Depressiv in die Berufsunfähigkeit

Psychische Krankheiten sind Hauptursache für Berufsunfähigkeit bei Medienbeschäftigten

Stress im Beruf macht krank, Berufe in der Medienbranche gelten als besonders stressig: Allgemein verbreitete Ansichten, die jetzt belegt werden konnten. Eine berufsspezifische Untersuchung der Allianz-Lebensversicherung (veröffentlicht in der medizinischen Fachzeitschrift „Versicherungsmedizin“), belegt, dass Menschen mit Presseberufen am häufigsten wegen seelischer Erkrankungen ihren Beruf nicht mehr ausüben können.

Die Versicherungsstatistiker untersuchten die Gründe für Berufsunfähigkeit anhand eines großen Gruppenvertrages aus dem Bereich Medien über einen Zeitraum von 25 Jahren und zwar nur jene Fälle, in denen eine Berufsunfähigkeitsrente auch tatsächlich bewilligt wurde. Von den über 1000 Journalisten und Redakteurinnen, Verwaltungskräften, Kameraleuten und Fotografen (30 Prozent Frauen) musste mehr als ein Viertel ihre Arbeit wegen psychischer Erkrankungen aufgeben. „Depressionen“ hieß die Diagnose bei den seelischen Krankheiten in über der Hälfte der Fälle, gefolgt von neurotischen Störungen und Suchterkrankungen. Bei den Erkrankungen des Bewegungsapparates, die an dritter Stelle nach Tumorerkrankungen als Ursachen stehen, liegen Wirbelsäulenerkrankungen mit etwa der Hälfte in Führung.

Vor allem Frauen gehen mit kranker Seele vorzeitig in Rente

Wenn man zwischen Männern und Frauen differenziert, ergibt sich ein sehr unterschiedliches Bild: Bei Männern stehen Herz-Kreislauferkrankungen (39 Prozent) an erster Stelle, psychische Erkrankungen (38.6 Prozent) an zweiter, Erkrankungen des Bewegungsapparates an dritter (36,4 Prozent). Bei Frauen ist die kranke Seele noch häufiger dafür verantwortlich, dass sie die Rente wegen Berufsunfähigkeit beantragen und auch bekommen. Bei ihnen stehen seelische Störungen mit 58 Prozent mit deutlichem Abstand auf Platz eins, gefolgt von Erkrankungen des Bewegungsapparates (33,4 Prozent) und Tumorerkrankungen (25,2 Prozent). Herz-Kreislauferkrankungen spielen bei den Frauen mit 9,4 Prozent im Gegensatz zu den Männern kaum eine Rolle.

Durchschnittlich 50 Jahre alt waren die Rentenempfänger/innen, wobei die Männer 51, die Frauen dagegen erst 46 Jahre alt waren. Suchterkrankungen liegen statistisch auf dem 7. Platz derjenigen Krankheiten, die zur Berufsunfähigkeit führen. Die muss freilich nicht von Dauer sein: Immerhin 11 Prozent der Rentenempfängerinnen konnten nach durchschnittlich 45 Monaten an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.

Alltag geprägt von Stress und Hektik

Versicherungsstatistiker wissen seit langem, dass bei Menschen mit „Schreibtischberufen“ oder mit „geistiger und kreativer“ Tätigkeit ohne körperliche Belastungen die psychischen Belastungen höher sind als bei Menschen mit körperlich anstrengenden Berufen. Die Ergebnisse der Untersuchung zu den Presseberufen sind freilich besonders auffallend. Die Studie macht dafür den „Alltag des Journalisten“, der „von Stress und Hektik geprägt ist“, verantwortlich und konstatiert, dass neben den psychischen Erkrankungen auch „Suchterkrankungen – Alkohol, Medikamente und in geringerem Maße Drogen“ sehr häufig sind.

 

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