veröffentlichten Studie des Reuters Institute. Die britische Denkfabrik wollte herausbekommen, wie Menschen sich im Netz informieren. Dafür sind Personen in 24 Ländern befragt worden.
mehr »

Trumps digitaler Medienpranger

Donald Trump verfolgt mit seinen Attacken auf Medien und Journalist*innen drei Hauptziele: Ablenkung von eigenen Verfehlungen, Bindung seiner rechten Unterstützer*innen und Selbstbereicherung. Große Medienkonzerne unterstützen ihn, um eigene Profitinteressen zu fördern. Das Resultat ist eine Bedrohung von Pressefreiheit und Demokratie.
mehr »