Analyse: Macht der Plattformen

soziale Medien, wimmelbild

Haben Plattformen längst mehr regulierende Kraft als Staaten? Michael Seemanns Buch untersucht diese Frage. Symbolbild: M/Petra Dreßler

Ob Google, Lieferando, Amazon oder auch Wikipedia, Messengerdienste, Downloadportale von Filmen und Musik – ein Leben ohne digitale Plattformen ist kaum noch denkbar. Michael Seemann ist Kulturwissenschaftler, Sachbuchautor, Journalist und einer der profiliertesten Beobachter und Kritiker der digitalen Gesellschaft. In seinem Buch „Die Macht der Plattformen“ analysiert er die grundlegende Bedeutung, die Funktionsweise und den Einfluss der großen digitalen Plattformen.

„Plattformen sind in alle Lebensbereiche gedrungen. Sie produzieren unsere Fernsehserien, bringen uns von A nach B, organisieren unsere Unterkünfte in fremden Städten und Ländern, informieren uns über spannende Orte, Restaurants, Produkte. Wir organisieren unser Liebesleben über sie. Wir tragen sie in der Hosentasche, am Handgelenk, im Rucksack – und das oft gleichzeitig. Plattformen vereinfachen unser Leben und verkomplizieren es. Sie geben uns Freiheit und schränken sie ein. Sie regulieren unsere Leben und sollen stärker reguliert werden. Sie sammeln unsere Daten, Vorlieben und Erlebnisse. Sie bilden Modelle von uns und versuchen, unser Verhalten vorherzusagen. Plattformen moderieren, was wir sagen, und sie sind immer öfter unser Chef.“ (Auszug aus „Die Macht der Plattformen. Politik in Zeiten der Internetgiganten“ von Michael Seemann)

Plattformen haben Möglichlichkeitsräume von unvorhersehbarem Ausmaß geschaffen. Der Autor zeichnet in seinem Buch die Rolle von Plattformen als neue Regulierungsmechanismen präzise nach. Er analysiert, in welchem Verhältnis sie dabei zu Staaten und damit auch zur Demokratie stehen.

Seemann hat „Die Macht der Plattformen“ bereits 2021 veröffentlicht. Das Buch ist als Printversion im Ch. Links Verlag und bei der Bundeszentrale für politische Bildung erschienen. Da die Rechte des Werks an Seemann zurückgegangen sind, stellt er das Buch jetzt als EBook zum kostenlosen Download bereit.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

AfD-Einstufung zwingt Rundfunkgremien zum Handeln

Das zunächst unter Verschluss gehaltene Gutachten des Verfassungsschutzes, welches zur Einstufung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) als „gesichert rechtsextremistische Partei“ führte, wurde nunmehr durch Medien veröffentlicht. Innenminister Dobrindt ließ zunächst offen, inwiefern juristische Schritte gegen die Veröffentlichung geplant seien. Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im Bundesvorstand von ver.di, begrüßt, dass nun öffentlich über das Zustandekommen der Einstufung diskutiert werden kann.
mehr »

„Gewerkschaften müssen Schutz bieten“

Marina Weisband hat zuletzt zusammen mit Doris Mendlewitsch das Buch "Die neue Schule der Demokratie. Wilder denken, wirksam handeln." herausgegeben. Die 37-Jährige diskutiert im Gespräch mit M die Rolle von Medien und Gewerkschaften in autoritärer werdenden Staaten und wie das Geschäft mit der Aufmerksamkeit eine ungleiche Machtverteilung befördert.
mehr »

Soziale Medien: Nachbarschaft fördern

Die Ergebnisse eines Forschungsprojekts zeigen, dass und wie Soziale Medien den Zusammenhalt in Nachbarschaften fördern können. Zwar sei eine niedrigschwellige Zugänglichkeit und eine auf realen Begegnungen basierende Vertrauensebene unerlässlich, aber die Online-Kommunikation schaffe unter Umständen eine neue Qualität sozialer Nähe, so die Forschenden.
mehr »

RBB: Nach- und Neubesetzungen

Beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) wird es voraussichtlich im Herbst eine neue Leitung der Programmdirektion geben. Es gehe darum, dann die Neubesetzung mit dem eingeleiteten Konsolidierungs- und Reorganisationsprozess aufeinander abzustimmen, erklärte der RBB auf Anfrage. Damit wird es keine schnelle Nachbesetzung der Programmdirektorenstelle geben.
mehr »