Beim Speeddating mit der Jugendpresse

YouMeCon Gruppe um Tisch

Bei der YouMeCon 2024 in Berlin. Foto: Susanne Stracke-Neumann

Die Jugendpresse Deutschland hat ein neues Konzept für ihre „Youth Media Convention“: Zwei kleinere Veranstaltungen „YouMeCon | kompakt“ mit rund 60 Teilnehmer*innen in zwei verschiedenen Städten statt eines großen Treffens pro Jahr. Der Auftakt war am Wochenende in Berlin mit dem Thema „Gamechanger KI?! Journalismus in Zeiten von ChatGPT&Co“. Dabei stellte auch die dju in ver.di den jungen Leuten ihre Arbeit vor und verteilte den neuen Volo-Ratgeber.

Anders als bei füheren Veranstaltungen der Jugendpresse sind die beteiligten Journalistenorganisationen wie die dju, der DJV, Correctiv oder die Otto-Brenner-Stiftung bei dem Kompakt-Konzept nicht mit einem Infostand vertreten, sondern präsentieren ihre Arbeit und ihre Publikationen in einem jeweils eigenen Raum in mehreren Kurzvorstellungen. Längere Einzelgespräche erlaubt dieses Format „Ver.netzt“ nicht, denn ständig läutet das Glöckchen für den Gruppenwechsel.

Thema KI bei der YouMeCon

Ein guter Anknüpfungspunkt für die dju im Gespräch mit denen, die sich für eine „YouMeCon“ mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz im Journalismus in den Intensiv- und Kompakt-Workshops angemeldet haben, war die #Krassmedial-Sommerakademie 2023 zur KI. Bei der „YouMeCon“ standen aber weniger urheberrechtliche Fragen auf dem Programm. Die Intensiv-Workshops befassten sich mit der Verbesserung des Stils durch die „Wolf-Schneider-KI“ der „Reporterfabrik“, der Anleitung „Bau dir einen KI-Assistenten“ und der Frage, wie man am besten über KI journalistisch berichtet.

Auch die Abendunterhaltung war von KI geprägt, mit einer Software, bei der das Publikum in der Online-Performance „Commune AI“ eine für diesen Zweck entwickelte Plattform benutzt, um virtuell ein eigenes Theaterstück zu gestalten. Der Sonntagvormittag war in zwei Kompaktworkshops dem Thema „Fake“ gewidmet: Es ging um Deep Fakes, KI-generierte rechte Hetze und Desinformation im Superwahljahr 2024, bevor die Teilnehmer*innen beim „Zukunftsbrunch“ ihr Feedback auf die gerade absolvierten Themen und die Wünsche für künftige Schwerpunkte aufschreiben konnten.

Faktenchecks und Deepfakes interessieren die Jugendpresse

Anhand der bunten Zettel zeigte sich, dass bei den Tools vor allem die Wolf-Schneider-KI und Google Maps beeindruckt hatten. Und die Einsicht, das KI nur ein Werkzeug ist, zu dem es mehr bildungspolitische Angebote geben sollte. Aber auch, dass Artifizielles und Virtuelles nicht alles ist: „Neue coole Leute“ und „Viele nette Menschis“ getroffen zu haben, steht bei den Jugendlichen weiter – oder nach Corona vielleicht erst recht – ganz oben auf der Liste der gewinnbringenden Eindrücke.

Auf der Wunschliste für die nächste „YouMeCon | kompakt“ standen neben noch mehr Anleitung zum Faktencheck auch Hilfe beim Umgang mit dem Hass gegen Journalist*innen im Netz, Informationen über den Berufseinstieg und über Symbiose oder den Gegensatz von Lokaljournalismus und weltweiter Berichterstattung.

Die nächste „YouMeCon | kompakt“ ist für Oktober 2024 in Köln geplant. Auf der Liste der gewünschten Besuche bei Medien stehen WDR (vor allem bei der „Maus“), Deutschlandfunk oder Kölner Stadtanzeiger. Die meisten Wunsch-Punkte bekam allerdings Jan Böhmermann mit dem „ZDF Magazin Royale“, das in Köln-Ehrenfeld produziert wird.


2025 folgen im Frühjahr München und im Herbst Dresden als Veranstaltungsorte für die „YouMeCon | kompakt“.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsame Standards für Medienfreiheit

In Brüssel wird der European Media Freedom Act (EMFA) bereits als "Beginn einer neuen Ära" zelebriert. Ziel der Verordnung ist es, die Unabhängigkeit und Vielfalt journalistischer Medien in der EU in vielfacher Hinsicht zu stärken. Doch wie er von den Mitgliedsstaaten  - vor allem dort, wo etwa die Pressefreiheit gefährdet ist wie Ungarn und der Slowakei - umgesetzt wird, zeigt sich erst im kommenden Sommer.
mehr »

Filmtipp: Die Saat des Heiligen Feigenbaums

Die Alten hüten die Asche, die Jungen schüren das Feuer. Konflikte zwischen den Generationen sind vermutlich so alt wie die Geschichte der Menschheit. Zumindest im Westen haben die im Rückblick als „68er-Bewegung“ zusammengefassten Proteste für tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzungen gesorgt. Angesichts des Klimawandels könnte sich das Phänomen wiederholen. Mohammad Rasoulofs Familiendrama, deutscher „Oscar“-Kandidat, beschreibt anhand der Demonstrationen im Iran, wie sich die Alten wehren.
mehr »

Die Zukunft der Filmförderung

In der morgigen Plenarsitzung des Bundestages wird über die Zukunft der deutschen Filmwirtschaft entschieden, der vom Bundestagsausschuss für Kultur und Medien beschlossene Gesetzentwurf zum Filmfördergesetz (FFG) steht zur Abstimmung auf der Tagesordnung. ver.di begrüßt eine Reform der Filmförderung, denn in Zukunft müssen Filmproduktionen Tarif- und Urheber-Vergütungen verbindlich einhalten.
mehr »

KI-Lösungen: Heise macht es selbst

Das Medienhaus „Heise Medien“ hat kürzlich das auf generative Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte Medienhaus „Deep Content“ (digitale Magazine „Mixed“ und „The Decoder“) aus Leipzig gekauft. Damit will Heise die Zukunft generativer KI mitgestalten. „Deep Content“ entwickelte mit „DC I/O“ ein professionelles KI-gestütztes Workflow-Framework für Content-Teams und Redaktionen. Bereits seit Juni dieses Jahres kooperiert Heise mit „Deep Content“ bei der Produktion des Podcasts „KI-Update“. Hinter der Übernahme steckt die Idee, den neuen Markt weiter zu erschließen und hohe Gewinne einzufahren.
mehr »