Seit 1991 arbeitet Karim El-Ghawary als Nahostkorrespondent, seit 2004 ist er Leiter des Büros des Österreichischen Rundfunks ORF in Kairo. Seine Kollegin, Mathilde Schwabeneder, leitet das ORF-Büro in Rom seit 2007. Die beiden Korrespondenten haben sich in dem Band „Auf der Flucht” mit ihren Reportagen zusammengetan, um ein Bild zur Flüchtlingsproblematik rund um das Mittelmer zu zeichnen.
Das Buch ist keine leichte Kost, weder für die Reporter noch für die Leser, wie El-Ghawary zugibt. Er könne es verstehen, wenn die Leser es nach der Hälfte zuklappten, doch „ein Buch kann man weglegen, die Wirklichkeit nicht”.
Die Autoren schildern Schicksale aus Syrien und Nordafrika, berichten über Fluchtversuche durch die Wüste und über das oft unterschätzte Mittelmeer, beschreiben das meist vergebliche Bemühen italienischer Strafverfolger, die großen Schlepper und Menschenhändler zu erwischen, die früher selbst oft Flüchtlinge waren. Sie berichten von Hilfsaktionen und ehrenamtlichen Helfern und den behördlichen Hemmnissen und finanziellen Restriktionen in der EU, die den nach jeder Katastrophe mit Hunderten von Ertrunkenen vorgebrachten Vorsatz „Nie wieder darf das passieren” als hohles Gerede erweisen.
Trotz der vielen niederdrückenden Geschichten gibt es auch optimistische Ausblicke: Das oberösterreichische Dorf Großraming, das die Aufnahme von Flüchtlingen zunächst gänzlich ablehnte und dann lernte, umzudenken, wurde zum „gallischen Dorf” – „Eine Gruppe unbeugsamer menschlicher Ehrenamtlicher, allein gelassen von jeglicher staatlicher Unterstützung und von der Politik.”