Holger Friedrich, seit 2019 zusammen mit seiner Frau Silke Eigentümer des Berliner Verlags und der Berliner Zeitung, will erklärtermaßen in die ostdeutschen Bundesländer expandieren. Das wird auf der Webseite von „Projekt Halle“ und in einem langen Essay der Berliner Zeitung erläutert. Ziel sei es, eine „Lücke in der Berichterstattung“ zu schließen, auch von „unabhängiger Berichterstattung“ ist die Rede.
Friedrich begründet das Vorhaben laut Webseite unter anderem damit, dass „die Medien“ über „die Veränderungen in der Welt berichten“ ohne dabei in „ausreichendem Maße“ zu reflektieren, „wie wir diese Veränderungen wahrnehmen und wie sie unser Handeln beeinflussen sollten“. Was genau dies heißt, steht nicht auf der Webseite, ansatzweise konkreter im Text:
„Das ‚Projekt Halle‘ ist der Versuch, der herabsetzenden Sicht auf Ostdeutschland in der Medienelite (alles Nazis oder Kommunisten, pfui!), der wachsenden Selbstbedienungsmentalität in politischen Strukturen (die Grüne Annalena Baerbock in New York) und dem Unvermögen der Politik, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern, ein unabhängiges, selbstbestimmtes Medium als Plattform für demokratische Meinungs- und Willensbildung entgegenzustellen.“
Nahe an Musk, Bezos – und Putin
Erst im Juli hatte eine Recherche der taz, die dafür mit knapp 20 ehemaligen und aktuellen Mitarbeiter*innen des Berliner Verlags unter Holger Friedrich – seine Ehefrau hat sich aus dem Verlagsgeschehen weitgehend zurückgezogen – gesprochen hat, die Entwicklungen des Unternehmens nachgezeichnet.
Sie stellt unter anderem dar, in welchen Kreisen und Netzwerken sich Holger Friedrich in den vergangenen Jahren bewegt hat und inwiefern dies auch die inhaltliche Ausrichtung der Berliner Zeitung maßgeblich prägt. Die unternehmerisch orientierte Linie lässt den Schluss zu, dass Friedrich die aktuelle politische Lage zum Anlass nehmen will, das Verlagshaus, mittels einer Expansion in die ostdeutsche Gesellschaft, zu stabilisieren. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten.

