In einer Erklärung wehren sich die Redakteurinnen und Redakteure von ARD und ZDF zu Recht gegen den Vorwurf des „Staatsfunks“, wie er ihnen in zahllosen Zeitungsartikeln gemacht wird. Die Reaktion des BDZV-Präsidenten Döpfner zeigt: Die Verlage kämpfen gegen den falschen Feind. Zeit, die Gräben zu schließen.
Die Redakteurinnen und Redakteure von ARD, ZDF und Deutschlandradio haben offenbar einen wunden Punkt getroffen, als sie heute in ihrer Frankfurter Erklärung einen deutlichen Appell an ihre Kolleginnen und Kollegen in den Zeitungsredaktionen gerichtet haben. Der Tenor der Veröffentlichung der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redakteursausschüsse (AGRA): Warum werden sie in Zeitungsartikeln als „Staatsfunk“ verunglimpft, wo es doch eigentlich darum gehen sollte, zusammenzuhalten und gemeinsam als Journalistinnen und Journalisten gegen Populismus und Fake News einzustehen?
Die Reaktion des BDZV-Präsidenten und Vorstandsvorsitzenden des Axel Springer-Verlags, Matthias Döpfner, ließ nicht lange auf sich warten und sie zeigt, dass die Verlage nach wie vor den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als ihren Hauptgegner ansehen und das Angstszenario der „Staatspresse“ an die Wand malen. Und die Schuldfrage wird gleich mitbeantwortet: Die öffentlich-rechtlichen Onlineangebote sind es, die es den Verlagen unmöglich machten, im Internet Geld zu verdienen.
So einfach ist es aber nicht. Einerseits haben die Öffentlich-Rechtlichen ein verfassungsgerichtlich verbrieftes Recht darauf, sich auch online weiterzuentwickeln, um dort die Beitragszahler_innen mit Informationen zu versorgen. Andererseits zeigen andere Länder, etwa die USA, in denen der öffentlich-rechtliche Rundfunk so gut wie keine Rolle spielt, dass die Verlage trotzdem Probleme haben, Refinanzierungsmodelle im Internet zu finden. Die wirkliche Zukunftsfrage für die deutsche Medienlandschaft muss deshalb vielmehr lauten: Wie positioniert man sich gegenüber Facebook, Google und Co.? Sie sind es, die mit ihren Algorithmen und Geschäftsmodellen den Zugang zu Informationen maßgeblich bestimmen.
Als ver.di setzen wir uns für einen Journalismus ein, der verbindet und nicht trennt. Unser Anspruch ist es, gemeinsam – ob in öffentlich-rechtlichen oder privatwirtschaftlichen Medien – für journalistische Qualität zu sorgen und mit fundierter Recherche Populismus und Falschnachrichten den Kampf anzusagen. Im Interesse aller Medienschaffenden setzen wir unsere Kraft in den Sendern genauso wie in den Verlagen dafür ein, dass die Journalistinnen und Journalisten aus den Gräben kommen, miteinander sprechen und erkennen, dass sie alle für eine gemeinsame Sache arbeiten.
Frank Werneke ist stellvertretender Vorsitzender der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft und Leiter des Fachbereichs Medien, Kunst und Industrie.