Holger Friedrich will in den Osten

Wie dunkel ist es im und um den Berliner Verlag unter Holger Friedrich? Foto: Christian von Polentz

Holger Friedrich, seit 2019 zusammen mit seiner Frau Silke Eigentümer des Berliner Verlags und der Berliner Zeitung, will erklärtermaßen in die ostdeutschen Bundesländer expandieren. Das wird auf der Webseite von „Projekt Halle“ und in einem langen Essay der Berliner Zeitung erläutert. Ziel sei es, eine „Lücke in der Berichterstattung“ zu schließen, auch von „unabhängiger Berichterstattung“ ist die Rede.

Friedrich begründet das Vorhaben laut Webseite unter anderem damit, dass „die Medien“ über „die Veränderungen in der Welt berichten“ ohne dabei in „ausreichendem Maße“ zu reflektieren, „wie wir diese Veränderungen wahrnehmen und wie sie unser Handeln beeinflussen sollten“. Was genau dies heißt, steht nicht auf der Webseite, ansatzweise konkreter im Text:

„Das ‚Projekt Halle‘ ist der Versuch, der herabsetzenden Sicht auf Ostdeutschland in der Medienelite (alles Nazis oder Kommunisten, pfui!), der wachsenden Selbstbedienungsmentalität in politischen Strukturen (die Grüne Annalena Baerbock in New York) und dem Unvermögen der Politik, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern, ein unabhängiges, selbstbestimmtes Medium als Plattform für demokratische Meinungs- und Willensbildung entgegenzustellen.“

Nahe an Musk, Bezos – und Putin

Erst im Juli hatte eine Recherche der taz, die dafür mit knapp 20 ehemaligen und aktuellen Mitarbeiter*innen des Berliner Verlags unter Holger Friedrich – seine Ehefrau hat sich aus dem Verlagsgeschehen weitgehend zurückgezogen – gesprochen hat, die Entwicklungen des Unternehmens nachgezeichnet.

Sie stellt unter anderem dar, in welchen Kreisen und Netzwerken sich Holger Friedrich in den vergangenen Jahren bewegt hat und inwiefern dies auch die inhaltliche Ausrichtung der Berliner Zeitung maßgeblich prägt. Die unternehmerisch orientierte Linie lässt den Schluss zu, dass Friedrich die aktuelle politische Lage zum Anlass nehmen will, das Verlagshaus, mittels einer Expansion in die ostdeutsche Gesellschaft, zu stabilisieren. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Rechtsstaat lässt Journalist*innen im Stich

Mehr als siebeneinhalb Jahre nach dem schweren Angriff von Neonazis auf zwei Journalisten in Fretterode (Thüringen) im April 2018 beginnt zwei Tage vor Weihnachten am Montag, den 22. Dezember 2025 am Landgericht Mühlhausen das Revisionsverfahren gegen zwei Neonazis aus dem Umfeld von Thorsten Heise in Fretterode (Thüringen).
mehr »

Russland erklärt DW zur «unerwünschten Organisation»

Nach der gestern, am 14. Dezember 2025, bekanntgewordenen Hochstufung des deutschen Auslands-TV durch den russischen Staat von einer Auslandsagenten-Organisation zur unerwünschten Organisation fordert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) den wirksamen Schutz von durch Sanktionen betroffenen Journalistinnen und Journalisten.
mehr »

Freie unter Honorar-Druck

Die prekären Arbeitsverhältnisse im Journalismus sind schon lange bekannt. Besonders trifft es aber freie Journalist*innen, deren Honorare sogar noch weiter sinken. Das hat auch Auswirkungen auf die Art des journalistischen Arbeitens.
mehr »

Anti-SLAPP-Gesetz ungenügend

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di kritisiert das von der Bundesregierung beschlossene Anti-SLAPP-Gesetz. Es beschränke den Schutz vor Einschüchterungsklagen nur auf grenzüberschreitende Fälle. Damit bleibe ein Großteil der realen Bedrohungslagen für Journalist*innen in Deutschland unberücksichtigt.
mehr »