Buchtipp: Berufseinstieg bei Printmedien

Nachdem in den vergangenen Jahren – wie in anderen Medienbereichen auch – im Printmarkt viele Arbeitsplätze wegrationalisiert wurden, Gewinnmargen drastisch einbrachen und sich die konjunkturellen Aussichten deutlich eintrübten, kann ein Buch, das sich den Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten sowie den vielfältigen Karrieremöglichkeiten bei den Printmedien widmet, der Aufmerksamkeit gewiss sein.

Zuerst einmal stellen eine Reihe von Autoren in dem Sammelband fest, dass das Produkt Printmedien ein Produkt wie jedes andere sei und dementsprechend vermarktet werden müsse. So fordert der Werbemann Hans Dieter Maier in seinem Beitrag „Kreativ kombinieren. Marketing, Werbung und PR in den Printmedien“, dass die in der Medienbranche immer noch übliche Unterscheidung zwischen den Bereichen Printmedien und elektronischen bzw. digitalen Medien zunehmend zu vernachlässigen sei. Er vertritt die wohl zutreffende Meinung: „Die Szenarien der zu vermarktenden Produkte, auch der Medienprodukte, wandeln sich ständig. Je komplexer ihre Parameter mit fortschreitenden Märkten werden…desto differenzierter werden Analysen, Strategien, Instrumentarien, Maßnahmen und Abläufe.“ Maier schlägt als Ausweg aus diesem Dilemma die Fokussierung auf einen neuen Managertyp vor, dem Medienmarketing-Manager, der sich als Produktmanager „mit hoher Bereitschaft zur Initiative, der Befähigung zur vernetzenden Gesamtschau, zur Kooperation mit anderen Funktionen und zur Identifikation mit dem ihm anvertrauten Produkt“ versteht. Dieser Generalist, der viele Zuständigkeiten und Kompetenzen nach dem Willen der Unternehmensführungen nur zeitlich begrenzt, d.h. projektbezogen, ausübt, ist in vielen Firmen bereits Wirklichkeit.

Diese schöne neue Medienwelt unterliegt in dem vorliegenden Buch aber auch der Kritik. So nehmen Christa Hasenmaile und Claudia Scheck (hauptamtliche Mitarbeiterinnen ver.di Bayern), in einem Beitrag „Heiß begehrt und nicht immer einfach. Journalistische Anstellungsverhältnisse in den Printmedien“ aktuelle Probleme und Entwicklungen aus Arbeitnehmersicht aufs Korn: „Die Printbranche verliert an klaren Strukturen und an Qualität … Das Tohuwabohu in den journalistischen Anstellungsverhältnissen spiegelt sich nirgendwo so deutlich wie in den Arbeitsverträgen oder, besser gesagt in den einem Arbeitsvertrag ähnlichen Abmachungen …“.

Gut gelungen, weil detailliert und aktuell, sind die Beiträge über Studien- und Ausbildungswege. In dem Beitrag „Verlagskaufleute als Allrounder“ stellt Holger Paesler die Ausbildung zum Verlagskaufmann/-frau vor. Unter dem Titel „Kommunikationsdesigner und Mediengestalter“ geht Hans-Joachim Krietsch auf die Ausbildungswege im Bereich Mediendesign ein. Klaus Demuth und Thomas Plettenberg liefern Informationen zum Studiengang Visuelle Kommunikation. Theo Zintel gibt einen Überblick über produktionstechnische Ausbildungsberufe. Wie den Beruf des Verpackungsmittelmechanikers.

Fazit: Dieses praxisnahe Buch richtet sich vorwiegend an Auszubildende, Studierende und Berufsanfänger. Auf Grund der rasanten Entwicklung der Branche kann der Band jedoch nur einen Einstieg in die Thematik ohne Anspruch auf Vollständigkeit gewähren. Dem Verlag sowie dem Kooperationspartner MedienCampus Bayern e.V. ist es zu verdanken, dass ein alles in allem brauchbares und um detaillierte Informationen bemühtes Kompendium vorliegt, das auch preislich erschwinglich ist.

Gabriele Goderbauer-Marchner / Christian Blümlein,
Jobs im Printmarkt.
Reihe Berufsziel Medienbranche, BW Bildung und Wissen
Verlag und Software GmbH
Nürnberg 2002, 195 Seiten
9,80 Euro, ISBN 3 – 82414 – 8304 – 0

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Medienhäuser müssen Journalisten schützen

„Die Pressefreiheit ist auch in Deutschland zunehmend bedroht”, kritisiert die Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) in ver.di, Tina Groll, zum Internationalen Tag der Pressefreiheit. Die dju in ver.di verzeichne mit großer Sorge eine wachsende Anzahl der Angriffe, die die Gewerkschaft für Medienschaffende in einem internen Monitoring festhält.
mehr »

Spanien: Als Terrorist beschuldigt

Der katalanische Investigativjournalist Jesús Rodríguez hat Spanien verlassen, um ins Exil in die Schweiz zu gehen. Ihm wird von Ermittlungsrichter Manuel García-Castellón die Unterstützung terroristischer Akte vorgeworfen. Die Schweiz sieht im Vorgehen der spanischen Justiz gegen den Katalanen einen „politischen Charakter“.
mehr »

Buchtipp: Sprache des Kapitalismus

Über gendersensible Sprache läuft schon seit Jahren eine hochemotionale Debatte. In Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden gilt seit dem 1. April sogar ein Genderverbot. Über Begrifflichkeiten wie „steigende Preise“ oder Finanzkrisen, die wie ein „Tsunami“ über uns kommen, wird dagegen weniger gestritten. Sie beherrschen längst unser Denken und Sprechen, sind in unseren Alltag eingedrungen. Wer in diesem Wirtschaftssystem sozialisiert wurde, nutzt sie automatisch, ohne weiter darüber nachzudenken.
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »