Podcast: Radio Taiwan International

Pedienpodcast

M- Der Podcast

Radio Taiwan International (RTI) hält eines von wenigen deutschsprachigen Rundfunkangeboten der ostasiatischen Region bereit, ausfinanziert vom taiwanesischen Kulturministerium und mit einer Hörer*innenschaft in 144 Ländern. Warum RTI eine beachtenswerte und auch unabhängige  Informationsquelle darstellt, hat sich Danilo Höpfner vom M-Medienpodcast einmal genauer angehört.

Wer kennt noch Radio Berlin International? Der Auslandshörfunk der DDR sendete vielsprachig, um einer weltweiten Hörerschaft das Leben im Realsozialismus zugänglich zu machen – und wurde 1990 abgeschaltet. Ähnliches drohte Anfang des Jahres der bekannten internationalen Radiostation Radio Free Europe/Radio Liberty, dass von der US-Regierung die Gelder gestrichen bekommen hatte und nun von der EU mit 5,5 Millionen Euro notfinanziert werden muss. Und auch die Deutsche Welle (DW) bietet keinen klassischen Hörfunkdienst mehr an.

Radio Taiwan International hingegen befindet sich finanziell in keiner prekären Lage und sendet als staatlicher Sender seit 97 Jahren täglich weltweit – und als einziger Sender in Taiwan auch auf deutsch.

Chinesischer Einfluss

Die geopolitische Lage indessen ist kompliziert, weshalb die traditionelle Kurzwelle auch der aktuellen Redaktion weiterhin als Sendemittel der Wahl gilt – der taiwanesisch-chinesische Konflikt um die Zugehörigkeit zu China kann jederzeit dafür sorgen, dass Informationen beispielsweise unabhängig vom Internet verbreitet werden müssen. Und weil RTI auch in China und Myanmar zu empfangen ist, wo der Zugang zu unabhängigen Medien begrenzt ist, stellt der Radiosender eine wichtige Quelle auch für Kritiker*innen des autoritär geführten Staates dar.

Aber das ist nicht alles: Im Gespräch mit Danilo Höpfner vom M-Medienpodcast berichtet die aktuelle RTI-Chefredakteurin Li von bekannten „Hörer-Clubs“ von RTI in 144 Ländern. Wieviele Hörer*innen genau auf das Kurzwelle-Angebot zugreifen, kann zwar niemand sagen, aber auf den Kanälen der Sozialen Medien wachsen die User*innen-Zahlen kontinuierlich.

Erste Quelle aus der Region

Gründe, den taiwanesischen Sender, wenn schon nicht täglich, so doch des öfteren als Informationsquelle zu nutzen, gibt es einige. Denn neben dem Interesse für die ostasiatische Insel selbst, sagen die Programminhalte generell viel über die Region und vor allem über China aus, dass seinen Anspruch auf Taiwan in den vergangenen 40 Jahren nie aufgegeben hat. Gerade weil sich die Spannungen in den vergangenen Jahren wieder verstärkt haben, ist das deutschsprachige Angebot eine seriöse und direkte Quelle für kritische und zugleich regionale Informationen ohne staatliche Zensur – von Expert*innen vor Ort. RTI strebt in dem Zusammenhang auch Kooperationen mit anderen rechtlichen Medien an.

Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine vor über drei Jahren entschied die Redaktion, neben der russischen Sprache auch ein Angebot auf ukrainisch ins Programm zu nehmen – um sich deutlich als demokratischer Akteur zu erkennen zu geben, wie Redakteurin Li sagt. Dieser Anspruch bezieht sich allerdings auch auf Taiwan selbst. Die objektive Berichterstattung und auch eine kritische Betrachtung von Ereignissen auf der Insel seien maßgebliche Kriterien ihrer Arbeit, erklärt die Leiterin der deutschsprachigen Abteilung Thiu: „Mit uns als Auslandssender können die Politiker in Taiwan ohnehin keine Wählerstimmen gewinnen“, meint sie gelassen.

 

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von SoundCloud. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Rechtsstaat lässt Journalist*innen im Stich

Mehr als siebeneinhalb Jahre nach dem schweren Angriff von Neonazis auf zwei Journalisten in Fretterode (Thüringen) im April 2018 beginnt zwei Tage vor Weihnachten am Montag, den 22. Dezember 2025 am Landgericht Mühlhausen das Revisionsverfahren gegen zwei Neonazis aus dem Umfeld von Thorsten Heise in Fretterode (Thüringen).
mehr »

Russland erklärt DW zur «unerwünschten Organisation»

Nach der gestern, am 14. Dezember 2025, bekanntgewordenen Hochstufung des deutschen Auslands-TV durch den russischen Staat von einer Auslandsagenten-Organisation zur unerwünschten Organisation fordert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) den wirksamen Schutz von durch Sanktionen betroffenen Journalistinnen und Journalisten.
mehr »

Freie unter Honorar-Druck

Die prekären Arbeitsverhältnisse im Journalismus sind schon lange bekannt. Besonders trifft es aber freie Journalist*innen, deren Honorare sogar noch weiter sinken. Das hat auch Auswirkungen auf die Art des journalistischen Arbeitens.
mehr »

Anti-SLAPP-Gesetz ungenügend

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di kritisiert das von der Bundesregierung beschlossene Anti-SLAPP-Gesetz. Es beschränke den Schutz vor Einschüchterungsklagen nur auf grenzüberschreitende Fälle. Damit bleibe ein Großteil der realen Bedrohungslagen für Journalist*innen in Deutschland unberücksichtigt.
mehr »