Haus Busch stellt Seminarbetrieb ein

Das traditionelle Ausbildungszentrum Haus Busch macht zum Jahresende dicht.
Foto: Frank Biermann

Mit dem 299. Volontärsseminar war Schluss. Das Hagener Journalistenzentrum Haus Busch, das wohl älteste Institut der redaktionellen Aus- und Weiterbildung in Deutschland, schließt nach 45 Jahren zum 31. Dezember 2019. Die Nutzungsvereinbarung mit der Stadt Hagen für die Gebäude läuft aus und der Trägerverein stellt seinen Geschäftsbetrieb ein. In die Bresche springt ab 2020 die gemeinnützige „Neue Gesellschaft für publizistische Bildungsarbeit“, die in Herne gegründet wurde.

Generationen von Journalist*innen bekamen den letzten Schliff in den Volontärsseminaren im Haus Busch. Und was im regulären Seminarbetrieb nicht vermittelt werden konnte, wurde abends beim Bier im legendären Buschkeller nachgeholt. „Wir bedauern diesen Schritt sehr, sehen uns aber zu diesem Vorgehen gezwungen. Hintergrund der Entscheidung ist eine hohe Rückforderung von Fördermitteln des Landes NRW aus den Jahren 2010 bis 2017, die der Verein in dieser Höhe nicht leisten kann, ohne dauerhaft in finanzielle Probleme zu geraten“ heißt es in einer Pressemitteilung von Haus Busch. Nach Informationen der Stadtredaktion der in Hagen erscheinenden Westfalenpost (WP), die inzwischen von der Institutsleitung bestätigt wurden, sind Verbindlichkeiten in Höhe von knapp 500.000 Euro aufgelaufen. Nach WP-Informationen sind erheblichen Außenstände offenkundig durch eigenes Verschulden entstanden: Bei einer Überprüfung durch die Bezirksregierung hatte sich herausgestellt, dass der Verein für Zukunftsqualifikation über Jahre gegen die Richtlinien des NRW-Weiterbildungsgesetzes verstoßen hatte: Die Mindestteilnehmerzahlen für die Seminare wurden nicht erreicht. Zum anderen lag der geforderte Mindestanteil der Weiterbildungsgäste aus NRW deutlich zu niedrig.

Am 6. Dezember 2019 erhielten 35 Volos vom Institutsdirektor Thomas Müller die letzten Zertifikate. Für Müller ist das Ende von Haus Busch „eine traurige Geschichte“. Mit diesem plötzlichen Ende habe er so nicht gerechnet, auch wenn die Höhe der Verbindlichkeiten schon länger bekannt gewesen sein. Er dankte ausdrücklich der Stadt Hagen für die gute Unterstützung. Für das gesamte Haus-Busch-Team endet nun die Beschäftigung an dem traditionsreichen Ort, einem Rittergut. Müller: „Ich habe überall viel guten Willen gespürt und hatte aus den Gesprächen den Eindruck, dass niemand will, dass das Haus Busch geschlossen wird“. Nach Angaben von Haus Busch seien die Anmeldezahlen auch für das Jahr 2020 vielversprechend gewesen.

Damit es auch 2020 im Ruhrgebiet eine unabhängige Anlaufstelle für journalistische Aus- und Weiterbildung gibt, hat sich die gemeinnützige „Neue Gesellschaft für publizistische Bildungsarbeit“ in Herne gegründet, die ihrerseits den Geschäftsbetrieb zum 2. Januar 2020 aufnehmen wird. Standort für die künftigen Seminare ist der Herner Shamrockpark. Direktorin wird Dagmar Thiel, freie Dozentin und Autorin. Etwa 50 Dozentinnen und Dozenten, viele davon auch schon für Haus Busch tätig, sollen dort für eine unabhängige journalistische Aus- und Weiterbildung sorgen. Kerngeschäft des neuen Instituts werden Volontärsseminare sein.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsame Standards für Medienfreiheit

In Brüssel wird der European Media Freedom Act (EMFA) bereits als "Beginn einer neuen Ära" zelebriert. Ziel der Verordnung ist es, die Unabhängigkeit und Vielfalt journalistischer Medien in der EU in vielfacher Hinsicht zu stärken. Doch wie er von den Mitgliedsstaaten  - vor allem dort, wo etwa die Pressefreiheit gefährdet ist wie Ungarn und der Slowakei - umgesetzt wird, zeigt sich erst im kommenden Sommer.
mehr »

Filmtipp: Die Saat des Heiligen Feigenbaums

Die Alten hüten die Asche, die Jungen schüren das Feuer. Konflikte zwischen den Generationen sind vermutlich so alt wie die Geschichte der Menschheit. Zumindest im Westen haben die im Rückblick als „68er-Bewegung“ zusammengefassten Proteste für tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzungen gesorgt. Angesichts des Klimawandels könnte sich das Phänomen wiederholen. Mohammad Rasoulofs Familiendrama, deutscher „Oscar“-Kandidat, beschreibt anhand der Demonstrationen im Iran, wie sich die Alten wehren.
mehr »

Die Zukunft der Filmförderung

In der morgigen Plenarsitzung des Bundestages wird über die Zukunft der deutschen Filmwirtschaft entschieden, der vom Bundestagsausschuss für Kultur und Medien beschlossene Gesetzentwurf zum Filmfördergesetz (FFG) steht zur Abstimmung auf der Tagesordnung. ver.di begrüßt eine Reform der Filmförderung, denn in Zukunft müssen Filmproduktionen Tarif- und Urheber-Vergütungen verbindlich einhalten.
mehr »

KI-Lösungen: Heise macht es selbst

Das Medienhaus „Heise Medien“ hat kürzlich das auf generative Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte Medienhaus „Deep Content“ (digitale Magazine „Mixed“ und „The Decoder“) aus Leipzig gekauft. Damit will Heise die Zukunft generativer KI mitgestalten. „Deep Content“ entwickelte mit „DC I/O“ ein professionelles KI-gestütztes Workflow-Framework für Content-Teams und Redaktionen. Bereits seit Juni dieses Jahres kooperiert Heise mit „Deep Content“ bei der Produktion des Podcasts „KI-Update“. Hinter der Übernahme steckt die Idee, den neuen Markt weiter zu erschließen und hohe Gewinne einzufahren.
mehr »