dju kritisiert Rausschmiss von Journalistin auf AfD-Parteitag

Scharf kritisiert die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di den Ausschluss der renommierten Journalistin Andrea Röpke vom Landesparteitag der Alternative für Deutschland (AfD) in Mecklenburg-Vorpommern: „Es ist nachvollziehbar, dass die AfD-Funktionäre lieber unter sich bleiben und sich nicht von einer preisgekrönten Journalistin wie der Rechtsextremismusexpertin Andrea Röpke beobachten lassen wollen. Aber ob sie wollen oder nicht: Die Beobachtung, Analyse und Kommentierung dessen, was wir in einer Demokratie unter Politik verstehen, ist Aufgabe der Medien in der Demokratie“, sagte die dju-Bundesgeschäftsführerin Cornelia Haß.

Die AfD warf der freien Journalistin und Rechtsextremismus-Expertin vor, sie habe im Saal AfD-Mitglieder fotografieren wollen, um die Bilder später auf Internetseiten linker Gruppen zu stellen. Die 50-Jährige hatte zuletzt im Auftrag der Schweriner SPD-Landtagsfraktion ein Buch über die rechtsextreme Szene in Mecklenburg-Vorpommern vorgelegt und war 2015 für ihre Arbeit vom Zentralrat der Juden in Deutschland mit dem Paul-Spiegel-Preis ausgezeichnet worden.
„Wir haben nichts anderes gemacht als die Kollegen“, sagt Röpke der taz. „Ich hatte das Gefühl, dass es vor allem ehemalige Anhänger anderer rechter Parteien waren, die veranlasst haben, uns rauszuwerfen.“ Ein Sprecher der AfD habe ihr verboten, ihn zu filmen. „Das ist kein Umgang einer demokratischen Partei“, so Röpke.„Das ist kein Umgang einer demokratischen Partei“, so Röpke.
„Die AfD dokumentiert mit dem Ausschluss einer akkreditierten Pressevertreterin einmal mehr, dass sie nicht dem demokratischen Parteienspektrum zuzuordnen ist“, erklärte dazu auch Haß. Schon mehrfach seien AfD-Vertreterinnen und -Vertreter dadurch aufgefallen, dass sie die Rolle der Medien in einer demokratischen Gesellschaft nicht akzeptiert hätten, heißt es in der dju-Pressemitteilung. So seien Wortlautäußerungen im Nachhinein abgeschwächt und dann behauptet worden, man sei falsch zitiert worden. Auch Aufrufe zur Gewalt gegen Medien habe es gegeben.

 

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