Medienhäuser müssen Journalisten schützen

Gewalt gegen Journalist*innen ist bei Demonstrationen keine Ausnahme mehr. Foto: 123rf

„Die Pressefreiheit ist auch in Deutschland zunehmend bedroht”, kritisiert die Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) in ver.di, Tina Groll, zum Internationalen Tag der Pressefreiheit. Die dju in ver.di verzeichne mit großer Sorge eine wachsende Anzahl der Angriffe, die die Gewerkschaft für Medienschaffende in einem internen Monitoring festhält.

So erfasste der dju-Geschäftsführer Jörg Reichel vom Landesbezirk Berlin-Brandenburg allein für 2024 30 tätliche Angriffe auf Journalist*innen bisher bundesweit. Reichel hält die Attacken schon seit Jahren für ein Monitoring fest und steht in engem Austausch unter anderem mit Reporter ohne Grenzen.

Körperliche Angriffe nehmen zu

Die von der dju erfassten Zahlen decken sich mit den Daten einer Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit. Demnach sind die in dieser Untersuchung dokumentierten Fälle von körperlichen Angriffen auf Journalist*innen in Deutschland von 56 im Jahr 2022 auf 69 im vergangenen Jahr gestiegen. Berlin führte dabei das Ranking an, in der Hauptstadt gab es mit 25 Fällen die meisten Attacken auf Medienschaffende.

„Besonders gefährdet sind Reporterinnen und Reporter auf Demonstrationen”, sagt Groll.

Mehr als drei Viertel der dokumentierten Angriffe ereigneten sich auf Kundgebungen, über die Journalist*innen berichteten. „Dass viele Kolleginnen und Kollegen solche Reportereinsätze nur noch unter Schutz von Security ausüben können, ist nicht hinnehmbar”, sagt die dju-Vorsitzende. Neben einem besseren Schutz durch die Polizei fordert die dju in ver.di vor allem die Arbeitgeber auf, dem Kodex für Medienhäuser zum Schutz von Journalist*innen beizutreten und sich mehr für die Sicherheit ihrer festen und freien Mitarbeitenden zu engagieren. „Medienunternehmen sollten jetzt in solche Initiativen investieren und nicht Gelder kürzen”, sagt Groll.

Internationale Pressefreiheit

„Mit großer Sorge blicken wir auch innerhalb der europäischen und internationalen Journalismusverbände auf Verschärfungen von gesetzlichen Rahmenbedingungen wie etwa jüngst in der Slowakei, aber auch auf die steigende Zahl der bei der Arbeit getöteten Journalistinnen und Journalisten wie etwa im Nahen Osten oder der Ukraine”, sagt die dju-Bundesvorsitzende.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Ein Plädoyer fürs Zuhören

Zuhören, Gehörtwerden, den Dialog auf Augenhöhe führen – das sind Schlagworte unserer Zeit, Leerformeln der politischen Rhetorik. Mit dem Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen sprachen wir über journalistisches Zuhören, BigTech und den Sofortismus der Sozialen Medien.
mehr »

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Presse-Versorgung hält hohes Zinsniveau

Die Vertreter*innenversammlung der Versicherten der Presse-Versorgung hat beschlossen, die Gesamtverzinsung für das Jahr 2026 im dritten Jahr in Folge beizubehalten. Damit behauptet die Presse-Versorgung erneut ihre Spitzenposition im deutschen Lebensversicherungsmarkt.
mehr »

Digitale Mobilität als Machtfaktor

Smartphone, Social Media und Plattformen – wie werden Menschen durch mobile, vernetzte Medientechnologien sichtbar, und wer oder was bleibt unsichtbar? Welche Rolle spielen dabei Geschlechter- und Machtverhältnisse? Über diese Fragen diskutierten Medienforscher*innen  auf der Tagung „Bilder in Bewegung, mit Bildern bewegen: Gender, Macht und Mobilität“ in Tübingen.
mehr »