Propaganda besser aufdecken

Der Propaganda Monitor legt Strukturen weltweiter Desinformation offen. Grafik: Reporter ohne Grenzen

Die internationale Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hat den Propaganda Monitor gelauncht – eine Sammlung von investigativen Recherchen, Hintergrundartikeln und Interviews mit internationalen Expertinnen und Experten, die fortlaufend erweitert wird. Der Monitor soll helfen, Taktiken, Mechanismen und Akteure aufzudecken, die scheinbar journalistische Formate nutzen, um ihre politische Ideologie zu verbreiten und Menschen zu manipulieren.

„Mit dem Propaganda Monitor wollen wir einen Beitrag gegen die weltweite Verbreitung von Propaganda und Desinformation leisten“, sagt RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. „Wir decken auf, wie Propaganda entsteht, wer davon profitiert und mit welchen geopolitischen Zielen sie verknüpft ist. Denn: Nur, wenn wir alle das System dahinter kennen, können wir dagegen vorgehen.“

Anlässlich des Starts des Propaganda Monitors veröffentlicht RSF eine Reihe von Artikeln zu russischer Propaganda, darunter eine Analyse, wie der Staatssender RT trotz Sanktionen Kreml-Propaganda auf dem Balkan verbreitet, und ein Interview mit Vladimir Rouvinski, Experte für russische Propaganda, über den Erfolg von RT in Lateinamerika. Die Portraits zweier für den Kreml aktiver Propagandisten aus Italien und der Ukraine zeigen außerdem, wie der Kreml seinen internationalen Einfluss via Influencer ausbreitet. RSF deckte kürzlich ein russisches Fake-Video auf, dass von einem russischen Troll über X verbreitet wurde und eine angebliche Studie von RSF über Nazi-Symbole in der Ukraine zitiert.

Unabhängigen Journalismus stärken

Zukünftig soll es allerdings nicht nur um die Propaganda des Kremls gehen, denn der systematische Versuch durch Kommunikation die Meinung und das Verhalten von Menschen zu beeinflussen, ist ein weltweites Phänomen. Dort, wo Pressefreiheit fehlt, fehlen zuverlässige Informationen und Propaganda nimmt ihren Platz ein, so RSF. Auch unabhängiger, vielfältiger Journalismus muss demnach weiter gestärkt werden. Die Organisation hat zu diesem Zweck bereits zwei Projekte aufgebaut: Das Swoboda-Satellitenpaket bündelt unabhängige russische Exilmedien und internationale Kanäle, die auf Russisch senden, und erreicht laut RSF potenziell bis zu 4,5 Millionen Haushalte in Russland sowie 800.000 Haushalte in den russisch besetzten Gebieten der Ukraine. Und die Operation Collateral Freedom macht zensierte Informationen wieder zugänglich, indem Webseiten gespiegelt werden. Beide Projekte sind auch über den Propaganda Monitor zu finden.

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