Referat Freie in den Medien beim Hauptvorstand der IG Medien
M: Nicole, Du arbeitest seit Dezember letzten Jahres fest für das Referat Freie in den Medien beim Hauptvorstand. Wie bist Du dazu gekommen?
N. Weber: Die Veränderung der Arbeitswelt führt zu einer Erosion des sogenannten Normalarbeitsverhältnisses, der vollzeitigen Arbeitnehmertätigkeit, hin zu selbständiger Tätigkeit. In der Betreuung der freiwillig und der unfreiwillig Selbständigen liegt damit ein ganz zukunftsträchtiger Bereich gewerkschaftlicher Arbeit. Ich hatte schon während des Jurastudiums in Marburg mit Gewerkschaften zu tun. Für die ÖTV Hessen habe ich Jugendbildungsseminare gemacht, z.B. JAV-Schulungen. Den arbeitsrechtlichen Schwerpunkt habe ich in der ganzen Ausbildung nicht mehr aufgegeben. Gleichzeitig war mir immer klar, daß ich nicht mit Akten und Kommentaren in einem Büro versauern will, um über Streitfälle zu entscheiden, für die es keine besseren Lösungen mehr gibt.
Die Stelle war ausgeschrieben mit einer ganzen Reihe von juristischen Anforderungen, nicht aber als spezielle Jurist/innen-Stelle. Die Verknüpfung von gestalterischem, politischen Spielraum und von rechtlichen Fragestellungen hat mich gereizt. Mit dem Recht alleine kommt man ja häufig nicht weit …
M: Referat Freie in den Medien – was muß man sich darunter vorstellen? Was ist das konkret?
N. Weber: Das ist Koordination und die zentrale Betreuungsarbeit für eine nicht ganz kleine Personengruppe. Das sind alle freiwillig und unfreiwillig Selbständigen in Medienberufen, das sind Journalistinnen und Journalisten, natürlich nicht nur im Printbereich, Freie im öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk, beim Film und in der Multimediabranche. Die Bundeskommission Freie gehört natürlich dazu, das Gremium der IG Medien, das fachgruppenübergreifend richtungsweisend sein soll, damit die Interessen des Kunst- und des Medienbereiches gebündelt nach außen vertreten werden können.
Die BKF gestaltet auch ein Bildungsprogamm, dieses Jahr mit 6 Seminaren.
M: Woran arbeitest Du zur Zeit?
N. Weber: Wir arbeiten daran, projektweise das Service-Angebot für Freie zu verbessern. Zum Beispiel gibt es seit neuem für Foto-Journalistinnen und -Journalisten Allgemeine Geschäftsbedingungen.
Zusammen mit der Kooperationsbüro Multimedia in Frankfurt und dem Webmaster der IG Medien, Dirk Elsäßer, arbeite ich an einer Honorarumfrage für Multimediaschaffende. Das ist ja ein boomendes Betätigungsfeld gerade für Freie. So wird dann häufig die Frage gestellt, was kann ich für meine Leistung fordern? Weil hier aber alles in freier Entwicklung ist, müssen wir zunächst einmal Kernbereiche von Tätigkeiten erfassen, um dann definierte, nachvollziehbare Berufsbeschreibungen zu ermöglichen. In diesem Stadium sind wir gerade.
Ein anderer Schwerpunkt ist der Bereich der Filmschaffenden. Es ist ja kein Geheimnis, daß wir dort nicht so stark vertreten sind. Mittelfristig muß sich das ändern,gerade im Hinblick auf die Tarifverhandlungen.
Die Frage „Was bringt mir die Gewerkschaft“ ist von vielen nicht politisch gemeint. Daß wir Lobby-Arbeit machen, national wie international, wird weniger als persönlicher Anreiz wahrgenommen. Gerade im Bereich des Urheberrechts ist das aber sehr wichtig, wie die EU -Richtlinie über Kabel- und Satellitenweiterleitung zeigt. Bei der IG Medien gibt es wie bei keiner anderen Gewerkschaft Erfahrungen in der Freienarbeit. Das sollten wir besser herausstreichen. Natürlich müssen wir noch vieles verbessern, aber gerade im Vergleich brauchen wir uns nicht zu verstecken. Der Freienbereich ist ein Thema, zu dem auch die zweitkleinste DGB-Gewerkschaft in einem großen Verbund etwas Wichtiges beitragen kann.