40 Jahre Verband deutscher Schriftsteller
Mit einer literarischen Festveranstaltung zum 20. Jahrestag des Mauerfalls zwischen West und Ost sowie zwei Fachdiskussionen zu Digitalisierung und Urheberrecht feierte der Verband deutscher Schriftsteller (VS) in ver.di unter dem Titel „Samtene und digitale Revolution“ am 11. und 12. November in Berlin sein 40jähriges Bestehen.
VS-Vorsitzender Imre Török erinnerte daran, dass Heinrich Böll 1969 bei der Gründungsveranstaltung im Kölner Gürzenich zur „Einigkeit der Einzelgänger“ und zum „Ende der Bescheidenheit“ der Kulturschaffenden aufgerufen hatte. Schriftstellerinnen und Autoren kämpften heute immer noch gegen niedrige Honorare, aber zusätzlich sei durch die Digitalisierung eine „neue Bedrohung auf leisen Sohlen“ dazugekommen, sagte Imre Török.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) versprach den versammelten VS-Mitgliedern, auch weiterhin ihr „Verbündeter“ zu sein und sie im Kampf gegen privatwirtschaftliche Kulturaneignung wie die Bücherdigitalisierung durch Google zu unterstützen. Kulturschaffende hätten allen Grund den Kopf hoch zu tragen, schließlich sei die Kultur- und Kreativwirtschaft ein bedeutender ökonomischer Faktor, was der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke mit einem Hinweis auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft ebenfalls unterstrich.
Den literarischen Teil des Festakts bildeten die Lesungen von Artur Becker und Pavel Kohout, von Erich Loest, selbst von 1994 bis 1997 Vorsitzender des VS, sowie von Katja Müller-Lange, Ines Geipel und dem österreichischen Schriftsteller Josef Haslinger, der seit Jahren am Literaturinstitut in Leipzig unterrichtet.
In den Erinnerungsrunden übte Kohout harte Kritik an den ersten 20 Jahren des VS. Er warf den damals westlichen, links orientierten Mitgliedern vor, die nicht-kommunistischen Intellektuellen des Ostblocks zu wenig unterstützt zu haben. Hier sei Aufarbeitung zu leisten. Wie Török schon zu Beginn des Festakts meinte: „Erinnerungsarbeit bleibt in einem Europa ohne Grenzen und Stacheldraht eine zukunftsweisende Aufgabe – nicht nur für Schriftsteller.“