Haus Busch in Insolvenz

Verleger ziehen sich zum Jahresende zurück

Der nächste vierwöchige Volontärskurs steht ins Haus. Elf Beschäftigte in Haus Busch arbeiten mit trotzigem Mut, Engagement und unter höchster Anspannung an diesem Kurs und an ihren Multimediaprojekten, sie bangen um ihre Jobs. Mit ihnen droht eine renommierte Institution journalistischer Aus- und Weiterbildung unterzugehen: Haus Busch in Hagen hat Insolvenz angemeldet.

Der Insolvenzverwalter prüft bis Ende September, ob die Gesellschaft für publizistische Bildungsarbeit in Hagen noch zu retten ist. Der Vereinsvorstand will ein tragfähiges Konzept entwickeln. Dieser Niedergang hat viele Väter: die Zeitungsverleger, weil sie an der Ausbildung sparen, weniger Volontäre einstellen oder diese tarifvertragswidrig als billige Arbeitskräfte schuften lassen; die ständig sinkenden Zuschüsse aus der Staatskasse; der kontinuierliche Rückgang der Weiterbildung, weil festangestellten Journalistinnen und Journalisten Zeit und Freistellung fehlen, es den Freien an Zeit und Geld mangelt.

Gegründet wurde der Verein 1960. In der Gesellschafterversammlung von Haus Busch teilen sich Gewerkschaften und Verlegerverbände die Mandate. Die Besonderheit: der Internatsbetrieb auf dem alten Gutshof in Hagen. Seit 1974 bevölkern Volontäre in vierwöchigen Kursen Seminarräume, Mensa und moderne Zimmer im Anbau, den Park – und abends den Buschkeller, um den sich in den Redaktionen Legenden spinnen. Doch nostalgische Geschichten nutzen dem Budget nichts. Haus Busch konnte seinen Haushalt in den vergangenen Jahren ausgleichen, indem es Qualifizierungen für Infografiker, Newsdesigner und Pressestellenjournalisten entwickelte und über die Arbeitsagenturen Jahreskurse finanzierte – mit einer regelmäßigen Vermittlungsquote von über 70 Prozent. Ein Weg, der die Veränderungen der Medienwelt geschickt aufgriff.

Doch dieser Ausweg wird durch die Sparwelle bei der Arbeitsvermittlung und durch die Politik der raren Bildungsgutscheine versperrt. Selbst die Umstrukturierung der Kurse in einzeln buchbare Module half nicht. Diesen Sommer zahlten die Arbeitsagenturen erstmals nicht. Der Jahreskurs fällt aus.

Den Ausschlag für den Insolvenzantrag gab ein Finanzloch von mindestens 50.000 Euro, für das gegenüber der Hausbank keiner der Gesellschafter bürgen konnte oder wollte. Nun wird das Ringen um ein tragbares Konzept erschwert: durch die Ankündigung des Zeitungsverlegerverbandes NRW sowie des Bundesverbandes der Zeitungsverleger, zum Jahresende die Mitgliedschaft im Verein Haus Busch zu kündigen. Damit wackelt eine weitere Säule des Hagener Instituts, die Einsicht, dass die Tarifparteien gemeinsam für die Aus- und Weiterbildung verantwortlich sind. „Die Verleger wollen eine Schmalspurausbildung. Wir müssen auf die Einhaltung des Ausbildungstarifvertrags pochen, um die journalistische Qualität zu sichern“, fordert Udo Milbret, Vorsitzender der dju-NRW in verdi.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Journalismus unter KI-Bedingungen

Digitalkonzerne und Künstliche Intelligenz stellen Medienschaffende vor neue Herausforderungen. „KI, Big Tech & Co. – was wird aus dem Journalismus?“ lautete folgerichtig der Titel der 11. Medienpolitischen Tagung von ver.di und DGB am 16. Oktober in Berlin. Über 80 Wissenschaftler*innen, Rundfunkräte und Journalist*innen informierten sich auch über den aktuellen Stand der Debatte über den neuen Medien“reform“staatsvertrag.
mehr »

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »

Klimaleugnung in den Medien

Rechtspopulistische Bewegungen machen weltweit mobil gegen den Klimaschutz. Sie zeigen sich „skeptisch“ gegenüber dem Klimawandel und lehnen klima- und energiepolitische Maßnahmen ab. Ein Widerspruch: Obgleich „Klimaskepsis“ und die Leugnung des menschengemachten Klimawandels vielfach zentrale Positionen der politischen Rechten markieren, existieren auch gegenläufige Tendenzen in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz. Denn auch Rechte waren stets in Umweltbewegungen zugegen. Das hat Tradition.
mehr »

Drei Fragen: Zu Kürzungen im BR

Auch in Bayern muss gespart werden. Vor dem Rundfunkrat kündigte der Bayrische Rundfunk (BR)  nun konkrete Streichungen im Programm an. Der ungelöste Tarifkonflikt führt indes immer wieder zu Warnstreiks und Programmausfällen. Wir sprachen mit der ver.di Gewerkschaftssekretärin Annette Greca über die Programmreduzierungen und ihr Folgen.
mehr »