Essentials zur Verbundgewerkschaft

Beschluß des Landesfachgruppenvorstandes – Baden-Württemberg der Fachgruppe Journalismus (dju/SWJV)

Der Landesfachgruppenvorstand der Fachgruppe Journalismus in Baden-Württemberg sieht in der Schaffung einer Verbundgewerkschaft Chancen und Risiken. Wir wollen nicht „Bedenkenträger“ spielen, wohl aber müssen wir auf Diskussionen unter den Kolleginnen und Kollegen in den vergangenen Wochen hinweisen. Befürchtet wird vor allem, die journalistischen Belange könnten in einer großen Verbundgewerkschaft zu kurz kommen. Selbst eine nur vermeintliche Vernachlässigung journalistischer Belange ist mit unserem Selbstverständnis nicht vereinbar.

Wir machen deshalb ausdrücklich darauf aufmerksam, daß es gerade in unserem Bereich eine starke und künftig wohl zunehmende Konkurrenz geben dürfte. Deshalb regen wir auch an, künftig wieder stärker als „Deutsche Journalisten-Union“ (DJU/SWJV) zu firmieren statt nur als Fachgruppe. Wir erlauben uns zudem den Hinweis, daß unsere Mitglieder relativ hohe Beiträge bezahlen. Attraktiv können wir nur sein, wenn die Mitglieder dafür auch eine Gegenleistung erhalten. Dies betrifft sowohl den Ausbau des Service, als auch die folgenden einstimmig beschlossenen Essentials. Nur wenn diese erfüllt werden, können wir unseren Mitgliedern einen Beitritt zu einer Verbundgewerkschaft empfehlen.

Insbesondere fordert der Landesfachgruppenverband:

  • Es muß auch in Zukunft eine eigenständige monatliche Zeitschrift für die Journalisten geben. Konkret: „Menschen Machen Medien“ darf nicht in einer anderen Zeitschrift untergehen
  • Auf Bundesebene muß weiterhin mindestens eine hauptamtliche Kraft für die Fachgruppe beschäftigt werden, so wie bisher Rudi Munz. Die Bundesgeschäftsstelle einschließlich Sekretariat muß also erhalten bleiben
  • Auf Landesebene ist weiterhin ein hauptamtlicher Ansprechpartner nötig, der auch für die Fachgruppe arbeitet, so wie bisher Gerhard Manthey. Dieser muß seine Arbeit für unsere Fachgruppe mindestens im bisherigen Umfang weiterführen können
  • Die Fachgruppe organisiert ihre Veranstaltungen wie bisher in eigener Regie und legt etwa ihre Seminare selbst fest
  • Wie bisher ist die Fachgruppe für ihre Öffentlichkeitsarbeit selbst verantwortlich und bringt in eigener Regie etwa Presseerklärungen heraus. Dies gilt für journalistische Themen genau so wie für allgemeinpolitische Fragen
  • Die Tarifautonomie der Fachgruppe wird nicht angetastet. Wie bisher werden Forderungen durch eigene Tarifkommissionen formuliert, die auch die Verhandlungen führen sowie über Annahme oder Ablehnung von Tarifabschlüssen entscheiden
  • Die Fachgruppe entscheidet selbst, auf welchen Ebenen (Bund, Land, Bezirk, Ort) sie sich organisiert
  • Die Fachgruppe erhält ihr eigenes Budget, das sie selbst verwaltet. Unter Fachgruppe verstehen wir die Fachgruppe Jounalismus in ihrer jetzigen Form, nicht etwa die heutige IG Medien, die künftig als Fachgruppe firmieren könnte.

Auf einer Sitzung im Mai werden wir Vorstellungen darüber entwickeln, wie sich die Fachgruppe Journalismus in Baden-Württemberg ihre künftige organisatorische Betreuung vorstellt.

Wir hoffen, mit unseren Essentials einen Beitrag für die Klärung des Verhältnisses zwischen der möglichen künftigen Verbundgewerkschaft und ihren journalistischen Mitgliedern zu leisten. Die Diskussion darüber sollte, soweit sie noch nicht begonnen hat, spätestens jetzt stattfinden, denn jetzt werden die Weichen gestellt. Wir möchten nochmals ausdrücklich darauf hinweisen, daß wir nur bei Berücksichtigung dieser Essentials unseren Mitgliedern eine Verbundgewerkschaft empfehlen können.


  • Für den Landesfachgruppenvorstand Baden-Württemberg Ulrich Schreyer, Sprecher des Vorstandes
nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Journalismus unter KI-Bedingungen

Digitalkonzerne und Künstliche Intelligenz stellen Medienschaffende vor neue Herausforderungen. „KI, Big Tech & Co. – was wird aus dem Journalismus?“ lautete folgerichtig der Titel der 11. Medienpolitischen Tagung von ver.di und DGB am 16. Oktober in Berlin. Über 80 Wissenschaftler*innen, Rundfunkräte und Journalist*innen informierten sich auch über den aktuellen Stand der Debatte über den neuen Medien“reform“staatsvertrag.
mehr »

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »

Klimaleugnung in den Medien

Rechtspopulistische Bewegungen machen weltweit mobil gegen den Klimaschutz. Sie zeigen sich „skeptisch“ gegenüber dem Klimawandel und lehnen klima- und energiepolitische Maßnahmen ab. Ein Widerspruch: Obgleich „Klimaskepsis“ und die Leugnung des menschengemachten Klimawandels vielfach zentrale Positionen der politischen Rechten markieren, existieren auch gegenläufige Tendenzen in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz. Denn auch Rechte waren stets in Umweltbewegungen zugegen. Das hat Tradition.
mehr »

Drei Fragen: Zu Kürzungen im BR

Auch in Bayern muss gespart werden. Vor dem Rundfunkrat kündigte der Bayrische Rundfunk (BR)  nun konkrete Streichungen im Programm an. Der ungelöste Tarifkonflikt führt indes immer wieder zu Warnstreiks und Programmausfällen. Wir sprachen mit der ver.di Gewerkschaftssekretärin Annette Greca über die Programmreduzierungen und ihr Folgen.
mehr »