Evangelischer Journalistenschule Berlin droht das Aus

Gerade erst hatte der Rat der Evangelischen Kirche Deutschlands seinen Beschluss verkündet, die Wochenzeitung „Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt“ auf eine Monatsbeilage einzudampfen, da setzte es die nächste Hiobsbotschaft: der Evangelischen Journalistenschule in Berlin droht nach nur sechs Jahren Existenz das Aus.

Wegen „Finanzierungsproblemen“, so teilte der Träger – das Frankfurter Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) – mit, soll die 1995 gegründete Ausbildungsstätte zum Jahresende geschlossen werden. Der jährliche Etat der Schule beträgt 680000 Mark. Davon wurde bislang 100000 Mark vom Bundespresseamt, weitere 250000 Mark vom kirchlichen Medienfonds getragen. Eine dauerhafte Weiterfinanzierung der Schule aus Projektmitteln, so hieß es von Seiten des GEP, sei nicht länger möglich. Vom kommenden Jahr an werde stattdessen die Evangelische Medienakademie eine „neu konzipierte, anders finanzierte“ Ausbildung für Medienberufe anbieten.

In der Öffentlichkeit stieß der Kirchenbeschluss auf völliges Unverständnis. Die Mentoren und Mentorinnen – darunter Jürgen Leinemann, Herbert Riehl-Heyse, Joachim Jauer und Vera Gaserow – bezeichneten die geplante Abwicklung der Schule nach nur drei Jahrgängen als „gigantischen Schildbürgerstreich“. Die Entscheidung, die Schule „wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen“, werde „den Kredit, den sich die Kirche durch die Schule erworben hat, verspielen“.

Auch die Journalisten in der IG Medien bedauerten das mögliche Aus für die Berliner Schule. Es drohe, so der stellvertretende Vorsitzende der Fachgruppe Journalismus (DJU), Manfred Protze, nicht nur der Verlust eines „kompetenten Faktors“ in der Journalistenausbildung. Verloren gehe auch ein „Element handwerklich hochstehender und zugleich ethisch fundierter Ausbildung“. Gerade in einer Medien-Gegenwart, die „von einem beinharten und vielfach rücksichtslosen Wettbewerb gekennzeichnet“ sei, müsse es Journalisten geben, „die ihre tägiche Arbeit nicht nur am Geschäftserfolg und an Quoten, sondern auch am Gebot der Wahrhaftigkeit und an der strikten Wahrung der Menschenwürde orientieren“. Protze forderte die Träger auf, die Entscheidung mit Blick auf die „besondere Verantwortung der Kirchen in diesem Bereich“ noch einmal zu überdenken

Protest gegen die geplante Schließung meldeten auch die ummittelbar Betroffenen vom aktuellen Jahrgang der Evangelischen Journalistenschule an. Die 16 Volontäre sprachen von einem „völlig falschen Signal“ der Kirche. Sie erinnerten an die Gemeinsame Medienerklärung der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der EKD von 1997, wonach die Kirchen „auch bei knapper werdenden finanziellen Möglichkeiten“ einen „qualifizierten Beitrag für eine menschengerechte Kommunikation in der Gesellschaft“ leisten müssten. Den vermeintlichen Sparzwang konterten die Volontäre mit dem Hinweis auf die Kosten des Expo-Auftritts der Evangelischen Kirche. Mit den 18,75 Millionen Mark, die die Kirche in Bau und Betrieb ihres Pavillons in Hannover stecke, so die Journalistenschüler, „könnte unsere Schule noch rund 30 Jahre unterhalten werden“.

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