Faire Praktika in den Medien

Journalistenverbände formulieren Richtlinien

Ohne Praktikum läuft beim Berufseinstieg in den Journalismus fast nichts, denn eine Bewerbung ohne Arbeitsproben ist sinnlos. Auch die freie Mitarbeit beginnt häufig mit einem Praktikum. Gerade die Medienbranche hat sich zu einem Tummelplatz für die „Generation Praktikum“ entwickelt, und zwar vor allem für deren unbezahlten Teil.

In den Unternehmen anderer Branchen sind unbezahlte Praktika eher selten, bei Medien und in (öffentlichen) Kultureinrichtungen sind sie auch für Hochschulabsolventinnen und -absolventen immer häufiger geworden, wie die Studie „Generation Praktikum?“ von DGB-Jugend, Hans-Böckler-Stiftung und der Absolventenforschung der FU Berlin gezeigt hat.
Ob vor, während oder nach dem Studium, viele Praktika dienen nicht der Ausbildung der jungen Menschen, sondern der Ausbeutung, von einfachen Büroarbeiten bis hin zu verantwortungsvollen Jobs in Fernsehproduktionen. Nach dem Studium, so warnen Experten inzwischen, können unbezahlte Praktika sogar zu einem Negativpunkt im Lebenslauf für eine Bewerbung werden. Deshalb haben junge Mitglieder der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union dju die Initiative ergriffen und die betroffenen Journalisten- und Verlegerverbände an einen Tisch gebracht, um über Regeln für faire Praktika in den Medien zu reden. Eine gemeinsame Lösung mit den Verlegern hat die Praktikums-Offensive bisher nicht gebracht, doch rechtzeitig zu den Semesterferien haben die dju, die Jugendpresse Deutschland und der Deutsche Journalistenverband DJV ihre gemeinsame Forderung veröffentlicht.

Rechte und Pflichten

Sie verlangen, dass grundlegende Bedingungen des Praktikums von der Dauer (längstens sechs Monate) über die Lernziele bis hin zu Haftung und Krankheitsfall vertraglich geregelt werden sollen. Rechte und Pflichten des Praktikanten sollen zu Beginn klar besprochen und eine leistungsgerechte Vergütung vereinbart werden. Eine Betreuungsperson, eine fundierte Einführung und das Kennenlernen verschiedener redaktioneller Tätigkeiten stehen ebenso im Forderungskatalog wie ein qualifiziertes Zeugnis über das Praktikum. Die Beschäftigung von Praktikanten darf nicht der Stelleneinsparung dienen, die Praktikanten sollen nicht mit einer vagen Versprechung einer feste Stelle zur Verlängerung überredet werden. Ein weiteres Ziel der dju in dieser Praktikums-Offensive ist es, die Aufmerksamkeit der Betriebsräte verstärkt auf diese oft ungeklärte Ausbildungs-/Ausbeutungssituation zu lenken.

Informationen

Wortlaut der Praktikarichtlinie auf der Homepage der dju.

Weitere Informationen:
www.dgb-jugend.de und www.students-at-work.de.
Gedrucktes Infomaterial zu Praktikum und Volontariat kann bei der dju unter dju-campus@verdi.de bestellt werden:
Flyer-Serie „Journalismus konkret“: Heft 4 „Praktikum“ und Heft 11 „Junge Journalisten“, auch als PDF; Broschüren „Journalistische Praktika und Programme im Ausland“ und „Der Volo-Ratgeber, Handbuch „Fuß fassen – Wege in den Journalismus“.

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