„Warum haben eigentlich die Besserverdiener so viele Möglichkeiten, den Staat auszutricksen?“ Dieser Frage ging „Hart aber fair“ in der ARD am Montag, dem 8. Oktober 2018 zur besten Sendezeit unter anderem nach. Vorstandmitglieder der dju in ver.di wandten sich danach an die Talkshow-Redaktion beim WDR und kritisierten, dass freie Journalist_innen pauschal zu den „Besserverdienern“ gerechnet wurden, die sich „bei der Stuererklärung – vorsichtig formuliert – unehrlich“ verhielten.
Beide Aussagen bedürften der Richtigstellung, meinen Gundula Lasch, Freienvertreterin im Bundesvorstand der dju in ver.di, und Peter Freitag, geschäftsführender dju-Vorstand, in dem Offenen Brief: Zum einen sei die Behauptung, freie Journalistinnen und Journalisten würden private Restaurantbesuche in unschöner Regelmäßigkeit als geschäftliche Essen mit Informanten deklarieren und damit ihre Steuerschuld verringern, unzulässig. Sie unterstelle einer ganzen Berufsgruppe ein solches Fehlverhalten. Die Redaktion habe ihre journalistische Sorgfaltspflicht verletzt.
Wenig mit der Realität zu tun habe auch die pauschale Einordnung freier Journalistinnen und Journalisten in die Gruppe der Besserverdiener. Sicher zählten einige Kolleginnen und Kollegen dazu, „möglicherweise“ auch Frank Plasberg. „Für das Gros der Freiberufler unter den Journalisten trifft das aber nicht zu. Viele von ihnen können angesichts beschämend niedriger Honorare vor allem bei den Tageszeitungen, aber auch bei privaten Radio- und Fernsehsendern inzwischen vom Journalismus allein nicht mehr leben. Und auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern gehört der überwiegende Teil der mehr oder weniger freien Journalistinnen und Journalisten nicht zu den Groß- oder Besserverdienern.“ Mit einiger Recherche hätte das schnell klargestellt werden können. Doch leider habe die Redaktion das bei der Vorbereitung der Sendung „offenbar unterlassen. Von Kolleginnen und Kollegen, die sich mit den Attributen ‚hart aber fair’ schmücken, empfinden wir dies als ausgesprochen unfair“, heißt es in dem Schreiben.
Auch der DJV reagierte. In einer Pressemitteilung wirft DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall der Talkshow „böswillige Verallgemeinerung zu Lasten eines ganzen Berufsstands“ vor. „Das Durchschnittseinkommen der Freien lag bei unserer letzten Umfrage bei 2.100 Euro monatlich – vor Steuern“, so Überall. In Zeiten von blankem Hass, der Medienvertreter_innen bei Demonstrationen entgegenschlage, sei es unverantwortlich, Ressentiments gegen Journalisten durch einen schlecht recherchierten Einspieler anzuheizen.