Gleiche Bezahlung und mehr Schutz für Frauen in den Medien

Den Equal-Pay-Day im März gab es bereits bei schönerem Wetter wie 2019.
Foto (Archiv): Christian von Polentz

Anlässlich des Equal-Pay-Days und des Internationalen Frauentags fordert die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di endlich die gleiche Bezahlung und mehr Schutz für Frauen in der Medienbranche. „Noch immer verdienen Frauen in Deutschland 18 Prozent weniger als Männer in vergleichbaren Berufen. Damit liegen wir auf dem drittletzten Platz im europäischen Vergleich. Das ist beschämend im Jahr 2023!“, erklärt die dju-Vorsitzende Tina Groll.

Die schlechtere Bezahlung betreffe in den Medien sowohl Festangestellte wie auch besonders freie Mitarbeiterinnen, so Groll. Insbesondere durch die Pandemie habe sich die Situation der Frauen – nicht nur in den Medien – verschlechtert, weil sie gleichzeitig Homeoffice, Kinderbetreuung und Haushalt als Dreifachbelastung erledigen mussten. „Das hat nicht nur zu ökonomischen Verlusten durch mehr Teilzeitarbeit oder sogar Arbeitslosigkeit bis zu Renteneinbußen geführt, sondern auch zu psychischen Belastungen für die Kolleginnen“, so die Gewerkschafterin. Auch die Auswirkungen durch den Ukraine-Krieg machen sich wirtschaftlich für die Frauen bemerkbar. Tina Groll: „Die Politik, Arbeitgeber*innen und Auftraggeber*innen müssen hier durch gesetzliche Regelungen wie Rentenanpassungen und massive Lohn- und Honorarerhöhungen massiv nachbessern!“

Eine gewisse Hoffnung, um das Ziel zur gleichen Bezahlung zu erreichen, macht der dju das richtungsweisende Grundsatz-Urteil des Bundesarbeitsgerichts im Fall einer Dresdner Vertriebsmitarbeiterin aus dem Februar: Egal, ob die Frau verhandelt hat oder nicht, sie hat in gleicher Position Anspruch auf gleiche Bezahlung wie männliche Kollegen. Daran ändere auch nichts, wenn der männliche Kollege ein höheres Entgelt fordert und der Arbeitgeber dieser Forderung nachgebe. „Das müsse die Frauen nun einfordern – notfalls mit gewerkschaftlicher Unterstützung bei einer Weigerung“, betont Tina Groll.


Massiver Gender Pay Gap in Kulturberufen

Fehlende Transparenz bei Honorarzahlungen, Männerbünde und mangelndes Selbstvertrauen von Kolleginnen – all das trägt zu Einkommensunterschieden zwischen Männern und Frauen in der Kultur bei. Deshalb brauchen wir kollektive Verhandlungsmöglichkeiten für selbstständige Kreative. Tarifverträge und Basishonorare als Mindeststandards können vor ungleicher Bezahlung schützen.

Mehr: Massiver Gender Pay Gap in Kulturberufen – ver.di (verdi.de)

Weitere aktuelle Beiträge

Gleichstellungsbeauftragte im ÖRR stärken

Das Bekenntnis zur Gleichstellung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zeigt sich unter anderem im Vorhandensein von Gleichstellungsbeauftragten. Grundlage ist die jeweils entsprechende gesetzliche Regelung der Bundesländer, in denen die Sender angesiedelt sind. Gleichstellungsbeauftragte sollen nach dem Bundesgleichstellungsgesetz (BGleiG), die Beschäftigten vor Benachteiligungen aufgrund ihres Geschlechtes zu schützen und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz durchzusetzen.
mehr »

Safer reporting: Schutzkodex auf der re:publica

Das gesellschaftliche Klima ist eines der ganz großen Themen auf der diesjährigen Digitalmesse re:publica in Berlin. Auch Journalist*innen sind zunehmend Hass und Bedrohungen ausgesetzt – bei der Recherche, auf Demos oder in sozialen Medien. Das gefährdet nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Pressefreiheit insgesamt.  Dagegen hilft der Schutzkodex.
mehr »

Die ganz große Verweigerung

Der  öffentlich-rechtliche Rundfunk war schon immer Hassobjekt der Rechten. Auf politischer Ebene wollen sie ihn abschaffen, am Stammtisch wird gegen ARD und ZDF gehetzt. In Sozialen Medien oder in Chatgruppen geht es richtig zur Sache. Dort treffen sich sogenannte Rundfunkverweigerer. Ralf Hohlfeld und Vivian Stamer beschäftigen sich an der Uni Passau mit den Bereichen Journalistik und Strategische Kommunikation. Für ihre Studie haben sich die beiden auf die Suche nach sogenannten Rundfunkverweigerern gemacht.
mehr »

Eine Medienplattform für Europa

Für ARD und ZDF war es eine richtungsweisende Entscheidung, als sie vor einem Jahr mitteilten, ihre Mediathek-Software gemeinsam entwickeln zu wollen. Mit im Boot ist inzwischen auch das Deutschlandradio. Unter dem Projektnamen „Streaming OS“ laufen die Arbeiten. OS steht für „Operating System“, aber auch für „Open Source“. Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen wichtige technische Bausteine für ihre Streaming-Aktivitäten auch anderen Anbietern und Organisationen frei zugänglich machen. Eine europäische Ausrichtung haben sie ebenso im Blick.
mehr »