Streikbedingte Ausfälle bei Radio Bremen

Das Funkhaus von Radio Bremen mit einem Denkmal für den Humoristen, Karikaturisten, Regisseur und Schauspieler Loriot. Die Bronzeskulptur zeigt Loriots legendäres Sofa mit Mops - eine Anspielung auf einen Loriot-Spruch: Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.
Foto: Eckhard Stengel

„buten un binnen“, die regionale Nachrichtensendung von Radio Bremen und seiner Tochter Bremedia, ist am Freitag wegen eines Streiks der Beschäftigten nach einem unzureichenden Tarifangebot des Senders ausgefallen. Ebenso haben die Hörfunkwellen nur ein Notprogramm gesendet. Ein Viertel der Beschäftigten von Radio Bremen und der Bremedia, weit mehr als 100 Beschäftigte, hat nach einem Aufruf der Gewerkschaft ver.di ab 16:30 Uhr seine Arbeit niedergelegt.

Beide Häuser wollen in Gehalts- und Honorartarifverhandlungen ihren festen und freien Mitarbeiter*innen Kaufkraftverluste von 10 Prozent zumuten. Zudem kam es zu B-einträchtigungen bei der Talkshow „3 nach 9“ und bei mehreren Radioprogrammen.

„Radio Bremen wird der Verantwortung gegenüber ihren Beschäftigten derzeit  nicht gerecht und die Kolleg*innen sehen sich nach erfolglosen Verhandlungen zu diesem Schritt gezwungen, um der Arbeitgeberin den Ernst der Lage vor Augen zu führen“, sagte Markus Westermann, Geschäftsführer des ver.di-Bezirks Bremen-Nordniedersachsen. „Wir bedauern jeden Programmausfall im essenziellen öffentlich-rechtlichen Rundfunk sehr und hoffen, dass die Geschäftsführung keine weiteren Ausfälle erzwingt.“

Forderung nach Gehalts- und Honorarsteigerungen

Die Forderung von ver.di nach Gehalts- und Honorarsteigerungen von 10,5 Prozent für dieses Jahr soll lediglich annähernd die Einkommensverluste dieses und der vergangenen drei Jahre ausgleichen, in denen Steigerungen von insgesamt 9  Prozent einer Inflation von bisher 19 Prozent gegenüberstehen. Der Sender bietet eine Anhebung der Entgelte um 2,25 Prozent in diesem Jahr und eine mögliche weitere Steigerung um weitere 2,46 Prozent im nächsten Jahr an, gekoppelt an die Bedingung, nicht vor Mitte 2026 über weitere Entgeltsteigerungen zu verhandeln.

„ver.di sieht, unter welchem Druck der öffentlich-rechtliche Rundfunk in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht steht, und hat Radio Bremen und der Bremedia daher in zwei Verhandlungsrunden deutlich gemacht, dass unsere Forderung vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaftlichen Situation lediglich die Kaufkraftverluste der Beschäftigten ausgleicht“, sagte Mediensekretär Peter Dinkloh, Verhandlungsführer für ver.di.

„Leider verweigert sich die Geschäftsführung derzeit unseren Argumenten und trägt dadurch die direkte Verantwortung für unseren Streik. Wir als Gewerkschaft haben auch heute gegenüber dem Haus unser Verantwortungsbewusstsein für den Sender und unsere Gesprächsbereitschaft deutlich gemacht.“ Die nächste Verhandlungsrunde findet am 25. Juni in Bremen statt.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsame Standards für Medienfreiheit

In Brüssel wird der European Media Freedom Act (EMFA) bereits als "Beginn einer neuen Ära" zelebriert. Ziel der Verordnung ist es, die Unabhängigkeit und Vielfalt journalistischer Medien in der EU in vielfacher Hinsicht zu stärken. Doch wie er von den Mitgliedsstaaten  - vor allem dort, wo etwa die Pressefreiheit gefährdet ist wie Ungarn und der Slowakei - umgesetzt wird, zeigt sich erst im kommenden Sommer.
mehr »

Filmtipp: Die Saat des Heiligen Feigenbaums

Die Alten hüten die Asche, die Jungen schüren das Feuer. Konflikte zwischen den Generationen sind vermutlich so alt wie die Geschichte der Menschheit. Zumindest im Westen haben die im Rückblick als „68er-Bewegung“ zusammengefassten Proteste für tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzungen gesorgt. Angesichts des Klimawandels könnte sich das Phänomen wiederholen. Mohammad Rasoulofs Familiendrama, deutscher „Oscar“-Kandidat, beschreibt anhand der Demonstrationen im Iran, wie sich die Alten wehren.
mehr »

Die Zukunft der Filmförderung

In der morgigen Plenarsitzung des Bundestages wird über die Zukunft der deutschen Filmwirtschaft entschieden, der vom Bundestagsausschuss für Kultur und Medien beschlossene Gesetzentwurf zum Filmfördergesetz (FFG) steht zur Abstimmung auf der Tagesordnung. ver.di begrüßt eine Reform der Filmförderung, denn in Zukunft müssen Filmproduktionen Tarif- und Urheber-Vergütungen verbindlich einhalten.
mehr »

KI-Lösungen: Heise macht es selbst

Das Medienhaus „Heise Medien“ hat kürzlich das auf generative Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte Medienhaus „Deep Content“ (digitale Magazine „Mixed“ und „The Decoder“) aus Leipzig gekauft. Damit will Heise die Zukunft generativer KI mitgestalten. „Deep Content“ entwickelte mit „DC I/O“ ein professionelles KI-gestütztes Workflow-Framework für Content-Teams und Redaktionen. Bereits seit Juni dieses Jahres kooperiert Heise mit „Deep Content“ bei der Produktion des Podcasts „KI-Update“. Hinter der Übernahme steckt die Idee, den neuen Markt weiter zu erschließen und hohe Gewinne einzufahren.
mehr »