Der HR will sich sein Radio sparen

Foto: pexels deb

Die erst gestern in Frankfurt vom Hessischen Rundfunk (HR) vorgestellte „Radiostrategie“ entpuppe sich als Sparprogramm auf Kosten der Beschäftigten und des Programms, kritisierte die zuständige ver.di Gewerkschaftssekretärin Anja Willmann die Pläne des Senders. Der HR will künftig weniger Geld in seine linearen Radioprogramme investieren. Die frei werdenden Mittel sollen vor allem in digitale Produkte und Dialogangebote fließen.

„Betroffen sind insbesondere die Hörfunkwellen. Von sechs Wellen bleiben am Ende des Prozesses möglicherweise nur noch drei übrig. Die geplanten Einschnitte führen zu großen Unsicherheiten bei den Beschäftigten.“

Ihre Bedenken würden kaum berücksichtigt, sagte Willmann. „Selbstverständlich braucht der Hessische Rundfunk Ressourcen für digitale Produkte. Es ist aber nicht nachvollziehbar, dass ausgerechnet die Hörfunkprogramme ausgeblutet werden sollen“, kritisiert Willmann. „Bei einer Ausdünnung des Rundfunkangebots ist mit weiterem Akzeptanzverlust des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu rechnen.“

Die Reduzierungspläne im Radiobereich werden laut HR auch dazu führen, dass weniger Personal und weniger Fläche benötigt wird. Nach einem Zielbild für 2032 könnten im HR bis zu 15 Prozent der Stellen von angestellten und festen freien Mitarbeitern entfallen.

Kapitulation vor der Staatskanzlei

Dabei sei gerade  in Krisenzeiten die Umsetzung des Programmauftrags unabdingbar. „Die Reformen beim HR sind eine Kapitulation vor den Finanzvorgaben aus den Staatskanzleien der Bundesländer, die einen stabilen Rundfunkbeitrag einfordern. In dieser Situation wäre es Aufgabe des Intendanten, sich für eine auskömmliche Finanzierung einzusetzen und nicht in vorauseilendem Gehorsam den Rotstift anzusetzen“, so Willmann abschließend

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Initiative: KI besser nutzbar machen

Der Dominanz der globalen Big-Tech-Konzerne etwas entgegensetzen – das ist das Ziel einer Initiative, bei der hierzulande zum ersten Mal öffentlich-rechtliche und private Medienanbieter zusammenarbeiten. Sie wollen mit weiteren Partnern, vor allem aus dem Forschungsbereich, ein dezentrales, KI-integriertes Datenökosystem entwickeln. Dadurch soll die digitale Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Medienstandorts gestärkt werden.
mehr »

Italien: Protest gegen Entlassung von EU-Korrespondent

Der italienische Journalist Gabriele Nunziati, Brüsseler Korrespondent der Nachrichtenagentur Agenzia Nova, hatte der Sprecherin der Europäischen Kommission, Paula Pinho, eine Frage zur Verantwortung Israels für den Wiederaufbau des Gazastreifens gestellt. Daraufhin beendete seine Agentur das Arbeitsverhältnis mit ihm.
mehr »

Anteil von Frauen in Führung sinkt

Nach Jahren positiver Entwicklung sinkt der Anteil von Frauen in Führungspositionen im Journalismus das zweite Jahr in Folge. Der Verein Pro Quote hat eine neue Studie erstellt. Besonders abgeschlagen sind demnach Regionalzeitungen und Onlinemedien, mit Anteilen von knapp 20 Prozent und darunter. Aber auch im öffentlichen Rundfunk sind zum Teil unter ein Drittel des Spitzenpersonals weiblich.
mehr »

Filmtipp:  Nürnberg ’45 

Hauptfigur des bewegenden Dokudramas über die Nürnberger Prozesse ist der junge jüdische Auschwitz-Überlebende Ernst Michel, der nun als Journalist über die Verhandlungen berichtet. Den dokumentarischen Teil prägen Michel selbst (gesprochen von Heino Ferch), seine Tochter (Annette Frier) und der Sohn (Herbert Knaup) einer polnischen Überlebenden. In den Spielszenen wirken außerdem Francis Fulton Smith als Hermann Göring und Wotan Wilke Möhring als dessen Anwalt mit.
mehr »